Samstag, 20. April 2024

Archiv

Frankfurter Buchmesse
Kleine Händler entdecken das Online-Geschäft

Die kleinen Buchhändler haben es schwer, gegen Online-Riesen wie Amazon zu bestehen: Das war das Fazit der Deutschen Buchmessen in den letzten Jahren. Doch mittlerweile präsentiert sich die deutsche Buchbranche mit neuem Selbstbewusstsein.

Von Brigitte Scholtes | 07.10.2014
    Ursula Leßke räumt auf der Buchmesse in Frankfurt am Main am Stand des Coppenrath Verlags Bücher in ein Regal.
    Die Buchbranche zeigt sich aufgeschlossen im Hinblick auf eine Flatrate für Bücher, die Amazon auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen möchte. (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    In den letzten Jahren war die Frankfurter Buchmesse im Wesentlichen von zwei Themen beherrscht: Das eine war die Digitalisierung, das andere die Sorge vor dem Online-Buchhandel. Inzwischen sieht man offenbar einen Weg gefunden, wie alt und neu nebeneinander bestehen können. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, gibt sich jedenfalls ganz entspannt:
    "Wir betreiben den zweitgrößten Buchmarkt der Welt. Der Buchhandel und der deutsche Buchmarkt zeichnet sich durch eine große Qualität und Vielfalt der deutschsprachigen Buchproduktion aus. Die deutsche Buchbranche hat eine fundierte verlegerische und buchhändlerische Basis. Und die deutsche Buchbranche ist sehr aufgeschlossen demgegenüber, was gerade so ganz allgemein unter dem Schlagwort 'digitaler Wandel' bezeichnet wird."
    Über 2.000 Buchhändler betreiben Onlineshops
    Mehr als 2.000 Buchhändler betrieben mittlerweile auch einen Onlineshop. Und tatsächlich fühlen sich die Buchhändler in dieser Hinsicht ein wenig als Vorreiter im Einzelhandel –wenn gleich sie auch wissen, dass sie es etwas leichter haben, im stationärem wie im elektronischen Handel zu bestehen. Denn für Bücher ist Preisbindung vorgeschrieben. Der Wettbewerb findet also vorrangig über den Service statt.
    In der Beratung aber sind die kleinen Buchhandlungen stark, während die großen wie etwa Hugendubel eher unter der Konkurrenz durch das Internet leiden. Deshalb haben viele, eher kleinere Buchhändler inzwischen auch weniger Sorge wegen Amazon: 16,3 Prozent der Bücher werden inzwischen zwar online verkauft, Amazon habe daran schätzungsweise einen Anteil zwischen 50 und 70 Prozent, sagt Riethmüller:
    Weniger Sorgen wegen Amazon
    "Wir können feststellen, dass es insgesamt leicht runtergegangen ist, so wie der Onlinehandel insgesamt leicht verloren hat im letzten Jahr. Das ist ja die Tendenz, und das Erstaunliche und das Erfreuliche für einen Sortimenter wie mich, dass wir im stationären Sortiment tatsächlich diese Stabilisierung haben und leicht ansteigende Umsätze haben.
    Das hängt eben damit zusammen, dass Leser immer nachhaltiger denken und durchaus die Buchhandlungen als kulturelle Stätten innerhalb ihrer Städte und ihrer Umgebung ansehen und den Buchhandel in dieser Form offensichtlich weiterhin haben wollen."
    Der stationäre Buchhandel hatte sich zwar im vergangenen Jahr etwas erholt, in den ersten acht Monaten verlor er mit 1,8 Prozent immerhin etwas weniger Umsatz als der gesamte Buchhandel. Aber Riethmüller ist recht optimistisch:
    Taschenbücher leiden unter E-Book-Konkurrenz
    "Im Jahr 2014, auch wenn wir momentan noch einen leichten Rückgang haben gegenüber dem Vorjahr, glaube ich, dass wir wahrscheinlich bei null Prozent rauskommen werden. Das hängt damit zusammen, dass ich glaube, dass wir wahrscheinlich ein starkes Herbstgeschäft haben werden. Das sieht man jetzt schon an der Erholung des Septembers und des beginnenden Oktobers."
    Vor allem die Taschenbücher büßen kräftig ein: Ihr Umsatz ging bis August um 7,3 Prozent zurück, sie spürten die Konkurrenz des E-Books am deutlichsten. Aufgeschlossen zeigt sich die Branche aber auch im Hinblick auf eine Flatrate für Bücher, die Amazon auf der Buchmesse vorstellen möchte. Auch hier also zeigt die deutsche Buchbranche neues Selbstbewusstsein.