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Frankfurter Musikmesse
Mit dem Lennon-Bus auf den Klangspielplatz

Derzeit trifft sich die Musikbranche in Frankfurt, mehrere zehntausend Gäste werden erwartet und machen die Messe zur weltweit größten ihrer Art. Überall kracht, klirrt und klingt es - allerdings drücken die Branche auch Nachwuchssorgen.

Von Thomas Elbern | 15.03.2014
    Nein, ich bin hier nicht auf irgendeiner Dubstep-Party gelandet, sondern am Stand von Sonic Sales. Hier wird unter anderem der Beat Tweaker vorgeführt, ein neues und innovatives Plug-in für den Computer, mit dem man im Handumdrehen verrückte Rhythmen erzeugen kann. Im Hintergrund arbeitet eine clever programmierte Matrix, die dem Anwender schnelle Ergebnisse erlaubt. Für Steve Baltes vom Sonic Sales Vertrieb eine wirkliche Innovation:
    "Man musste früher alles von Hand schneiden und editieren, um diese Sounds hinzubekommen. Das ist bei Break Tweaker nun deutlich einfacher und somit perfekt für moderne Stile – wie Dubstep, Trap und Elektro – und ich denke, dass der Break Tweaker die Art und Weise, wie elektronische Musik produziert wird, auch nachhaltig über die nächsten Jahre beeinflussen und prägen wird. Den werden wir öfter hören."
    Das denke ich auch, als ich am Stand einer bekannten japanischen Firma den Vocoder teste, den sie nun recht preiswert als Tischgerät herausbringt und der elektronische Stimmverfremdungen von Daft Punk bis Krieg der Sterne zum Kinderspiel macht.
    Einer der großen Aufgabe der Frankfurter Musikmesse ist es, möglichst vielen Menschen den Zugang zu Musikinstrumenten spielerisch näher zu bringen. Den Spaß am Musizieren zu fördern scheint auch bitter nötig zu sein, denn der Handel klagt mittlerweile über fehlende Umsätze im instrumentalen Einsteigerbereich, da immer weniger Kinder und Jugendliche an das aktive Musizieren herangeführt werden.
    Auf dem Klangspielplatz
    Die Frankfurter Musikmesse will dagegenarbeiten, in dem sie den Spaßfaktor in den Vordergrund stellt. Innerhalb von "Music for Kids“ können Kinder im Rahmen einer Art Klangspielplatz erleben, wie es sich anfühlt, selbst Töne zu erzeugen.
    Erstmals in diesem Jahr präsent: der sogenannte Lennon-Bus. Das wohl größte rollende Ton- und Videostudio bietet alles an Bord, um einen Song einzuspielen, ein Video dazu aufzunehmen und auf dem Dach vielleicht noch ein Konzert zu geben.
    Der Bus ist eine Kooperation von diversen Instrumentenherstellern, privaten Sponsoren und John Lennons Witwe Yoko Ono. Das Musikmachen soll zu einer Art Gesamterfahrung werden. Der kreativen Imagination freien Lauf zu lassen war ganz im Sinne von John Lennon und Yoko Ono und wird in diesem Bus auch für Laien in die Tat umgesetzt, wie der kreative Director Brian Rothschild betont.
    "Der Lennon-Bus ist nicht nur für Leute, die schon Musiker sind. Das Musizieren ist eine Sache, das man sein ganzes Leben machen kann. Egal, ob Sie nun 6 oder 600 sind, mitmachen können sie immer. Sie sollten keine Berührungsängste haben, es ist nie zu spät ein Instrument zu lernen. Für viele ist es das erste Mal, das sie hier Gitarre oder Keyboard spielen, oder sich vor dem Mikrofon versuchen. Wir haben an Bord des Busses eine unglaubliche Technik zur Verfügung, aber uns ist aber auch gleichzeitig bewusst, das viele Leute überhaupt keinen Zugang dazu haben oder Ihnen mal jemand gezeigt hat, was man damit für tolle Sachen anstellen kann. Es geht darum, die Freude, die einem das vermitteln kann, zu entdecken. Die wird einen dann so schnell nicht mehr loslassen."
    Karriere führt mittlerweile über Schulen
    Nein, ich bin nicht auf dem Nürburgring, sondern immer noch auf der Musikmesse. Im Außengelände ist in diesem Jahr – neben diversen Konzertzelten und dem Lennon-Bus – auch die älteste reisende Steilwand, das Motodrom aufgestellt. Unter dem Motto "Rock Hard, Ride Hard" zeigten Stuntmen im Namen eines bekannten Gitarrenherstellers waghalsige Akrobatik auf Oldtimer-Motorrädern. Typisch für eine Messe, bei der der Showaspekt einen wichtigen Stellenwert hat.
    Für die, die sich für eine professionelle Karriere im Musikbusiness entschieden haben, gibt es mittlerweile spezialisierte Schulen. Die Popakademie in Mannheim, die mittlerweile über zehn Jahre besteht, ist eine der ersten und erfolgreichsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Leiter Professor Udo Dahmen kann auf seinem Stand in Frankfurt auf eine erfolgreiche Bilanz zurückschauen:
    "Wir haben mittlerweile etliche erfolgreiche Abgänger. Speziell im letzten Jahr waren wir sehr erfolgreich, und zwar immer in der Verbindung derer, die bei uns Musikbusiness studieren und denen, die im künstlerischen populären Musikstudium sind. Wenn ich Namen nenne, dann waren wir beteiligt an Projekten wie Cro, Frida Gold, Tim Bendzko oder Casper. Die Managements kommen aus unserem Haus, ebenso wie die Musiker, die in den Bands beteiligt sind.“
    Im Konzertzelt, der sogenannten Agora Stage, ein Wiederhören mit alten Bekannten. Die deutsche Schlagzeuginstitution Manni von Bohr spielt mit Band und erinnert daran, dass die Frankfurter Musikmesse auch immer wieder hochkarätige Konzerte zu bieten hat. Am Ende eines ereignisreichen Messetages sollte man sich einfach nur hinsetzen, zuhören und entspannen.