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Französische Königin Maria de' Medici
Tod im Kölner Exil

Maria de' Medici war zeitweise als Königin die mächtigste Frau Frankreichs. Das letzte Lebensjahrzehnt musste sie aber politisch gescheitert, verbannt und geächtet im Kölner Exil verbringen. Dort starb sie am 3. Juli 1642, vor 375 Jahren, verarmt und vereinsamt.

Von Winfried Dolderer | 03.07.2017
    Porträt des jungen französischen Königs Ludwig XIII zusammen mit seiner Mutter Maria de' Medici.
    Porträt des jungen französischen Königs Ludwig XIII zusammen mit seiner Mutter Maria de' Medici. (imago stock&people)
    Es war sicherlich der prominenteste Todesfall in der geistlichen Laufbahn des Kölner Pfarrers Arnold Meshov, Seelsorger der Gemeinde zu St. Peter.
    "Der ganze Hof war zugegen und flehte mit uns zu Gott für das Seelenheil der Königin. Gott sei ihr gnädig! Die Königin starb am selben Tage, den 3. Juli Anno 1642 mittags zwischen zwölf und ein Uhr."
    Mit diesen Worten notierte Meshov in seiner Pfarrchronik das Ende eines vormals glanzvollen und bewegten Lebens. Maria von Medici war Königin und Regentin von Frankreich gewesen. Auftraggeberin bedeutender Kunst- und Bauwerke wie des Palais du Luxembourg in Paris. Lebenslang Freundin und Mäzenin des Malers Peter Paul Rubens. In den letzten elf Jahren ihres Lebens indes heimatlos, eine "vagabundierende Majestät", wie Zeitgenossen spotteten, im Machtkampf gegen ihren Sohn König Ludwig XIII. und dessen Minister Kardinal Richelieu unterlegen. Sie starb 69-jährig verarmt und vereinsamt in der Kölner Sternengasse.
    Maria war in Florenz aufgewachsen als Tochter des Großherzogs der Toskana Francesco I. Ihre Verheiratung im Oktober 1600 mit Frankreichs König Heinrich IV. war ein für die Dynastien der Bourbonen und Medici attraktiver Handel.
    Große Erwartungen hegte nicht zuletzt der 20 Jahre ältere Heinrich. Nach einer kinderlosen ersten Ehe wünschte er sich einen männlichen Erben und hoffte, seine Schulden beim Bankhaus Medici mit der Mitgift zu verrechnen. Charmant gab er sich indes auch.
    "Die Tugenden und die Vollkommenheit, die in Ihnen erstrahlen, hatten seit Langem in mir den Wunsch entzündet, Sie zu ehren und Ihnen zu dienen."
    Das schrieb Heinrich seiner Braut nach Florenz. Deren Onkel, der mittlerweile regierende Großherzog der Toskana, sah die Dinge unsentimental.
    "Werden Sie schwanger!"
    Mit dieser Mahnung verabschiedete Fernando de' Medici die Nichte nach Frankreich. Diese gebar in rascher Folge sechs Söhne und Töchter, als ersten im September 1601 den Dauphin, den späteren Ludwig XIII. In diesen Jahren habe sie am Hof eine Rolle im Hintergrund gespielt, meint Pierre Monnet, Direktor des Deutsch-Französischen Historischen Instituts in Frankfurt.
    "Sie ist eher eine Mutter, noch nicht ganz Königin. Und kann nicht so viel politischen Einfluss ausüben."
    Ab 1610 große politische Macht
    Das änderte sich grundlegend, als Heinrich IV. im Mai 1610 dem Attentat eines katholischen Fanatikers zum Opfer fiel. In den folgenden sieben Jahren herrschte Maria als Regentin für den minderjährigen Thronfolger über Frankreich. Die tief fromme Katholikin verfolgte jetzt ihr eigenes politisches Projekt, das konfessionell gespaltene Land wieder fest im katholischen Lager zu verankern. Sie setzte auf das Bündnis mit der katholischen Vormacht - dem Spanischen Weltreich, der habsburgischen Dynastie.
    "Sie ist die Vertreterin einer relativ alten Tradition, und zwar einer Regierung des Königs und der königlichen Macht, aber zusammen mit dem großen Adel. Und versucht, in der alten Linie des 16. Jahrhunderts weiterzuregieren."
    Damit geriet sie zusehends in Konflikt mit den Ambitionen des jungen Ludwig XIII. Dieser strebte innenpolitisch in Richtung eines königlichen Absolutismus und brach dafür auch mit dem konfessionellen Versöhnungskurs Heinrichs IV.
    "Im Unterschied zu seinem Vater will er dezidiert die Rolle der Protestanten in Frankreich verringern."
    Konflikt mit ihrem Sohn
    Nach außen setzten Ludwig und sein Minister Richelieu auf eine von konfessionellen Rücksichten unbelastete reine Machtpolitik. Als Hauptfeind französischer Größe sahen sie das katholische spanische Imperium.
    "Zweite andere Richtung, mit der die Maria de' Medici nicht einverstanden sein kann, das ist eine offensivere Politik gegen die Habsburger in Europa."
    Dafür scheuten sie auch nicht die Kooperation mit protestantischen Mächten. Zum Eklat kam es im November 1630, als die Königinmutter ihren Sohn aufforderte, Richelieu zu entlassen, was Ludwig XIII. verweigerte.
    Maria verließ Paris und floh im Jahr darauf aus Frankreich. Zunächst nach Brüssel, dann nach Gent, Amsterdam, London. Im Oktober 1641 traf sie in Köln ein. Es war ihre letzte Zuflucht.