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Frauen in Führungspositionen
Studie zeigt: Der Fortschritt verlangsamt sich

Das Bundesfamilienministerium hat sich das Ziel gesetzt hat, mehr Frauen in die Chefetagen und Kontrollgremien der Wirtschaft zu hieven. Wie diesbezüglich die Realität aussieht, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie untersucht. Demnach hat sich der Anstieg von Frauen in Führungspositionen in den vergangenen Jahren verlangsamt.

Von Johannes Kulms | 07.07.2015
    Ein Schild mit der Aufschrift "Chefin". Verschwommen im Hintergrund: Eine Frau in Business-Kleidung, die Papier in Händen hält.
    Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Bereiche, die Frauen leiten, sind meist kleiner und haben weniger Mitarbeiter als jene, die von Männern geführt werden. ( Jan-Philipp Strobel/dpa)
    Die gute Nachricht: Immer mehr Frauen übernehmen heute Führungspositionen in der deutschen Privatwirtschaft. Doch von einer wirklichen Trendwende will Elke Holst nicht sprechen: Ausruhen sei fehl am Platz, es brauche mehr Anstrengungen, um Frauen in Führungspositionen zu bringen, fordert Holst. Sie ist Forschungsdirektorin für den Bereich Gender Studies am Institut der Deutschen Wirtschaft, kurz DIW:
    "Also, am Anfang ging es noch etwas schneller voran. Aber so seit Mitte der 2000er-Jahre hat sich das doch irgendwie verlangsamt. Das zeigen auch alle anderen Studien, dass sich in den letzten Jahren der Anstieg von Frauen in Führungspositionen verlangsamt hat. Er liegt jetzt so bei 29, 30 Prozent."
    Auch Unterschiede zwischen Ost und West
    Mit dem "Führungskräfte-Monitor 2015" hat das DIW nicht nur die Situation von festangestellten Frauen in der Privatwirtschaft untersucht und die Frage, wie schnell sie zum Beispiel umfassende Führungsaufgaben oder sonstige Leitungsfunktionen übernehmen können. Es geht auch darum, wie gut sich dabei Berufs- und Privatleben miteinander vereinbaren lassen.
    Gerade hier haben es Frauen laut der Studie schwieriger als Männer in Führungspositionen: Sie sind seltener verheiratet und haben auch seltener Kinder. In Zahlen ausgedrückt: 68 Prozent der Frauen sind in einer Partnerschaft im Gegensatz zu 77 Prozent bei den Männern. Und: 29 Prozent der Frauen haben Kinder bis 16 Jahre, anders als bei den Männern, wo es 37 Prozent sind.
    "Allerdings zeigt sich hier auch lange nach der Wiedervereinigung immer noch so Ost-West-Unterschiede. Die Familiengründung ist von Frauen in Führungspositionen in Ostdeutschland mit etwas jüngeren Jahren. Also, in Ostdeutschland wird das erste Kind mit durchschnittlich 25 Jahren geboren. Im Westen sind es 29 Jahre, also ein paar Jahre später", sagt Anne Busch-Heizmann, Juniorprofessorin für Soziologie an der Uni Hamburg und Mitautorin der DIW-Studie.
    Insgesamt ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Westdeutschland in den letzten Jahren nur noch schwächer gewachsen. In den neuen Ländern hätte es dagegen eine dynamische Entwicklung gegeben, so das DIW. Die Autorinnen haben auch herausgefunden: Die Bereiche, die Frauen leiten, sind meist kleiner und haben weniger Mitarbeiter, als jene, die von Männern geführt werden.
    Sowohl bei Männern als auch bei Frauen gebe es indes den Wunsch, weniger als die im Schnitt 45 Wochenstunden zu arbeiten. Allerdings würden sowohl Haus- als auch Familienarbeit meistens von den Frauen übernommen, sofern diese in Führungspositionen arbeiten. Dass der Weg für Frauen in Führungspositionen schwieriger wird, glaubt man beim Bund der Deutschen Industrie, kurz BDI, nicht.
    "Ich denke, dass diese Entwicklung auf einem guten Weg ist. Die Unternehmen sind ja gesetzlich angehalten seit diesem Jahr, mit der Frauenquote sich Zielgrößen zu setzen. Und auch für die Führungsebenen unterhalb des Vorstands, Und das wird das Bewusstsein noch mal schärfen und auch in der Unternehmensrealität für weitere Fortschritte sorgen wird", sagt Heiko Willems, Leiter der Rechtsabteilung beim BDI.
    Doch gerade von den Unternehmen müsse noch mehr kommen, fordert das DIW. Die Firmen sollten es sich als zentrales Unternehmensziel setzen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen und dafür auch einen verbindlichen Zeitplan festsetzen. Auch sei es wichtig, im Bereich der Personalentwicklung stärker auf unterschiedliche Lebenslaufmodelle einzugehen, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können.