
Die Abwahl der kommunistischen Führung in Polen am 4. Juni 1989 habe einen unglaublichen Prozess ausgelöst, an dessen Ende die deutsche Einheit gestanden habe, betonte Präsident Bronislaw Komorowski. "Das sollten wir gemeinsam feiern, selten bietet die Geschichte eine Gelegenheit mit einem so wunderbaren Finale", sagte er.
Komorowski bezeichnete die ersten freien Parlamentswahlen in Polen heute vor 25 Jahren als Auslöser für den Zerfall des Kommunismus in ganz Mittel- und Osteuropa. "Wir Polen zwangen die Kommunisten am 4. Juni mit unseren Wahlzetteln und dem Wahlerfolg in die Knie, " betonte der damalige Direktor im Amt des Ministerrats. Diese Wahl sei der Stein gewesen, "der eine Lawine ins Rollen brachte".
Würdigung von Johannes Paul II. und Gorbatschow
Komorowski dankte dem früheren Papst Johanns Paul II. und Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow für deren Beitrag zum Ende des Kommunismus in Europa. "Sicher ist: Ohne Johannes Paul II. hätten sich nicht zehn Millionen Polen der (Gewerkschaft) Solidarnosc angeschlossen", sagte Komorowski der "Bild"-Zeitung. Die von Gorbatschow begonnene Perestroika (Umgestaltung) habe den Zerfall der UdSSR und das Ende des Kommunismus zusätzlich beschleunigt, ergänzte er. "Dafür bin ich ihm dankbar."
An den Feierlichkeiten zum Jahrestag in der Hauptstadt Warschau nehmen zahlreiche Staats- und Regierungschefs teil. Unter ihnen sind unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef François Hollande. Erstmals ist Obama mit dem gewählten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zusammen getroffen. Im Zentrum der Gespräche habe die Frage gestanden, wie man die Ukraine befrieden, die Wirtschaft ankurbeln und die Abhängigkeit von russischen Energie-Importen reduzieren könne, erklärte Obama anschließend. Er habe Poroschenko außerdem Unterstützung beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen und der Armee zugesagt.
Gauck: Polnisch ist die europäische Sprache der Freiheit
Bundespräsident Gauck würdigte zum Auftakt seines Besuches die Bedeutung der polnischen Freiheitsbewegung für die friedliche Revolution in der DDR. Er stehe mit großem Respekt und Dankbarkeit vor den Frauen und Männern, die viel früher aufgestanden sind, sagte Joachim Gauck am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion mit 1989 geborenen Studenten in Warschau. Gauck ergänzte, das Signal aus Polen habe schließlich den DDR-Bürgern Mut gemacht und zur friedlichen Revolution geführt. "Die europäische Sprache der Freiheit ist das Polnische", sagte Gauck, der 1989 als Rostocker Pfarrer selbst die Opposition in der DDR unterstützte.
(pg/sima)


