Samstag, 11. Mai 2024

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Frequenzsicherung auf den letzten Drücker
Ein Mini-Satellit rettet ein ganzes Netzwerk

Am 20. Januar ist eine private Electron-Rakete von Neuseeland aus ins All gestartet. An Bord war ein nur 50 Kilogramm schwerer Satellit, den das Bremer Unternehmen OHB innerhalb der Rekordzeit von nur sieben Monaten entwickelt hatte.

Von Dirk Lorenzen | 15.03.2021
Das Team von OHB vor einer Raketenspitze
Freude bei OHB: Der Satellit GMS-T (hinter der schwarzen Raketenspitze verborgen) wurde in Rekordzeit fertiggestellt (OHB) (OHB)
Es musste so schnell gehen, denn der Satellit mit der etwas kryptischen Bezeichnung BIU GMS-T hatte eine wichtige Mission. BIU steht für "bringing into use", "in Betrieb nehmen". Es ging darum, die für ein großes Satellitennetzwerk reservierten Frequenzen auch wirklich zu nutzen.
Satelliten im All funken nicht einfach auf beliebigen Kanälen. Die Internationale Telekommunikationsunion weist Betreibern von Satellitennetzen bestimmte Frequenzen zu, die sie für ihre Dienste nutzen dürfen.
Um zu verhindern, dass Firmen sich die begehrten Kanäle nur reservieren, damit sie nicht der Konkurrenz zur Verfügung stehen, verfällt die Vergabe nach einer bestimmten Frist – sofern nicht tatsächlich Satelliten im All sie nutzen.
Darstellung des geplanten OneWeb-Netzes
Bald könnten Zigtausende Satelliten um die Erde kreisen und Daten funken (hier ist nur das geplante OneWeb-Netz dargestellt) (Airbus)
Offenbar ging es beim Bremer 50-Kilo-Satellit um die Sicherung der Frequenzen, die sich das italienische Raumfahrtunternehmen Thales Alenia vor sieben Jahren gesichert hatte. Deren Zuteilung wäre nur neun Tage nach dem Start von GMS-T verfallen.
Noch ist allerdings nicht ganz klar, welcher Betreiber tatsächlich Tausende Satelliten ins All schickt, um auf diesen Frequenzen Daten an jeden Ort der Erde zu übertragen.
Ein möglicher Kunde könnte die Europäische Union sein. Die möchte ein sicheres Kommunikationsnetz aufbauen – hat aber bisher keine Frequenzen.