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Friede von Baden
Das Ende des Spanischen Erbfolgekriegs

Der Spanische Erbfolgekrieg war der erste Weltkrieg des 18. Jahrhunderts. Es brauchte drei Friedensschlüsse, um ihn zu beenden. Vor 300 Jahren wurde mit dem Frieden von Baden der letzte besiegelt.

Von Winfried Dolderer |
    Adelsbrief Kaisers Karls VI. für Franz Ferdinand Mayer zu Fahnenberg vom 27. Februar 1715
    Adelsbrief Kaisers Karls VI. für Franz Ferdinand Mayer zu Fahnenberg vom 27. Februar 1715 (dpa/picture alliance/Uli Deck)
    Es war 11 Uhr am Vormittag, als sich im Tagsatzungssaal des Rathauses von Baden im Schweizer Kanton Aargau die Türen öffneten. Man schrieb den 7. September 1714. Zunächst wurden die Schaulustigen eingelassen, dann erschienen die Delegationen. An ihrer Spitze Prinz Eugen von Savoyen für den Kaiser und der französische Marschall Villars für den König von Frankreich. Am Ende der Zeremonie umarmten beide einander herzlich, nachdem sie ihre Unterschriften unter ein Dokument voller erfreulicher Verheißungen gesetzt hatten:
    "Dass keine der beiden Seiten, unter welchem Vorwand auch immer, irgendetwas zum Schaden oder Nachteil der jeweils anderen unternimmt..., sondern im Gegenteil beide Seiten den Nutzen, die Ehre und das Wohlergehen der jeweils anderen ernsthaft fördern."
    Damit war endlich ein Schlussstrich gezogen. Der Krieg hatte zwölf Jahre gedauert. Zweieinhalb Jahre und drei Friedensschlüsse in Utrecht, in Rastatt und schließlich in Baden waren erforderlich, um ihn zu beenden. Und um die Frage zu beantworten, wer König in Spanien werden sollte. Daran hatte sich der Konflikt entzündet. Am 1. November 1700 war mit Karl II. der letzte Habsburger aus der spanischen Linie gestorben. Auf sein Erbe erhoben die österreichischen Habsburger Anspruch, Kaiser Leopold I. für seinen Sohn Karl. Doch auch Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. zeigte sich interessiert. Er wollte seinen Enkel Philipp auf dem Thron in Madrid sehen. Für die übrigen europäischen Mächte war das völlig inakzeptabel, wie Professor Heinz Duchhardt erklärt, Historiker und Experte für frühneuzeitliche Friedensschlüsse:
    "Man muss sich vorstellen, was da drohte. Da drohte ein Zusammengehen Frankreichs, einer Supermacht der damaligen Zeit, mit einer noch größeren Supermacht, mit Spanien. Und das schien alles erschlagen zu wollen und zu müssen natürlich auch. Und dagegen wendet sich das übrige Europa. Das ist eine ganz normale Entwicklung. Supermachtbildungen in der damaligen Zeit haben eigentlich keine Chance. Sie rufen kollektiven Widerstand hervor."
    Leitmotiv: "Ein gerechtes Machtgleichgewicht"
    Gegen Ludwig XIV. verbündeten sich England, die Niederlande, der Kaiser, später auch Portugal. Auf Frankreichs Seite traten die wittelsbachischen Kurfürsten von Bayern und Köln. Der Spanische Erbfolgekrieg wurde zum ersten Weltkrieg des 18. Jahrhunderts. Gekämpft wurde in Norditalien, in Süddeutschland, Belgien, Frankreich, in Spanien, in Ungarn und Nordamerika. Die verlustreichste Schlacht kostete 1709 bei Malplaquet etwa 40.000 Tote und Verwundete. Am Ende siegte die Erschöpfung. Die Alliierten willigten ein, dass Ludwigs Enkel als Philipp V. den spanischen Thron bestieg. Sie erhielten im Gegenzug die Garantie, dass Frankreich und Spanien niemals unter einem König vereinigt werde durften. Maßgeblich dafür war ein damals neues völkerrechtliches Prinzip, nämlich:
    "Durch ein gerechtes Machtgleichgewicht, das die beste und nachhaltigste Grundlage gegenseitiger und dauerhafter Freundschaft ist, den Frieden und die Ruhe der christlichen Welt zu stärken und zu festigen."
    So hieß es im Vertragswerk von Utrecht. Die Idee der Friedenssicherung durch ein europäisches Gleichgewicht, fortan für zweieinhalb Jahrhunderte Leitmotiv vor allem britischer Politik, war damit erstmals in einem internationalen Abkommen fixiert.
    "Das ist eine ganz deutliche Reaktion gewesen gegen das, was man damals als Universalmonarchie bezeichnete. Also das, was Ludwig XIV. zu praktizieren versuchte. Ein Frankreich, das sehr viele Satellitenstaaten hat, das Europa dominiert, kulturell vor allem, aber auch politisch. Das will man nicht, man will die Freiheit die Gleichgewichtigkeit der europäischen Staatenwelt erhalten, und deswegen erfindet man die Metapher vom Gleichgewicht der Kräfte."
    "Ein französisch abgefasster Friede ist für uns nicht akzeptabel"
    Der Kaiser hatte nach dem Utrechter Frieden den Krieg zunächst fortgesetzt, verständigte sich aber im März 1714 in Rastatt mit Frankreich. Fehlte noch der Friedensschluss mit dem Heiligen Römischen Reich. Dazu wurde der Kongress in Baden einberufen, zu dem etwa der Fürstbischof von Hildesheim, der Johanniterorden, der Herzog von Guastalla Delegierte entsandten. Sie tagten drei Monate, aber bewegten nichts mehr.
    "Am Ende hat man lediglich den Frieden von Rastatt ins Lateinische übersetzt, weil die deutschen Stände der Meinung waren, ein französisch abgefasster Friede ist für uns nicht akzeptabel. Der muss in einer der Reichssprachen verfasst sein und die Reichssprachen damals waren eben Deutsch und Latein."