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Friedensgespräche in Genf
Ein Hoffnungsschimmer für den Jemen?

Vertreter der Konfliktparteien im Jemen versammeln sich am Donnerstag in Genf, um unter der Federführung der Vereinten Nationen miteinander ins Gespräch zu kommen. Zwar sind die Ziele nicht hoch gesteckt und die Sehnsucht nach Frieden im Land ist groß - doch die Beteiligten sehen die Verhandlungen skeptisch.

Von Anne Allmeling | 06.09.2018
    Mehrere Menschen laufen unter blauem Himmel durch die Überreste des Gebäudes.
    Die Trümmer eines Gefängnisses in der jemenitischen Hafenstadt Hudaida nach einem Luftangriff der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition (dpa / Epa / HOUTHI GROUP)
    Auf dem Markt in der historischen Altstadt von Sanaa sind viele Menschen unterwegs, aber nur wenige können sich leisten, etwas zu kaufen. Die Preise für Brot, Obst und Gemüse sind gestiegen, seit die jemenitische Währung rasant an Wert verloren hat – nur eins der zahlreichen Probleme, mit denen die Jemeniten zu kämpfen haben. Abdel Khaleq Shareet will, dass sich etwas ändert in dem zerrütteten Land – und hofft, dass die Verhandlungen in Genf etwas bewirken.
    "Das Volk hat jetzt genug! Es ist notwendig, dass sich die Parteien auf eine Lösung einigen. Wenn wir unsere Heimat wirklich lieben, dann müssen wir einander Zugeständnisse machen. Wenn Gott will, werden alle Parteien Erfolg und jeder einen Platz in seinem Heimatland haben. Wir wollen nichts anderes als Frieden."
    Einladung zum indirekten Gespräch
    Deshalb hat der UN-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffith, Vertreter der beiden größten Konfliktparteien im Jemen, die international anerkannten Regierung und die Huthi-Rebellen, nach Genf eingeladen. Sie sollen miteinander ins Gespräch kommen – jedenfalls indirekt. Balir Al-Mekhlafi, Presseattaché an der jemenitischen Botschaft in Kairo, nimmt für die Regierungsseite an den Verhandlungen teil.
    "Was bei dieser Beratungsrunde thematisiert wird, lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: ein Gefangenen-Austausch, die Stabilisierung der Währung, die mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren hat und die Verwaltung des Hafens in Hodeida in der nächsten Zeit."
    Konfliktparteien skeptisch
    Der Hafen steht – wie viele Teile des Jemen – unter Beschuss. Seit fast vier Jahren kämpfen die Huthis gegen die Regierung von Präsident Hadi. Der ist mit seinen Beratern ins Nachbarland Saudi-Arabien geflohen – und wird seit 2015 von einer internationalen Militärkoalition unter saudischer Führung unterstützt. Die wollte die Huthis ursprünglich innerhalb weniger Monaten besiegen und den Einfluss des Iran im Jemen eindämmen. Doch von einem Sieg ist die Koalition weit entfernt. Die Konfliktparteien sehen aber auch die Verhandlungen skeptisch.
    "Ich war bei den Verhandlungen mit Huthis in Kuwait dabei. Bei den Vorgesprächen haben wir uns auf viele Dinge geeinigt. Einen Tag später sahen wir dann, dass die Huthis alles rückgängig gemacht haben. Das Problem der Huthis ist, dass die Entscheidung nicht bei ihnen liegt. Sie gelten als Spielkarte in den Händen des Iran. Daher liegt die Entscheidung der Huthis nicht im Jemen, sondern in Teheran."
    Das sehen nicht alle Beobachter so. Manche meinen, dass die Angriffe der Militärkoalition den Krieg nur angeheizt und die Huthis immer weiter in die Arme des Iran getrieben hätten. Ein brutaler Kampf auf beiden Seiten, unter dem vor allem die Bevölkerung leidet.
    Adel Gahbeen aus Sanaa fordert: "Wir fordern alle, die verhandeln, auf, zusammenzuhalten und eine gemeinsame Position zu entwickeln, um dieses Volk aus dem Chaos zu retten und seine Leiden zu beenden – die Belagerung und auch die Abwertung unserer Währung. Wir hoffen, sie legen mehr Wert auf das öffentliche Interesse als auf die eigenen Interessen und überwinden die Unstimmigkeiten."