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Fritz Lang
Meister der Bildästhetik und der Inszenierung

Mit Filmen wie "Metropolis" oder "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" wurde Fritz Lang weltberühmt. Der deutsch-österreichische Regisseur gilt als Meister der Bildästhetik und der Montage, auch für den Tonfilm entwickelte er bahnbrechende Konzepte. Vor 125 Jahren, am 5. Dezember 1890, wurde Fritz Lang in Wien geboren.

Von Hartmut Goege |
    Der Regisseur, Schriftsteller und Filmproduzent Fritz Lang (1890-1976) auf einem undatiertem Foto.
    Der Regisseur, Schriftsteller und Filmproduzent Fritz Lang (1890-1976) auf einem undatiertem Foto. (dpa / picture alliance )
    "Ziel des Films ist: sich vom Märchenerzähler zum Apostel der Völker untereinander zu entwickeln, dessen Botschaft durch die stumme Sprache des lebendigen Bildes überall verstanden werden wird, wo Menschen guten Willens sind. Diese Worte gebe ich Metropolis zum Geleit."
    Fritz Langs pathetische Ansprache auf einer Schellackplatte aus dem Jahr 1927 ist die wohl früheste bekannte Aufzeichnung des deutsch-österreichischen Filmregisseurs. Aus Anlass der Uraufführung seines monumentalen Stummfilms "Metropolis" aufgenommen, dokumentiert diese Platte die große Medienkampagne, mit der die UFA für ihre damals teuerste deutsche Produktion warb.
    "Metropolis" war anfangs ein Desaster für die UFA
    Dennoch wurde Metropolis, diese düstere Vision einer Stadt der Zukunft, für das Unternehmen zum Desaster: Die Presse zerriss den Film, das Publikum blieb aus, und der UFA drohte fast der Ruin. Erst Jahre später wurde der Film aufgrund seiner aufwendigen Bauten und seiner symbolträchtigen Bildgestaltung zu einem der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte.
    Fritz Lang, am 5. Dezember 1890 in Wien geboren, begann schon früh, sich für dieses neue, stumme Medium zu interessieren:
    "Ich glaube, das erste Mal, das war im Jahr 1904. Im Kino sah ich da zum ersten Mal eine Szene, wo die Bösewichter mit einem großen Balken eine Türe einrammen. Dann fing ich an, mit meinen Freunden so mit den Füßen rhythmisch, je nachdem wie der Balken die Tür einrammte, Geräuscheffekte zu machen. Das ganze Kino machte es nachher mit. Es war also gewissermaßen das erste Mal, dass ich im Film tätig war – als Geräuscheffekt-Mann.
    Erfinder zahlreicher poetischer Ausdrucksmittel des Films
    Auf Wunsch seiner Eltern begann er ein Architekturstudium, wechselte jedoch bald zur Malerei. 1914 meldete er sich freiwillig an die Front und wurde im Kriegsverlauf mehrfach verwundet. Während der Genesung verkaufte er seine ersten Drehbücher. 1918 holte ihn Erich Pommer als Dramaturg nach Berlin, wo er schon im Jahr darauf als Regisseur mit dem Melodram "Halbblut" debütierte.
    Lang entdeckte für das Kino zahlreiche symbolische und poetische Ausdrucksmittel zur Bildgestaltung wie etwa das subtile Spiel von Licht und Schatten. In "Dr. Mabuse" beispielsweise beschwören diese Effekte eine Atmosphäre des Schreckens. Als er 1920 die Schriftstellerin Thea von Harbou, seine spätere Ehefrau, kennenlernte, begann eine produktive künstlerische Symbiose, die ihn mit zahlreichen Kassenerfolgen wie "Der müde Tod" oder "Die Nibelungen" belohnte und zum bekanntesten Filmregisseur in Deutschland machte. Hatte Lang für den Stummfilm Maßstäbe in der Bildästhetik gesetzt, so wurde 1931 sein Film "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" ein Meilenstein des neuen Tonfilms.
    (Aus: M - Eine Stadt sucht einen Mörder) "Du hast aber einen schönen Ball! Wie heißt Du denn? - Elsie Beckmann!"
    "M" erzählt die Suche nach einem Kindermörder in Berlin, die sich zu einer massenhysterischen Menschenjagd entwickelt. Der Film enthält eine Fülle an bahnbrechenden akustischen Ideen. So legte Lang erstmals den Ton vom Beginn einer neuen Szene bereits unter das Ende der laufenden, um die Handlung dynamischer zu gestalten. Und Peter Lorre in der Rolle des pathologischen Mörders wird an seiner wiederkehrend gepfiffenen Melodie erkannt: eines der ersten musikalischen Leitmotive der Filmgeschichte.
    1960 kehrte Lang Deutschland endgültig den Rücken
    Als sein nächster Film "Das Testament des Dr. Mabuse" von den Nationalsozialisten 1933 verboten wurde, ging Fritz Lang über Paris nach Hollywood ins Exil. Als er 1951 in Los Angeles interviewt wurde, war ihm die Resignation über das amerikanische Filmgeschäft deutlich anzumerken.
    "Natürlich möchte ich gerne mal wieder in Europa arbeiten. Selbst wenn mein technisches Handwerkszeug dort nicht so perfekt sein sollte, wie ich es in den Studios von Hollywood gewöhnt bin, aber ich glaube, dass ich in Europa wieder mehr experimentieren und nach neuen Wegen suchen könnte, als ich es hier kann."
    Sechs Jahre später, 1957, überredete der Produzent Artur Brauner den 67-Jährigen zu Remakes seiner Stoffe aus den 20er-Jahren. Aber die vernichtenden deutschen Kritiken an diesen letzten drei Filmen seiner Karriere – "Das Indische Grabmal", "Der Tiger von Eschnapur" und "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" – veranlassten ihn 1960, Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Fritz Lang starb, 85-jährig, 1976 in Beverly Hills.