Die aktuelle öffentliche Diskussion über Sinn und Unsinn von Vorsorgeuntersuchungen spielt beim Thema Darmkrebs kaum eine Rolle. Denn die Darmkrebs-Vorsorge-Untersuchungen sind weitgehend unumstritten. Bei kaum einer anderen Krebsart sei Prävention und Früherkennung so erfolgreich wie beim Darmkrebs, so Christa Maar von der Felix-Burda-Stiftung bei der Heidelberger Experten-Tagung:
"Da sind sich alle Fachleute einig, dass Darmkrebs von dieser Diskussion ausgenommen ist, weil es wirklich eine sehr effektive Präventionsuntersuchung ist. Alle anderen Vorsorgeuntersuchungen für Krebs, da wird etwas gefunden, das ist schon Krebs. Und die Darmspiegelung ist die einzige Untersuchung, bei der man gutartige Vorstufen findet. Die sind noch kein Krebs. Man trägt sie ab, und dann entsteht auch kein Krebs mehr - insofern eine wirkliche präventive Untersuchung."
Eine der neuen Methoden, Darmkrebs zu verhindern, die am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg vorgestellt wurden, ist die Einnahme von geringen Mengen Aspirin - rund 100 Milligramm täglich - allerdings wegen der Nebenwirkungen nur in Absprache mit einem Arzt. Studien haben gezeigt, so Cornelia Ullrich vom Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg, dass Aspirin das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, um 30 Prozent reduzieren kann:
"Menschen, die 60 Jahre alt sind und die bereits ein Profil haben, das auf ein höheres Darmkrebsrisiko schließen lässt, zum Beispiel aufgrund des Auftretens von Darmkrebs in der Familie oder auf Bewegungsmangel, Übergewicht oder anderen Faktoren, die könnten auf jeden Fall mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin darüber sprechen."
Die beste Methode, Darmkrebs frühzeitig zu erkennen, so die Forscher, sei nach wie vor die Darmspiegelung. Ab einem Alter von 50 Jahren wird diese Untersuchung von den Krankenkassen bezahlt. Der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums, Otmar Wiestler:
"Wenn sich eine gesunde Frau oder ein gesunder Mann im Alter von 50 Jahren einer Darmspiegelung unterzieht und man dabei keine krankhaften Veränderungen feststellt, ist das Risiko praktisch null, dass diese Person im Lauf der nächsten 15 bis 20 Jahren Darmkrebs entwickelt. Was für eine wunderbare Möglichkeit, der häufigsten Krebsart bei Männern und Frauen in Deutschland vorzubeugen. Das Problem ist leider das, dass nur etwa 20 Prozent der Berechtigten an diesen Untersuchungen teilnehmen. Da müssen wir sehr viel mehr informieren und müssen Menschen dazu bringen, diese Vorsorge in Anspruch zu nehmen."
Deshalb sind die Tumorforscher erfreut darüber, dass ab 2016 an Menschen über 50 über die Krankenkassen Einladungen zur Darmspiegelung verschickt werden. Mit einer Erhöhung der Untersuchungsquote könne vielen Menschen Darmkrebs erspart werden. Wer die möglichen Unannehmlichkeiten einer Darmspiegelung scheut, kann jetzt verbesserte Stuhltests und bald auch neue Blutuntersuchungen nutzen. Noch einmal Christa Maar:
"Bluttests sind alle noch in der Entwicklungsphase, aber der immunologische Stuhltest ist sehr, sehr viel genauer als der jetzt von den Krankenkassen bezahlte Stuhltest. Und wenn ich einen Stuhltest machen will - ich glaube, der ist auch nicht so teuer und kostet beim Arzt als IGEL-Leistung um die 20 Euro - würde ich unbedingt empfehlen, diesen immunologischen Test zu machen."
Trotz aller neuen Methoden: Die beste Krebsvorsorge bleibe eine gesunde Lebensweise, so die Präventiv-Onkologin Cornelia Ullrich:
"Gerade Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht ist sehr relevant, nicht nur für Darmkrebs, sondern auch für den Brustkrebs und Leberkarzinome, und da können wir uns wirklich sehr viel Gutes tun und dazu auch noch etwas für Herz-/Kreislauferkrankungen."