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"Fünf Euro sind schon viel"

Thüringen hat immer schon sehr deutlich von Studiengebühren Abstand genommen. Erstens grundsätzlich und zweitens, weil der kleine Freistaat mehr Studierende aus anderen Bundesländern gewinnen möchte. Da wäre ein Null-Euro-Studium ein gutes Argument. Null Euro sind es aber nicht, sagen nun die Studierenden, und haben eine Petition verfasst, in der sie die Abschaffung aller Gebühren, gerade der versteckten, an Thüringer Hochschulen fordern.

Von Ulrike Greim | 22.10.2009
    "Wir übergeben heute im Landtag an die Fraktionen eine Petition für ein gebührenfreies Studium."

    Benjamin Heinrichs ist mit einem Dutzend Kommilitonen auf dem Weg in den Thüringer Landtag. Der Sprecher der Konferenz Thüringer Studierendenschaften möchte nicht nur keine Studiengebühren zahlen, die es in Thüringen ja auch nicht gibt, sondern überhaupt keine Gebühren. Das täte auch dem Image der Thüringer Hochschulen gut, die ja Studierende gewinnen wollen, sagt er.

    "Da ist es der falsche Ansatz, Studiengebühren zwar zu verbieten, aber indirekt wieder zu zulassen, weil man für jede Kleinigkeit, die nicht direkt zur Lehre gehören, oder die man einfach mutwillig aus der Lehre auskoppelt, die früher zur Lehre gehört haben, Gebühren erhebt, und damit indirekt Gebühren erhebt."

    Der Studierendenvertreter meint die Einschreibegebühr, meint die 500 Euro pro Semester für Langzeitstudierende, 500 Euro für postgraduale Studien, Seniorenstudiengebühren, den Obolus der Gasthörer, Gelder für Weiterbildungen, diverse Prüfungen, Sprach- und EDV-Kurse.

    "Für Studenten, die sehen müssen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen, weil sie kein Einkommen haben, sind auch 50 Euro für Sprachkurse sehr viel Geld. Und deswegen haben wir auch gegen den Verwaltungskostenbeitrag gekämpft, und das ja nun auch erfolgreich, weil: Für Studenten ist es viel Geld."

    5000 Menschen haben für dieses Anliegen unterschrieben. Nicht nur Studierende. Auch Bürger des Landes, darunter Politiker. Unter anderem auch SPD-Landeschef Christoph Matschie.

    Die Thüringer Studierendenschaften gehen nun in den Landtag am Tag, nachdem eben jener Christoph Matschie für die SPD und Christine Lieberknecht für die CDU ihren Koalitionsvertrag vorgestellt haben.

    "Wir haben im Koalitionsvertrag festgehalten: Es gibt keine Studiengebühren in Thüringen. Wir haben festgehalten: Die Verwaltungskostengebühr wird abgeschafft, und wir wollen die Hochschulen weiter stärken in den nächsten Jahren. Dazu gehört auch, die Bedingungen für Studierende zu verbessern", "

    sagt Matschie, der voraussichtlich nächste Woche als neuer Kultusminister vereidigt wird.

    " "Wenn wir das mit Christoph Matschie dann eventuell jetzt als Kultusminister machen können, sind wir natürlich froh. Also: wir sind nicht auf Konfrontation ausgelegt, sondern wir wollen einfach, dass die Studenten hier in Thüringen ihr Recht bekommen", "

    sagt Benjamin Heinrichs. Die übrigen Gebühren bleiben so lange auf der gewünschten Streich-Liste. Matschie signalisiert Gesprächsbereitschaft auch über weitergehende Ziele, wie Mitbestimmungsrechte. Der Studierendenvertreter signalisiert zurück:

    " "Wir sind da. Und wir möchten reden. Und wir hoffen, dass unsere Forderungen durchgesetzt werden können."