"Wohin du blickst, überall offenes Hochmoor, keine Häuser, keine Menschen, vereinzelt Schafe, Pferde, ein paar Rinder. Das Dartmoor heißt nicht umsonst die letzte englische Wildnis."
Einmal in der Woche, bei Anbruch der Dunkelheit, geht Richard Thorne mit einem Trupp von zehn, zwanzig Männern auf das Moor. Das Dartmoor Rescue Team rettet jedes Jahr Dutzende von Menschen, die sich auf dem Moor verirrt haben. Nachtübungen sind ein Teil ihres Trainings. Richard deutet auf eine Kette bizarrer Granitkanzeln: gigantische Steinbrocken, wie von Riesenhand auf das Waghalsigste aufeinandergetürmt.
"Dort drüben kannst du das Gir Tor sehe, das Hare Tor: Fast schon ganz vom Nebel eingehüllt."
Die Leute verlaufen sich überall, erzählt Dave: Alte und Junge, Ausflügler, Schülergruppen, Alzheimerpatienten. Dave ist wie Richard schon seit 30 Jahren dabei:
"Ein Mann kam bei der Calliper Brücke vom Weg ab und als er am nächsten Tag gefunden wurde, war er nur 100 Meter von der Straße entfernt. Es war sehr, sehr neblig."
Angeblich wagen es nur zehn Prozent der Besucher, sich mehr als hundert Meter vom Parkplatz zu entfernen. Mit gutem Grund: Das Wetter auf Dartmoor ist unvorhersagbar.
"Du kannst an einem Tag alle vier Jahreszeiten erleben. In Plymouth ist es vielleicht warm und sonnig - hier oben erlebst du plötzlich einen gewaltigen Temperatursturz. An einer Stelle ist der Weg total trocken, 50 Meter weiter hast du eine Überflutung."
Vier Teams, 60 Mitglieder, lauter Freiwillige - die Dartmoor Rescue Group besteht seit den 70er Jahren, als sich eine Gruppe von Schulkindern im Moor verirrte. Das Terrain ist riesig - rund 500 Quadratkilometer. Die Ausbildung dauert ein Jahr: Erste Hilfe, Arbeit mit Spürhunden, Hubschraubereinsätze. Bisweilen kommt es im Nordmoor zu überraschenden Begegnungen.
"Ein Teil des Moors ist schon seit napoleonischen Zeiten Militärzone. Auf dem Nordmoor werden britische Soldaten für Einsätze im Irak und Afghanistan vorbereitet."
Ob ihnen das groß hilft, steht auf einem anderen Blatt, murmelt Richard in seinen Bart. Ein paarmal ist er in der Finsternis über Rekruten gestolpert, die zwecks Überlebenstraining irgendwo in der Wildnis ausgesetzt worden waren. Inzwischen ist es stockfinster. Aber die Männer kennen das Terrain wie ihre Westentasche. Ihre Ausrüstung: Taschenlampen, Kompass, GPS, ein schwerer Rucksack mit Erste Hilfe Ausrüstung. Und eine Thermosflasche für die Teepause. Und die obligatorische Geistergeschichte.
"Vor ein paar Jahren haben sich fünf junge Soldaten auf dem Moor verirrt, mitten im Winter, alles war tief verschneit, es begann eine fieberhafte Suche, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Am dritten Tag rief eine Hellseherin an und sagte, die Vermissten seien bei einem Kreuz. Auf der Karte konnten wir nur ein Kreuz finden, Widgery Cross, aber das lag weit außerhalb von unserem Suchradius. Dennoch machten wir uns auf den Weg. Und dort haben wir sie tatsächlich gefunden."
Alistair koordiniert die Einsätze. Für den gebürtigen Schotten ist das Dartmoor eine zweite Heimat.
"Die Gegend ist einfach unglaublich. Sie steckt so voll von historischen Besonderheiten - du könntest sie dein ganzes Leben lang durchwandern und würdest immer wieder etwas neues entdecken."
Der Nachtausflug klingt im Pub aus, mit mehreren Pints Jail Ale - dem in der berüchtigten Gefängnisstadt Princetown gebrauten Bier.
"Viele Leute sind wahnsinnig abergläubisch. Sie glauben, dass hier scheussliche Wesen und böse Kobolde hausen, die sie in die Irre führen wollen. Selbst wenn du ihnen tausend Pfund geben würdest - wenn es hier mal dunkel wird, würden sie nie und nimmer auf das Moor gehen."
Programmtipp: "Gesichter Europas", Samstag, 27. Oktober, 11.05 Uhr: "Mit den Füßen im Wasser und dem Kopf im Nebel - Geschichten aus dem Dartmoor"
Einmal in der Woche, bei Anbruch der Dunkelheit, geht Richard Thorne mit einem Trupp von zehn, zwanzig Männern auf das Moor. Das Dartmoor Rescue Team rettet jedes Jahr Dutzende von Menschen, die sich auf dem Moor verirrt haben. Nachtübungen sind ein Teil ihres Trainings. Richard deutet auf eine Kette bizarrer Granitkanzeln: gigantische Steinbrocken, wie von Riesenhand auf das Waghalsigste aufeinandergetürmt.
"Dort drüben kannst du das Gir Tor sehe, das Hare Tor: Fast schon ganz vom Nebel eingehüllt."
Die Leute verlaufen sich überall, erzählt Dave: Alte und Junge, Ausflügler, Schülergruppen, Alzheimerpatienten. Dave ist wie Richard schon seit 30 Jahren dabei:
"Ein Mann kam bei der Calliper Brücke vom Weg ab und als er am nächsten Tag gefunden wurde, war er nur 100 Meter von der Straße entfernt. Es war sehr, sehr neblig."
Angeblich wagen es nur zehn Prozent der Besucher, sich mehr als hundert Meter vom Parkplatz zu entfernen. Mit gutem Grund: Das Wetter auf Dartmoor ist unvorhersagbar.
"Du kannst an einem Tag alle vier Jahreszeiten erleben. In Plymouth ist es vielleicht warm und sonnig - hier oben erlebst du plötzlich einen gewaltigen Temperatursturz. An einer Stelle ist der Weg total trocken, 50 Meter weiter hast du eine Überflutung."
Vier Teams, 60 Mitglieder, lauter Freiwillige - die Dartmoor Rescue Group besteht seit den 70er Jahren, als sich eine Gruppe von Schulkindern im Moor verirrte. Das Terrain ist riesig - rund 500 Quadratkilometer. Die Ausbildung dauert ein Jahr: Erste Hilfe, Arbeit mit Spürhunden, Hubschraubereinsätze. Bisweilen kommt es im Nordmoor zu überraschenden Begegnungen.
"Ein Teil des Moors ist schon seit napoleonischen Zeiten Militärzone. Auf dem Nordmoor werden britische Soldaten für Einsätze im Irak und Afghanistan vorbereitet."
Ob ihnen das groß hilft, steht auf einem anderen Blatt, murmelt Richard in seinen Bart. Ein paarmal ist er in der Finsternis über Rekruten gestolpert, die zwecks Überlebenstraining irgendwo in der Wildnis ausgesetzt worden waren. Inzwischen ist es stockfinster. Aber die Männer kennen das Terrain wie ihre Westentasche. Ihre Ausrüstung: Taschenlampen, Kompass, GPS, ein schwerer Rucksack mit Erste Hilfe Ausrüstung. Und eine Thermosflasche für die Teepause. Und die obligatorische Geistergeschichte.
"Vor ein paar Jahren haben sich fünf junge Soldaten auf dem Moor verirrt, mitten im Winter, alles war tief verschneit, es begann eine fieberhafte Suche, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Am dritten Tag rief eine Hellseherin an und sagte, die Vermissten seien bei einem Kreuz. Auf der Karte konnten wir nur ein Kreuz finden, Widgery Cross, aber das lag weit außerhalb von unserem Suchradius. Dennoch machten wir uns auf den Weg. Und dort haben wir sie tatsächlich gefunden."
Alistair koordiniert die Einsätze. Für den gebürtigen Schotten ist das Dartmoor eine zweite Heimat.
"Die Gegend ist einfach unglaublich. Sie steckt so voll von historischen Besonderheiten - du könntest sie dein ganzes Leben lang durchwandern und würdest immer wieder etwas neues entdecken."
Der Nachtausflug klingt im Pub aus, mit mehreren Pints Jail Ale - dem in der berüchtigten Gefängnisstadt Princetown gebrauten Bier.
"Viele Leute sind wahnsinnig abergläubisch. Sie glauben, dass hier scheussliche Wesen und böse Kobolde hausen, die sie in die Irre führen wollen. Selbst wenn du ihnen tausend Pfund geben würdest - wenn es hier mal dunkel wird, würden sie nie und nimmer auf das Moor gehen."
Programmtipp: "Gesichter Europas", Samstag, 27. Oktober, 11.05 Uhr: "Mit den Füßen im Wasser und dem Kopf im Nebel - Geschichten aus dem Dartmoor"