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Fusion mit britischer Tochter
TUI wird zum größten Reiseunternehmen der Welt

Für Außenstehende ist das kaum zu durchschauen: Die deutsche TUI und ihre britische Tochter TUI Travel sind eigenständige Unternehmen, mit eigener Verwaltung und manchmal auch recht unterschiedlichen Vorstellungen vom Reisegeschäft. Nun sollen die beide Konzerne fusionieren - um Kosten zu sparen.

Von Hilke Janssen | 15.09.2014
    Der TUI-Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen steht bei der Hauptversammlung 2014 der TUI AG in Hannover (Niedersachsen) neben dem Logo des Unternehmens.
    Der TUI-Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen will mit der Fusion Millionen einsparen. (Picture Alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Es ist das große Projekt von TUI-Chef Friedrich Joussen. Seit er im Februar 2013 das Ruder bei Europas größtem Reisekonzern übernommen hat, feilt der Manager an dem Zusammenschluss mit der britischen Tochter TUI Travel. Schon seit Wochen rührt Joussen die Werbetrommel.
    "Das ist eine gute Idee, weil natürlich der integrierte Konzern dann ein Weltmarktführer im Tourismus wäre. Einfachere Strukturen - das spart Kosten. Aber vor allen Dingen erzeugt das zusätzliches Wachstum."
    Zurzeit leidet die TUI noch unter einer komplizierten Doppelstruktur. 2007 hatte der Konzern aus Hannover sein Touristik-Geschäft abgekoppelt und gemeinsam mit dem britischen Konkurrenten First Choice die TUI Travel gegründet - der deutschen AG gehören rund 54 Prozent. Im Nachhinein eine Fehlkonstruktion: Denn mehr als 90 Prozent des Reise-Umsatzes mit rund 30 Millionen Kunden werden in London gemacht - auf wichtige Entscheidungen hat die deutsche Konzern-Mutter keinen Zugriff. Bei der TUI AG in Hannover sind noch die wesentlich kleineren Bereiche Hotels und Kreuzfahrten angesiedelt. Von einem Zusammenschluss würde also auch London profitieren, meint Joussen.
    "Die britischen Aktionäre würden ja einen Teil reinbekommen, den sie heute nicht haben. Was Hotels und Resorts sind und was Kreuzfahrtschiffe sind. Und wenn Sie mal schauen, wie wichtig qualitativ hochwertige Urlaubserlebnisse sind, dann sieht man wie wichtig auch gerade diese Bereiche für den Tourismuskonzern sein können."
    TUI-Konzernbetriebsrat unterstützt Fusion
    Der TUI-Chef gibt sich alle Mühe, die Fusion so erfolgversprechend wie möglich aussehen zu lassen. Schließlich müssen die Aktionäre in Hannover und in London Ende Oktober noch zustimmen. Ein Zusammenschluss würde pro Jahr mindestens 65 Millionen Euro einsparen, rechnet Joussen vor, also noch mehr als bisher angepeilt. Dazu kommen millionenschwere Steuer-Ersparnisse. Laufen soll die Fusion über Aktien: Grob gerechnet gibt es für fünf britische TUI Travel-Aktien im Tausch zwei neue TUI-Papiere. Dass die Aktionäre auf der Hauptversammlung noch Nein sagen könnte, daran will Joussen lieber nicht denken:
    "Naja, Sorge ist das falsche Wort. Wie man weiß sind Verträge erst geschlossen, wenn sie unterschrieben sind. Aber ich bin ganz guten Mutes."
    Locken soll die Aktionäre unter anderem, dass im Februar die Dividende fast verdoppelt werden soll - auf dann 33 Cent. Die britischen Aktionäre bekommen mit einer Zwischendividende ein 76 Millionen Euro teures Geschenk. Sitz des neuen Konzerns soll Hannover sein. Der Konzernbetriebsrat von TUI unterstützt die Pläne für einen Zusammenschluss: Die Fusion, heißt es beim Betriebsrat, werde vorhandene Arbeitsplätze sichern und neue schaffen.