Fußball-Bundesliga der Frauen Mehr Dichte an der Spitze und im Mittelfeld
In der Fußball-Bundesliga der Frauen ist die Hinrunde beendet. Eine Woche vor der Winterpause zeigt die Tabelle ein engeres Bild, als in den vergangenen Jahren. Die Liga ist ausgeglichener als früher, alle Spiele werden übertragen. Trotzdem stehen die Frauen noch erheblich im Schatten der Männer.
VfL Wolfsburg - Bayer Leverkusen, am Ende stand es 1:1 (Sturmberg/Dlf)
Es war eine Überraschung im Topspiel zwischen dem Tabellensechsten Bayer Leverkusen und Tabellenführer VfL Wolfsburg. 1:1 endete das Spiel im Ulrich-Haberland-Stadion, direkt neben der BayArena. Die Wolfsburgerinnen waren in der 25. Minute durch Lena Lattwein in Führung gegangen, Leverkusen konnte in der 41. Minute ausgleichen, als VfL-Torhüterin Lisa Weiß den Ball nicht ganz unter Kontrolle bekam und Verena Wieder einschob.
„Fantastische Leistung nach den Misserfolgserlebnissen, die wir jetzt auch hatten“, befand Trainer Achim Feifel: „Kämpferische Leistung, auch fußballerisch, wie wir das geschafft haben, uns immer wieder heute zu befreien und das war wichtig auch, dass wir uns das mal wieder beweisen konnten.“ Nach vier Niederlagen in Folge, darunter ein 1:7 in München und in Hoffenheim war es Balsam für die Seele der Leverkusenerinnen, sagt auch Mittelfeldspielerin Kristin Kögel: „Wir haben Reaktion gezeigt, gerade nach dem Spiel letzte Woche in München, da waren wir überhaupt nicht zufrieden und wir können einfach stolz sein.“
Das waren auch die Zuschauerinnen und Zuschauer, die während ihres Applauses aufgerufen wurden, das Stadion an diesem Tag recht zügig zu verlassen. Einige Fans zeigten sich verärgert, „dass man fünf Minuten nach Abpfiff aus dem Stadion geworfen wurde, weil die Herren trainieren müssen.“ Auf dem Platz war anschließend das Abschlusstraining der Männer angesetzt.
Größere Leistungsdichte an der Spitze und im Mittelfeld
Und während sich das Stadion also rasch leerte, erklärte VfL-Trainer Tommy Stroot das aus VfL-Sicht enttäuschende Unentschieden: „Ich habe schon öfter mal gesagt, dass auch durch das Champions League-Turnier, was durchaus mehr von den Vereinen, die sich dafür qualifiziert haben, fragt. Das sieht man dementsprechend auch an den Wochenenden und da hat uns heute dementsprechend auch die mentale Frische und die Körner gefehlt.“ So wie auch immer noch die Leistungsträgerinnen Svenja Huth, Ewa Pajohr und Alexandra Popp dem Team fehlen.
Aber erkennbar ist, dass die Leistungsdichte in der Liga größer geworden ist. Es sind nicht mehr nur der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München, die sich ein einsames Duell an der Spitze liefern. TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam spielen oben mit. Und auch das Mittelfeld ist enger zusammengerückt.
"Zeigen, dass sie gerne da waren"
Aufsteiger 1. FC Köln hatte am Wochenende zuvor einen wichtigen 1:0-Sieg gegen den abstiegsbedrohten SC Sand eingefahren und darf sich Hoffnung machen, dieses Mal den Ligaverbleib zu schaffen. Anders als Leverkusen, wo am Samstagmittag rund 300 Fans im Stadion waren, darunter viele Wolfsburg-Anhänger, waren beim FC am Sonntag davor mehr als 1.000 im Franz-Kremer-Stadion. Unter ihnen viele Jugendteams aus der Umgebung, die der FC eingeladen hatte, die am Eingang Fahnen bekamen und ordentlich für Stimmung sorgten.
Wie viel ihnen das bedeutet, erzählt Abwehrspielerin Rachel Rinast: „Wenn sie dann vor allem nach dem Spiel auch noch da stehen und nochmal jubeln und nochmal zeigen, dass sie gerne da waren. Und wenn du dann so strahlende Kinderaugen siehst, die dann sagen, wir spielen auch Fußball. Das ist einfach so schön.“
"Finanziell werden uns irgendwann die Lichter ausgehen."
Weniger schön ist der Nachmittag für den abstiegsbedrohten SC Sand, einen der letzten eigenständigen Clubs in der Liga, der nicht an einen Männerverein angeschlossen ist. Dessen neuer Trainer Alexander Fischinger sieht die Entwicklung der Liga und welche Chancen der SC Sand langfristig da noch hat:
Wir werden immer eine Mannschaft sein, die niemals diese Mittel der Fraueclubs, die an die Herrenclubs angeschlossen sind, haben werden. Aber wir können sportlich und mit unserem Zusammenhalt in unserem Ort, mit der ganzen Region - das ist unser Kapital. Das ist jetzt acht Jahre gutgegangen. Es wird immer schwieriger, Jahr für Jahr. Und solange wir noch eine Chance haben, werden wir darum kämpfen, aber finanziell werden uns irgendwann die Lichter ausgehen.
"Gute Trainingsbedingungen sind uns wichtig"
Mit den Topvereinen, die mehrere Millionen Etat haben, kann auch der 1. FC Köln nicht mithalten, aber es habe sich schon einiges auch strukturell verbessert, erklärt FC-Trainer Sascha Glass:
„Wir haben mehrere Festanstellungen, wir haben uns im Scoutingbereich gut aufgestellt, wir haben einen Videoanalysten mittlerweile und na klar geht es auch über finanzielle Mittel. Aber für uns ist wichtig, dass wir gute Trainingsbedingungen haben. Wir haben zum Beispiel früher um 19 Uhr trainiert und jetzt trainieren wir um 15 Uhr. Das sind alles so Kleinigkeiten, dass wir auch einen professionellem Ablauf mit drin haben, dass wir nicht um zehn zu Hause sind, um elf Uhr essen.“
"Man tut den Frauen unrecht, wenn man sie so wenig wahrnimmt.“
Professionalisierung, aber in kleinen Schritten. Auch beim Thema Sichtbarkeit der Liga. Seit dieser Saison werden zwar alle Spiele beim Bezahlsender magenta-TV live übertragen, und Eurosport zeigt auch oft das Freitagabendspiel, aber „es ist ein Schritt, aber wenn wir es vergleichen, mit den internationalen Entwicklungen, müssen noch weitere folgen. Es ist ganz klar, dass wir auch im Free-TV laufen müssen zu gewissen Zeiten und nicht an einem Samstag um 13 Uhr zum, Beispiel.“ sagt Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot.
Wie sehr die Frauenfußball-Bundesliga trotz aller Beteuerungen im Schatten der Männer steht, auch im internationalen Vergleich, erzählen diese beiden treuen Wolfsburg-Fans, von denen einer quer durch Europa zu fast allen Auswärts-Spielen reist:
„Wenn man zum Beispiel nach Frankreich kommt oder nach Holland, da ist, wenn ein Champions League-Spiel ist, da ist ein halben Tag vorher Kirmes, da ist Torwandschießen, man kann Fanartikel kaufen. Und ich war mal bei einem Deutschland-Spiel, gegen Chile in Regensburg, da kriegte man zwei Stunden vor Anpfiff nicht mal einen Kaffee.“ „Ich finde, man tut den Frauen unrecht, wenn man sie so wenig wahrnimmt.“