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Die Wirtschaft als strategischer Partner

Uli Hoeneß gibt seinen Job als Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern ab - es folgt Adidas-Chef Herbert Hainer. Es ist ein Übergang mit Symbolcharakter, der erneut belegt, wie eng die Verflechtung zwischen Unternehmern, Managern und dem Fußball ist.

Von Hans-Peter Kreuzer | 14.03.2014
    Eine Sponsorenwand des FC Barcelona
    Sponsoren nutzen den Fußball für PR-Kampagnen und Einflussnahme auf die Vereine (dpa / picture alliance / Daniel Sambraus)
    Im Aufsichtsrat des FC Bayern München sitzen zahlreiche Top-Manager aus der Wirtschaft. Neben dem neuen Aufsichtsratvorsitzenden und Adidas-Chef Herbert Hainer sind das Audi-Boss Rupert Stadler und Telekom-Vorstandsvorsitzender Timotheus Höttges. Dazu wird jetzt auch noch ein Vertreter der Allianz kommen. Der Versicherungskonzern ist seit Kurzem strategischer Partner der Münchner, ebenso wie Adidas und Audi. Alle drei Unternehmen liegen gemeinsam noch unterhalb der Sperrminorität. Dazu kommt mit der Telekom ein Trikotsponsor, der je nach Erfolg zwischen 20 und 30 Millionen Euro jährlich zahlt. Dank seiner wirtschaftlich und sportlich starken Position verliert der FC Bayern aber nicht die Kontrolle über den Verein.
    Zum Aufsichtsrat des Branchenkrösus gehört aber auch die graue Eminenz der Fußball-Bundesliga: Martin Winterkorn. Seit seiner Zeit als Audi-Vorstandschef ist der 66-Jährige den Bayern eng verbunden. Als VW-Konzernchef zieht er die Strippen beim VfL Wolfsburg und macht bei Bedarf Millionen Euro für neue Spieler locker. So feierte Winterkorn 2009 statt wie sonst mit den Bayern mit dem VfL Wolfsburg die Deutsche Meisterschaft.
    Verflechtungen bei Bayer Leverkusen eng
    Eine Meisterschaft konnte die andere Konzerntochter im deutschen Fußball noch nicht erringen. Bayer Leverkusen ist eine hundertprozentige Tochter des gleichnamigen Konzerns und unterliegt wie Wolfsburg nicht der 50+1-Regel. Diese Vorschrift soll den Einfluss außenstehender Investoren verhindern und dem Verein die Stimmenmehrheit sichern. Die Marketingtochter des Bayer-Konzerns firmiert mittlerweile als "Werkself" und hat vertraglich fixierte Vereinbarungen mit dem Unternehmen.
    Festgeschrieben sind jährliche Zahlungen in Höhe von 25 Millionen Euro. In Ausnahmefällen wie beispielsweise bei der Verpflichtung von Stars wie Michael Ballack hilft der Konzern auch einmal. Und beim Stadionneubau übernahm Bayer die Rolle des Kreditgebers. Großer Förderer dieser Kooperation war der ehemalige Vorstandschef Werner Wenning. Er zieht heute noch als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses die Fäden.
    Sponsorenzahlungen halten Vereine am Leben
    Fußballvereine als Marketingtool hat auch Red Bull entdeckt. In Deutschland versucht der österreichische Getränkehersteller, RB Leipzig in den Profifußball zurückzubringen. Milliardär Dietmar Hopp hat in ähnlicher Weise den Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim in die Bundesliga finanziert. Offiziell ohne Amt redet er jedoch bei allen wichtigen Entscheidungen mit. Als "Hopp" von Schalke gilt Aufsichtsrat-Chef Clemens Tönnies. Mit Sponsorzahlungen und Krediten hat er den Traditionsverein in allen Krisenzeiten am Leben erhalten. Ohne ihn läuft nichts in Gelsenkirchen.
    Für neue Investoren ist der Einstieg bei den Fußballklubs aufgrund der 50+1-Regel schwierig. Denn offiziell dürfen sie nicht das Sagen haben. Mittlerweile ist diese Regel aufgeweicht. Für Unternehmen, die einen Verein mindestens 20 Jahre nachhaltig fördern, gilt diese Regel nicht mehr. So will Hannovers Präsident Martin Kind den Verein 2018 nach Ablauf dieser Frist komplett übernehmen. Kind, schon jetzt der starke Mann im Klub, ist Eigentümer und Geschäftsführer der KIND-Gruppe.
    Investoren kaufen sich Einfluss
    Gemeinsam mit Drogerieketten-Chef Dirk Rossmann und fünf weiteren Unternehmern gehört ihm mehrheitlich die Holding "Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG" (S&S), die in vier Jahren das Kommando übernehmen soll.
    Investoren mit geringerer Beteiligung können ebenfalls massiven Einfluss ausüben. Ein schlechtes Beispiel ist der Hamburger SV: Der Milliardär Klaus-Michael Kühnle finanzierte die Verpflichtung internationaler Stars wie zum Beispiel den Niederländer Rafael van der Vaart mit zweistelligen Millionenbeträgen. Der Milliardär wollte aber auch im operativen Geschäft mitmischen und als Mann seines Vertrauens Felix Magath installieren. Der Versuch scheiterte jedoch.
    Eine Premiere ist der Einstieg des Finanzinvestors KKR Ende Januar bei Hertha BSC. Ansonsten sind Unternehmer bei den meisten Vereinen im Profifußball in Vorständen oder Aufsichtsräten vertreten, spielen aber nicht eine so dominante Rolle.