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Fußball
Mehr Sicherheit im Stadion

Nach den Anschlägen in Paris und Brüssel gehen viele Fußballfans mit gemischten Gefühlen ins Stadion. Mit schärferen Kontrollen im und um das Stadion herum wollen Polizei und Sicherheitskräfte den Besuchern die Angst nehmen. Beim Länderspiel zwischen Deutschland und Italien hat das funktioniert.

Von Kilian Medele | 30.03.2016
    Fußball Länderspiel: Deutschland - Italien am 29.03.2016 in der Allianz Arena in München (Bayern).
    800 Polizeibeamte sorgten beim Länderspiel Deutschland-Italien in der Münchener Allianz Arena für die Sicherheit im Stadion. (dpa/picture alliance/Sven Hoppe)
    Cimbas Einsatz beginnt schon vier Stunden vor dem Spiel.
    Der Sprengstoffsuchhund schnüffelt entlang der grauen Schalensitze in der Arena.
    Frauchen und Polizeibeamtin Denise Brandl hält Cimba an der Leine und erklärt den Einsatz:
    "Also man doppelt das in dem Sinne, das man sagt, man geht diese Reihe nach vorne und man geht die Reihe auch wieder zurück. Weil das kann ja sein, dass der Hund hier ausatmet und nicht ein und um diese Möglichkeit zu umgehen geht man die Reihe nochmal zurück und dann schließt man solche Fehlerquellen oder versucht sie auszuschließen."
    Neben Hund und Frauchen steht Polizeisprecher Thomas Baumann, Das Länderspiel Deutschland-Italien ist für ihn ein normales Ereignis.
    800 Beamte sorgen für die Sicherheit
    "Die Polizei München hat natürlich viel Erfahrung mit Fußballspielen. Wir sind ja in der glücklichen Lage, dass Bayern immer relativ weit in der Championsleague kommt und wir aus diesem Grund sehr sehr viele Spiele hier betreuen. Somit ist die Allianz Arena für uns eigentlich gewohntes Umfeld. Natürlich ist man sensibilisiert jetzt mit der Terrorlage, aber das soll nicht dazu führen, dass man sich abhalten lässt, ins Stadion zu gehen. Ich persönlich lasse mich zumindest nicht abhalten."
    Dennoch, das Polizeiaufgebot ist hoch, 800 Beamte kümmern sich um die Sicherheit und Kontrollen der Stadionbesucher.
    Gut zweieinhalb Stunden vor Anpfiff strömen die ersten Fans ins Stadion, mit gemischten Gefühlen nach den Terrornachrichten der vergangen Tage, Wochen und Monate.
    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann taucht eine Stunde vor Spielbeginn auf, erklärt die fast um das doppelte erhöhte Anzahl der Polizeibeamten im Vergleich zu früheren Länderspielen:
    "Um intensiv schon die Personenkontrollen im Vorfeld zusammen durchzuführen und insgesamt natürlich intensiver als sonst auch vorher schon alles abzusuchen, nach Sprengstoff und Ähnlichem und natürlich auch um genügend Kräfte vor Ort zur Verfügung zu haben, falls es zu einer Störung kommen sollte, aber nochmal, es gibt im Moment keinerlei Hinweis darauf, dass es zu Störungen kommen könnte."
    Mit komischem Gefühl im Stadion
    Die meisten Zuschauer fühlen sich durch die Kontrollen sicherer, aber einigen gehen sie nicht weit genug:
    "Mir geht das zu schnell da, also ich kenne andere Sicherheitsvorkehrungen: Viel bessere Kontrollen, viel frühere Kontrollen allein schon in der U-bahn, da hat man nichts gemerkt."
    Sich so ganz befreit auf ein Fußballspiel zu freuen, fällt tatsächlich schwer. Die Fernsehbilder der Anschläge in Paris oder Brüssel bleiben im Kopf. Auf dem Weg zu meinem Sitzplatz auf der Pressetribüne treffe ich Julia Büchler, ARD Nationalmannschaftsreportrin. Ihr letzter Einsatz im Team war die Terrornacht von Paris. Ein komisches Gefühl ist das schon für sie, wieder bei einem Länderspiel zu sein:
    "Also es ist schon anders als es früher war. Vor allen Dingen, wenn du natürlich die Polizeipräsenz überall siehst, schon in der Stadt und hier im Stadion, wenn dann auf einmal irgendwie das Blaulicht angeht und an dir irgendwie eine Streife vorbeirauscht, dann denkst dir schon: Ist jetzt wieder irgendwas, was hat das jetzt zu bedeuten, aber jetzt wo ich hier drinnen bin, ich versuche es einfach auszublenden und keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden."
    Dann beginnt das Spiel und endlich steht der Sport im Vordergrund.
    Und spätestens mit der ersten Laola-Welle ist wohl bei den meisten der 70.000 Zuschauer der Gedanke an mögliche Anschläge verflogen. Das positive Fazit von Polizeisprecher Thomas Baumann ist daher nicht überraschend:
    "Wir haben auch in Sachen Terrorwarnung keine Vorkommnisse gehabt, es kam auch zu keinen Straftaten. Somit ist die Polizei eigentlich happy."
    Was nach diesem Spiel im Kopf bleibt, sind die Bilder jubelnder deutscher und schimpfender italienischer Fans, ein ganz normales Fußballspiel eben.