Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Fußball-WM Brasilien
Wie deutsche Firmen profitieren

Die umstrittene Torlinientechnik und so mancher Stadionsitz: Damit sind deutsche Unternehmen zur WM in Brasilien vertreten. Und auch sonst können einige deutsche Firmen von dem Großereignis profitieren. Auch wenn sie keine Sponsoren sind.

Von Jonas Reese | 27.05.2014
    Eine Armbanduhr mit Toranzeige für Schiedsrichter
    Das deutsche Unternehmen "GoalControl" stattet die brasilianischen WM-Stadien mit Torlinientechnologie aus. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Eine Symbiose aus vollendeter Gestaltung und vandalensicherer Konstruktion, so beschreibt die Firma Stechert aus dem fränkischen Wilhermsdorf ihren Verkaufsschlager für die WM in Brasilien. Den Stadionsitz mit dem passenden Namen "Copacabana". In gleich vier Spielstätten wurde er verbaut.
    Die 12 WM-Stadien, an ihnen haben deutsche Firmen kräftig mitgewirkt. Seien es Planungsentwürfe der Architektenbüros "gmp" für die Städte Manaus, Belo Horizonte und Brasilia oder "Schulitz + Partner" für die neue Arena in Salvador. Dazu kommen Sicherheitssysteme von Bosch und Siemens, Fahrstühle von ThyssenKrupp oder auch 100.000 Liter BASF-Farbe für das Maracana-Stadion in Rio.
    In anderen Bereichen kamen deutsche Unternehmen im Vorfeld der WM hingegen kaum zum Zug, sagt Oliver Döhne von der "Germany Trade and Invest" in Sao Paulo.
    "Das hat sich doch jetzt stark auf die Stadien konzentriert. Wobei aber immerhin auch eine gewisse Zahl an deutschen Unternehmen Geschäfte gemacht hat. Aber wenn man jetzt den öffentlichen Nahverkehr ansieht. Dann auch mit Siemens beim U-Bahn-Bau, neue Buskorridore, insgesamt mehr öffentlichen Nahverkehr, was die Energieversorgung, Telekommunikation angeht, was die Wasserwirtschaft, Medizintechnik, Gesundheitsversorgung angeht, da gibt's sicher noch eine Vielzahl von weiteren Geschäftsmöglichkeiten, die sich jetzt halt nicht unmittelbar konkretisiert haben mit der WM."
    Leichte Enttäuschung bei deutschen Unternehmern
    Das liegt auch daran, dass zahlreiche Maßnahmen, die im Rahmen des Turniers geplant waren, nicht fertig werden oder aufgrund der Verzögerung gar nicht oder erst später angegangen werden. Insgesamt 70 Prozent der Infrastruktur-Projekte werden das sein, so berichten brasilianische Medien. Eine Tatsache, die die Erwartungen deutscher Unternehmen etwas enttäuscht, sagt Eckart Pohl von der deutsch-brasilianischen Industrie-und Handelskammer.
    "In Bezug auf die WM hatte man sich hier in Brasilien bei den Tochtergesellschaften vielleicht etwas mehr vorgestellt als geschehen ist, bei den Mutterhäusern deutlich mehr und in der deutschen Presse wurde das Ganze noch verfünffacht, und man dachte eben Brasilien sei wie Südafrika ein Land, das noch über keine Industrie verfügt. Dem ist überhaupt nicht so. Brasilien konnte was Bauleistungen angeht, einen Großteil selbst erledigen."
    Umso verwunderlicher war die klare Kritik von Sepp Blatter, dem Präsidenten des Fußball-Weltverbandes und Ausrichter der Weltmeisterschaft, im vergangenen Jahr. Explizit machte er deutsche Unternehmen für die starken Verzögerungen bei den Stadionbauten mitverantwortlich. Eine Kritik die Eckart Pohl von der AHK nicht ganz nachvollziehen kann.
    "Ich hab hier in Brasilien keinerlei Reklamationen zumindest an deutschen Firmen gehört, oder auch der brasilianischen Wirtschaft oder auch unter Brasilianern an deutschen Unternehmen gehört, dass die in irgendeiner Art und Weise auch nur ein bisschen Schuld haben könnten, wenn hier bei der WM irgendwas nicht klappt."
    Schuld daran, dass die WM nicht zu einem Erfolg wird, könnte dann aber doch ein deutsches Unternehmen haben. Die Firma "Goal Control" stattet alle 12 Stadien mit der Torlinientechnologie aus. Ein Fehler dort könnte fatale sportliche Folgen haben.
    So können deutsche Unternehmen vielleicht auch ganz froh sein, beim Ausbau der Flughäfen kaum berücksichtigt worden zu sein. Hier wird während der WM erhebliches Chaos erwartet. Einzig die Münchener Betreibergesellschaft erhielt in einem Konsortium die Beteiligung am Airport in Belo Horizonte, Brasiliens drittgößter Stadt. Der VW-Konzern stand bereits in öffentlicher Kritik: Er lieferte zumindest das Fahrgestell für Wasserwerfer der Militärpolizei in Rio.