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G20-Gipfel und Klimaschutz
Japans schwieriger Kampf gegen den Plastikmüll

Wenn sich ab Freitag die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder im japanischen Osaka treffen, wird eines der zentralen Themen die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll sein. Japan, erstmals Gastgeber eines solchen Treffens, will mit gutem Beispiel vorangehen.

Von Kathrin Erdmann | 24.06.2019
Gepresste und verpackte PET-Flaschen auf einer Palette in einer Recyclinganlage am Rande Tokios.
Japan versucht anlässlich des G20-Gipfels in Osaka, seiner Plastikverschwendung Herr zu werden. (Kathrin Erdmann, ARD)
Acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich im Meer, das heißt: Jede Minute wird die Menge eines Lastwagens ausgeschüttet - hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace errechnet. Japans rechtskonservativer Regierungschef Shinzo Abe springt auf diesen Wagen auf: "Das Problem von Plastikmüll im Meer ist eines der größten Themen des G20-Gipfels in Osaka. Um das zu lösen, muss sich die ganze Welt anstrengen."
Allen voran Japan. Das Land recycelt zwar 80 Prozent von seinen neun Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr. Hiroaki Odachi von Greenpeace Japan: "Aber das meiste Plastik wird verbrannt, fast 60 Prozent des eingesammelten Plastiks. Das nennen sie Recycling, weil so Wärme erzeugt wird." Dabei kostet das wieder Energie und ist damit alles andere als umweltfreundlich.
100 Prozent Recycling geht - mit den richtigen Flaschen
Einer, der sich jahrelang genau darüber Gedanken gemacht hat, ist Eiichi Furasawa. Er steht in einer riesigen Lagerhalle am Rande von Tokio. "Wir recyceln täglich zwei Millionen PET-Flaschen." Und zwar zu 100 Prozent. Der Japaner hat bereits Anfragen aus der ganzen Welt.
Die Plastikflaschen fliegen durch zahlreiche Rohre und landen schließlich auf einem Band. "In diesen Sortiermaschinen werden die ganzen unbrauchbaren Dinge von den Flaschen entfernt wie das Label und der Verschluss, und auch alle farbigen Flaschen werden aussortiert." Denn die können nicht vollständig recycelt werden. Anders als in Deutschland gibt es in Japan aber nur noch sehr wenige bunte PET-Flaschen.
Doppelter Umweltschutz
Besonders an Fujisawas Methode ist: Sie leistet gleich mehrfach einen Beitrag zum Umweltschutz. "Durch das Recyceln von PET-Flaschen kann man zwei Dinge erreichen: Man spart Erdöl und reduziert den CO2-Ausstoß." Denn bei der Wiederverwertung wird nach seinen Angaben 63 Prozent weniger Energie verbraucht als bei der Herstellung einer Originalflasche. In einem rohstoffarmen Land wie Japan ein wichtiger Punkt.
Noch besser wäre es natürlich, von vornherein soweit wie möglich auf Plastikflaschen zu verzichten. Hiroaki Odachi von Greenpeace Japan hat dazu einen einfachen Vorschlag gemacht: "Wir haben die Regierung in Tokio gebeten, Wasserspender in der Stadt aufzustellen, an denen man sich seine eigene Flasche auffüllen und so auf PET-Flaschen verzichten kann."
Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Es wäre ein kleiner Schritt voran, ebenso wie der, Japaner künftig für Plastiktüten bezahlen zu lassen. Zugleich zeigt sich daran aber auch, wie weit der eigene Weg des G20-Ausrichters hin zu weniger Plastikmüll ist.