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Gambia
Ex-Präsident Jammeh gibt offenbar auf

Obwohl er die Wahlen im Dezember verloren hatte, klammerte sich der frühere Präsident Gambias, Yahya Jammeh, hartnäckig an die Macht. Sein Nachfolger Adama Barrow musste im Nachbarland Senegal vereidigt werden. Nun kündigte Jammeh in einer Fernsehansprache an aufzugeben.

Von Jens Borchers | 21.01.2017
    Ein Fuß steht auf dem am Boden liegenden Wahlplakat des abgewählten gambischen Präsidenten Jammeh.
    Ein Wahlplakat des abgewählten gambischen Präsidenten Jammeh, der das Ergebnis der Abstimmung nicht anerkennt. (SEYLLOU / AFP)
    Sechs Wochen lang versetzte er Gambia in Sorge und Unruhe – jetzt will Yahya Jammeh offensichtlich endgültig das Feld räumen. Zumindest kündigte der langjährige Autokrat das in der Nacht zum Samstag in einer Fernsehansprache an. Sein rechtmäßig gewählter Nachfolger Adama Barrow war bereits im Nachbarland Senegal als neuer Präsident vereidigt worden und wartet jetzt darauf, sein Amt auch tatsächlich antreten zu können.
    Eine Milliarde Jahre, so hatte es Yahya Jammeh einmal in einem BBC-Interview angekündigt, wolle er Gambia regieren. Mit Allahs Hilfe. Jetzt ist nach 22 Jahren offenbar Schluss. Sehr irdische Kräfte haben den 51-jährigen Autokraten jetzt dazu gedrängt, die Macht abzugeben.
    In der Hauptstadt Banjul hatten die Menschen bereits vor zwei Tagen auf den Straßen gefeiert. Kurz zuvor hatte Gambias Armeechef klar gemacht, dass Gambias kleine Armee nicht bereit sei, für Yahya Jammeh zu kämpfen. Der Autokrat selbst blieb ungerührt. Dann überschritten Truppen der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten, ECOWAS, die Grenze zu Gambia.
    Erfolgreicher Vermittlungsversuch
    Ihr Ziel: Jammeh aus dem Präsidentenpalast zu vertreiben. Diese Truppen hatten ihren Vormarsch gestoppt, als die Präsidenten Guineas und Mauretaniens zu einem letzten Vermittlungsversuch in Banjul eintrafen. Sie hatten jetzt offenbar Erfolg.
    "Ich habe heute guten Gewissens entschieden, die Führung dieser großen Nation abzugeben" – so äußerte sich Yahya Jammeh gestern Nacht in einer Fernsehansprache. Wann genau das sein wird und in welches Land er ins Exil gehen will – das ließ der 51-jährige Autokrat allerdings noch offen. Jammeh legte aber Wert auf die Feststellung, seine Entscheidung habe er "ohne Druck von außen" getroffen.
    Diese Bemerkung passt zum Persönlichkeitsprofil des Mannes, der als unberechenbar gilt. Willkürliche Verhaftungen, schwerste Menschenrechtsverletzungen sind aus seiner Amtszeit dokumentiert. Jammeh hatte von sich behauptet, er könne Aids "heilen" – mit einem Kräutertrank. Und in einer Rede vor den Vereinten Nationen behauptete er 2014, Homosexualität sei unmenschlich und "Anti-Allah".
    Barrow wurde im Senegal als Präsident vereidigt
    Mit solchen bizarren Äußerungen eines gambischen Präsidenten könnte es jetzt vorbei sein. Adama Barrow hatte im vergangenen Dezember klar die Präsidentschaftswahlen in Gambia gewonnen. Weil Yahya Jammeh sich aber weiterhin an die Macht klammerte, musste Barrow am Donnerstag in der Botschaft Gambias im Nachbarland Senegal als neuer Präsidenten vereidigt werden.
    Der neue Mann verspricht Reformen für Gambia. Er wolle eine Strategie für die wirtschaftliche Entwicklung des bettelarmen kleinen Landes mit seinen knapp zwei Millionen Menschen entwickeln.
    "Dies ist ein Wechsel, der für jedermann Freiheit und Wohlstand bringen wird. Keine Diskriminierung mehr aufgrund von Geschlecht, Religion oder Ethnie. Wir wollen jetzt ein Gambia schaffen, in dem Wissen mehr zählt als persönliche Beziehungen."
    Neuer Präsident hat kaum politische Erfahrung
    Große Versprechen also von Adama Barrow, der nun das Präsidentenamt übernehmen soll. Politische Erfahrung hat er kaum. Barrow besitzt eine Immobilienfirma und engagierte sich erst seit Anfang vergangenen Jahres politisch. Gambias einst zerstrittene Oppositionsparteien hatten sich dann auf ihn als Präsidentschaftskandidaten verständigt.
    Wenn Adama Barrow dann tatsächlich sein Amt antreten wird, übernimmt er ein schweres Erbe. Gambia zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Menschen dort zählen auf den neuen Mann. In der Hauptstadt Banjul hofft ein junger Mann auch auf Hilfe von außen – um ein besseres Gambia aufzubauen, wie er sagt.