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Gamedesigner Ron Gilbert
"Andauernd kommen Leute zu mir und beschimpfen mich"

Vor über 25 Jahren kreiierte der Gamedesigner Ron Gilbert das Spiel "The Secret of Monkey Island", ein Computerspiele-Klassiker. Bis heute sprechen ihn seine Fans darauf an und fordern ihn zum Fechten auf - allerdings nicht mit einem Degen, sondern mit Beleidigungen.

Von Christian Schiffer |
    Ein Bild aus dem Computerspiel "The Secret of Monkey Island".
    Ein Bild aus dem Computerspiel "The Secret of Monkey Island". (picture alliance/ dpa / Lucas Arts)
    "Ja, unglücklicherweise werde ich dauernd beleidigt, andauernd kommen Leute zu mir und beschimpfen mich. Dabei ist das doch über 25 Jahre her! Die erinnern sich sehr viel besser an die Schwertkämpfe, als ich das tue."
    Wenn Ron Gilbert auf seine Fans trifft, dann stürmen die gerne mal voller Enthusiasmus auf ihn los – nur um ihn dann wüst zu beschimpfen. Denn Ron Gilbert hat nun mal das sogenannte Beleidigungsfechten erfunden. Aber von Anfang an: 1990 erschafft der US-Amerikaner das legendäre Computerspiel "The Secret of Monkey Island", ein buntes, humorvolles Point-and-Click-Adventure in der Karibik - mit Piraten! Und weil nun mal Piraten vorkommen, müssen natürlich auch Fechtkämpfe vorkommen. Und weil nun mal Fechtkämpfe vorkommen muss natürlich auch Action vor. Nein! Denn in "Monkey Island" zählen beim Fechten nicht die schnellsten Reflexe, es kommt vielmehr darauf an, den Gegner möglichst gekonnt zu beleidigen. Das Beleidigungsfechten aus "Monkey Island" wird zum Kult und brennt sich tief ein in das kollektive Gedächtnis der Nerdkultur.
    Stilprägendes Meisterwerk
    Und deswegen bauen sich auch heute noch völlig unbekannte Leute vor Ron Gilbert auf und schleudern ihm ein gesalzenes "Du kämpfst wie ein Bauer!" an den Kopf und erwarten dann ganz selbstverständlich, dass der überforderte Programmierer genau weiß, welche Dialogoption man damals vor 27 Jahren auswählen musste, um den Kampf zu gewinnen. Die richtige Antwort übrigens lautet natürlich: "Wie passend! Du kämpfst wie eine Kuh!" Das weiß man doch! Bis heute gilt "Monkey Island" als eines der besten Adventurespiele aller Zeiten, als ein kleines, stilprägendes Meisterwerk sogar, Ron Gilbert allerdings gibt sich bescheiden:
    "Es war etwas ganz besonders für mich die 'Monkey Island'-Spiele zu machen. Ich habe damals sehr lange über das Design und die Struktur dieser Spiele nachgedacht. Es geht nicht nur darum, irgendeine Geschichte mit ein paar Rätseln zu verrühren, stattdessen wollte ich die Rätsel glaubwürdig mit der Story und der Umgebung verbinden. Und das hat möglicherweise zur Popularität des Spiels beigetragen."
    Und populär ist "Monkey Island" bis heute. Teil zwei gilt sogar als das vielleicht bestes Point-and-Click-Adventure aller Zeiten – trotz eines völlig wirren und interpretationswürdigen Endes - wieder so ein Ron-Gilbert-Moment für das kollektive Gedächtnis der Nerdkultur. Nach "Monkey Island 2" wird es ruhig um Ron Gilbert, der Amerikaner beginnt Spiele zu machen für Kinder, die lustigen Namen haben wie "Fritzi Fisch" oder "Töff-Töff" - bis heute seine unterschätztesten Werke sagt er.
    Prügelei mit Hühnern und Einhörnern
    2010 dann, fast 20 Jahre nach "Monkey Island", meldet sich Gilbert mit einem Spiel für Erwachsene zurück und siehe da, anders als viele anderen Gamedesigner aus den 90ern, hat er es immer noch drauf: "Deathspank" ist ein Rollenspiel, bei dem man sich unter anderem mit Hühnern und Einhörnern prügelt, und natürlich ist auch das wieder ein typisches Ron-Gilbert-Spiel: bunt, skurril, lustig. Dasselbe gilt für "The Cave", ein Jump and Run, das 2013 erscheint und dessen Hauptfigur eine, nun ja, sprechende Höhle ist. Und trotzdem: Ron Gilbert bleibt "Mr. Monkey Island":
    "Ja, das ist ein Problem, da geht es Regisseuren oder Schriftstellern ja ganz ähnlich. Man wird für eine Sache richtig bekannt und dann wollen die Leute natürlich mehr davon. Das kann durchaus frustrierend sein. Ich war durchaus produktiv, habe Spiele gemacht, die gut waren, aber eben keine Adventures und dafür habe ich sehr viel weniger Anerkennung bekommen."
    Anfang März wird Ron Gilberts neues Spiel erscheinen. "Thimbleweed Park" wurde per Crowdfunding von den Fans finanziert und die Fans wollten natürlich ein Ron-Gilbert-Spiel wie damals. "Thimbleweed Park" wird also ein klassisches Point-and-Click-Adventure in pixeliger in Retro-Optik, nur mit modernem Akte-X-Flair statt Piraten. Das heißt auch: kein Beleidigungsfechten. Schade für die Nerdkultur. Gut für Ron Gilbert.