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Wenn E-Sport Thema im Koalitionsvertrag ist

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich klar positioniert. Er verweigerte dem E-Sport Ende Oktober die Anerkennung als Sport. Im Dlf erläuterte die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker die Entscheidung und wehrt sich gegen eine Einmischung aus der Politik.

Von Colin Mahnke | 11.11.2018
    Besucher der Gamescom 2018 probieren an einem Stand von EA Sports das Videospiel Fifa 19 aus.
    Über die Anerkennung von E-Sport als Sport gibt es momentan eine Debatte im Sport und in der Politik. (dpa)
    Es war die große Koalition, die eine altbekannte Debatte neu belebte. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist festgehalten, dass man sich für die vollständige Anerkennung des E-Sports als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht einsetzen werde und sogar die E-Sportler bei ihren olympischen Ambitionen unterstützen wolle.
    Der organisierte Sport fühlte sich nicht nur übergangen, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verweigerte dem E-Sport erst Ende Oktober die Aufnahme und damit die Anerkennung als Sport. Im Deutschlandfunk-Sportgespräch erläuterte die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker diese Entscheidung so: "Der DOSB hat sich entschieden, die Begrifflichkeit etwas zu verändern und in zwei Formen zu differenzieren: Zum einen sehen wir virtuelle Sportarten als diejenigen, wo Sportarten vom Analogen in die digitale Welt übertragen werden. Ich nenne als Beispiel Fußball, Schießen, Bogenschießen. Das zweite ist für uns E-Gaming, und das sind all diese Sportarten, die E-Sport als Sport bezeichnet, die wir aber in unserem Sportartenkanon nicht finden und das sind eben die ganz klassischen Spiele."
    DOSB-Entscheidung sorgte für Unmut
    Gemeint sind dabei vor allem Shooter oder Strategiespiele. Die Entscheidung des DOSB sorgte für einigen Unmut in der Szene. Es geht dem Verband der Gamer nicht nur um die Aufnahme in den DOSB, sondern auch darum, genauso wie andere Sportvereine von der Gemeinnützigkeit zu profitieren. Jan Pommer, Vizepräsident des E-Sport-Bundes, sagt: "Wenn ich höre, dass Turnierbridge gemeinnützig ist, dann wüsste ich wirklich nicht, warum das wettkampfmäßige Spielen von League of Legends oder Counterstrike oder von mir aus auch FIFA 19, warum das nicht auch gemeinnützig sein könnte."
    Doch ein zentraler Unterschied zu den klassischen Sportarten müsse in die Bewertung miteinbezogen werden, merkt Experte Markus Breuer von der Hochschule Heidelberg: "Was die Strukturen des E-Sports angeht, kann man sagen, dass die aus dem kommerziellen Bereich erwachsen sind. Es gibt innerhalb des E-Sports, innerhalb dieses Mikrokosmos sicherlich mit den Publishern, also mit den Unternehmen, die die Spiele vertreiben, eine Gruppe, die es im klassischen Sport in der Form nicht gibt."
    Umstrittene Positionierung der Digitalministerin
    Und deshalb hat Breuer auch Bauchschmerzen, wenn die für Digitalisierung zuständige Staatsministerin, Dorothee Bär, einfach twittert "E-Sport ist Sport. So einfach ist das." Er sagt: "Bei der Aussage 'E-Sport ist Sport' finde ich es etwas problematisch, wenn eine solche Klassifizierung aus der Politik kommt. Die Verbindung zwischen Sport und Staat in Deutschland ist auf einem partnerschaftlichen Niveau ausgelegt und die Autonomie des Sports sollte hier nicht angefasst werden." Die DOSB-Vorstandsvorsitzende Rücker pflichtet ihm bei: "Das ist auch eine autonome Entscheidung des Sports, ob E-Sport zu ihm passt oder nicht. Das würden wir schon für uns reklamieren."
    Genauso wie sich für die Frage, ob es jemals olympisch wird oder nicht, das IOC diese Entscheidung vorbehält. Auch das ist im Koalitionsvertrag verankert, dass man dazu einen Beitrag leisten möchte, dass E-Sport olympisch wird, und auch diese Entscheidung liegt in anderen Händen, als der der Politiker.