João Zilhão hatte, so sagt er, ein Problem. Der Archäologe der Universität von Barcelona stieß bei seinen Forschungen an Höhlenmalereien in Spanien auf ein Paradoxon: Vor mehr als 40.000 Jahren kamen Vertreter des Homo sapiens von Afrika über Gibraltar in diese Gegend und haben irgendwann damit begonnen ihre Höhlen zu verzieren: mal waren es Darstellungen von Tieren, mal geometrische Zeichnungen, mal einfache Handabdrücke. Die ältesten Malereien dort, die zum Teil auch zum Unesco-Weltkulturerbe gehören, geben aber nur ein Alter von 18.000 Jahren an. Im westlichen Portugal hingegen, wo unsere Vorfahren erst später hinzogen, sind die Malereien viel älter, gleiches gilt für die weiter östlich gelegenen Höhlen in Frankreich.
"Also stand die große Frage im Raum, ob die spanischen Malereien nicht eigentlich älter sein müssten als all die anderen im restlichen Westeuropa."
Das Problem war ein methodisches. Datiert wurde in Spanien bislang nur mit Hilfe der Radiokarbonmethode. Dazu brauchen die Forscher biologisches Material – also Kohlenstoff. Aber, in den meisten Höhlen gibt es keine oder nur wenig Holzreste. Zilhão:
"Unsere Idee war der Nachweis, dass die Höhlenmalereien tatsächlich älter als 18.000 Jahre alt sind, indem wir irgendwie die rote Farbe datieren, die sich nicht mithilfe der C14-Methode datieren lässt."
Bei einem Forschungsaufenthalt in Bristol lernte João Zilhão zwei Kollegen kennen, die eine neue Datierungsmethode entwickelt hatten. Dabei messen die Forscher Calciumcarbonat, das sich als Bestandteil des Wassers meist in Form von Tropfsteinen auf den Zeichnungen abgelagert hat. Darin sind winzige Mengen radioaktiven Urans enthalten. Misst man die Radioaktivität, kann man die Zeit bestimmen, also die Entstehung des Tropfsteins. Der spanische Archäologe überzeugte seine britischen Kollegen, dass sie diese Methode in einem großen Feldversuch in elf spanischen Höhlen testen könnten. 50 Proben von Tropfsteinen kamen ins Labor. Die Ergebnisse sind eindeutig: Alle Höhlenmalereien sind wesentlich älter als bislang angenommen. Die älteste Wandkunst ist die von El Castillo: Vor mindestens 40.800 Jahren wurden in Kantabrien rote Pigmente an die Wand gebracht. Zilhão:
"Wenn wir also von einem Mindestalter von 41.000 Jahren ausgehen, kann das tatsächliche Alter auch bei 41.500, 42.000 oder 50.000 Jahren liegen. Das wissen wir aber nicht. Aber diese Ergebnisse zwingen uns zum Umdenken. Denn bislang gingen alle davon aus, dass die große Kulturrevolution erst mit der Ankunft unserer Vorfahren startete und es vor 35.000 Jahren diese ganzen Aktivitäten noch nicht gab."
Damit wurden die Höhlen wesentlich früher verziert als bislang gedacht. Die Entstehung der Zeichnungen fällt zudem genau in die Zeit als Vertreter des Homo sapiens in diese Gegend kamen und die Neandertaler allmählich verschwanden.
"Die ältesten Zeichnungen, die wir sicher datieren können, sind ja mindestens 41.000 Jahre alt. Aber wer waren die Maler? Es können Neandertaler, unsere direkten Vorfahren oder vielleicht auch beide zusammen gewesen sein. Der Kernpunkt ist, dass die ganze Kunstentwicklung immer ein Feld war, aus dem die Neandertaler ausgeschlossen waren. Das ist jetzt nicht mehr so. Denn nun sieht es so aus, dass die Malerei bereits zu ihren Lebzeiten entstanden ist. Vielleicht waren die Neandertaler auch daran beteiligt und möglicherweise waren sie auch die ersten Maler in Europa überhaupt."
Somit könnte es mit der Ankunft unserer Vorfahren in Europa zu einer Konkurrenz mit den Neandertalern gekommen sein, die zum Motor der Kulturevolution wurde. Denn kurze Zeit später entstanden in den sich überlappenden Revieren die ersten Musikinstrumente, die ersten figürlichen Darstellungen und die ersten Malereien. João Zilhão sieht darin einen weiteren Hinweis, dass der Anteil der Neandertaler hinsichtlich der Kulturentwicklung in Europa möglicherweise viel größer ist als bislang in Fachkreisen für möglich gehalten wurde.
"Also stand die große Frage im Raum, ob die spanischen Malereien nicht eigentlich älter sein müssten als all die anderen im restlichen Westeuropa."
Das Problem war ein methodisches. Datiert wurde in Spanien bislang nur mit Hilfe der Radiokarbonmethode. Dazu brauchen die Forscher biologisches Material – also Kohlenstoff. Aber, in den meisten Höhlen gibt es keine oder nur wenig Holzreste. Zilhão:
"Unsere Idee war der Nachweis, dass die Höhlenmalereien tatsächlich älter als 18.000 Jahre alt sind, indem wir irgendwie die rote Farbe datieren, die sich nicht mithilfe der C14-Methode datieren lässt."
Bei einem Forschungsaufenthalt in Bristol lernte João Zilhão zwei Kollegen kennen, die eine neue Datierungsmethode entwickelt hatten. Dabei messen die Forscher Calciumcarbonat, das sich als Bestandteil des Wassers meist in Form von Tropfsteinen auf den Zeichnungen abgelagert hat. Darin sind winzige Mengen radioaktiven Urans enthalten. Misst man die Radioaktivität, kann man die Zeit bestimmen, also die Entstehung des Tropfsteins. Der spanische Archäologe überzeugte seine britischen Kollegen, dass sie diese Methode in einem großen Feldversuch in elf spanischen Höhlen testen könnten. 50 Proben von Tropfsteinen kamen ins Labor. Die Ergebnisse sind eindeutig: Alle Höhlenmalereien sind wesentlich älter als bislang angenommen. Die älteste Wandkunst ist die von El Castillo: Vor mindestens 40.800 Jahren wurden in Kantabrien rote Pigmente an die Wand gebracht. Zilhão:
"Wenn wir also von einem Mindestalter von 41.000 Jahren ausgehen, kann das tatsächliche Alter auch bei 41.500, 42.000 oder 50.000 Jahren liegen. Das wissen wir aber nicht. Aber diese Ergebnisse zwingen uns zum Umdenken. Denn bislang gingen alle davon aus, dass die große Kulturrevolution erst mit der Ankunft unserer Vorfahren startete und es vor 35.000 Jahren diese ganzen Aktivitäten noch nicht gab."
Damit wurden die Höhlen wesentlich früher verziert als bislang gedacht. Die Entstehung der Zeichnungen fällt zudem genau in die Zeit als Vertreter des Homo sapiens in diese Gegend kamen und die Neandertaler allmählich verschwanden.
"Die ältesten Zeichnungen, die wir sicher datieren können, sind ja mindestens 41.000 Jahre alt. Aber wer waren die Maler? Es können Neandertaler, unsere direkten Vorfahren oder vielleicht auch beide zusammen gewesen sein. Der Kernpunkt ist, dass die ganze Kunstentwicklung immer ein Feld war, aus dem die Neandertaler ausgeschlossen waren. Das ist jetzt nicht mehr so. Denn nun sieht es so aus, dass die Malerei bereits zu ihren Lebzeiten entstanden ist. Vielleicht waren die Neandertaler auch daran beteiligt und möglicherweise waren sie auch die ersten Maler in Europa überhaupt."
Somit könnte es mit der Ankunft unserer Vorfahren in Europa zu einer Konkurrenz mit den Neandertalern gekommen sein, die zum Motor der Kulturevolution wurde. Denn kurze Zeit später entstanden in den sich überlappenden Revieren die ersten Musikinstrumente, die ersten figürlichen Darstellungen und die ersten Malereien. João Zilhão sieht darin einen weiteren Hinweis, dass der Anteil der Neandertaler hinsichtlich der Kulturentwicklung in Europa möglicherweise viel größer ist als bislang in Fachkreisen für möglich gehalten wurde.