Jasper Barenberg: Nicht nur Bekenntnisse, sondern handfeste Beschlüsse sind in Pittsburgh gefragt, denn zweimal schon seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Staats- und Regierungschefs der sogenannten G20 versammelt. Jetzt wird erwartet, dass sie sich einigen über Bonus-Zahlungen für Banker, über die Pflicht zu einem Risikopuffer für große Geldinstitute und über neue Regeln für die Finanzwirtschaft. Viel war im Vorfeld über Streit und über unterschiedliche Interessen der Beteiligten zu hören, doch in Pittsburgh gibt es auch Anzeichen für Kompromisse. Im fernen Pittsburgh scheint der hiesige Wahlkampf ganz weit weg. Reibungslos scheint das Zusammenspiel zwischen CDU-Kanzlerin Merkel und SPD-Finanzminister Steinbrück. Beide unterstreichen bei jeder Gelegenheit, wie sehr sie auf dem Finanzgipfel in den USA an einem Strang ziehen. Und in Berlin, wo sich die Politiker zum Endspurt im Wahlkampf rüsten? Am Telefon begrüße ich jetzt den Wirtschaftswissenschaftler Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. Einen schönen guten Tag!
Michael Grote: Guten Tag, Herr Barenberg!
Barenberg: Herr Grote, "jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden", hat gerade Außenminister Steinmeier gesagt. Ein klares Signal sei nötig. Es wird allgemein gefordert, den Bekenntnissen jetzt endlich Beschlüsse folgen zu lassen. Auf der einen Seite ist von Forderungen die Rede, von Gemeinsamkeiten, und auf der anderen Seite von Widerständen. Lassen Sie uns doch für einen Augenblick den Spieß einmal umdrehen. Was wäre eigentlich, wenn keine Einigung zu Stande käme, und damit verbunden die Frage, warum soll es eigentlich eine neue weltweite Finanzordnung geben?
Grote: Das ist in der Tat eine sehr gute Frage. Eigentlich waren wir ja alle mal davon ausgegangen, dass die neuen und stärkeren Regulierungen vor allen Dingen dazu dienen sollen, dass eine weitere Krise, so wie wir sie jetzt gesehen haben, eben nicht wieder eintritt. Es scheint sich mir, im Moment ein bisschen davon wegzubewegen. Das was wir haben ist ja vor allen Dingen eine große Debatte über die Manager-Gehälter, aber wenn Sie sich anschauen, welche Banken in Deutschland als erstes umgefallen sind, das waren gerade die, die am wenigsten bezahlt haben. Ich glaube, da ist auch viel Populismus dabei und viel unbedingter Gestaltungswillen von Politikern im Moment. Dass man darüber nachdenken muss, wie man das ganze System insgesamt sicherer machen kann, ich glaube, das ist sicher notwendig. Dafür brauchen wir aber noch Zeit, um zu verstehen, was eigentlich genau passiert ist. Ganz ohne Regulierung wird es allerdings nicht gehen.
Barenberg: Noch mal einen Schritt zurück, Herr Grote. Ich habe Sie gerade so verstanden: Die Politiker wollen nicht regulieren oder sie wissen nicht, wie sie regulieren können?
Grote: Im Gegenteil! Ich glaube, diese ganzen Vorschläge, die wir sehen, deuten für mich eher darauf hin, dass die Politiker sehr viel regulieren wollen, weil das eben auch zeigt, dass sie was machen. Wir reden momentan über die Vorschläge, dass wir die Manager-Gehälter irgendwie deckeln wollen, aber es ist überhaupt nicht klar, welcher Zusammenhang zwischen hohen Gehältern und dem besonderen Risiko des Finanzsystems besteht.
Barenberg: Ein Nebenkriegsschauplatz sozusagen?
Grote: Total! Es könnte in der Tat sein, aber wir haben wirklich dringendere Probleme. Problem ist nur, glaube ich, dass in der Darstellung nach außen das nicht so sexy ist. Die ganze Stimmung ist ja momentan so: es muss irgendjemand daran Schuld sein und dann sind es eben die, die oben standen, und die hatten gerade viel Geld und die müssen deswegen jetzt reguliert werden. Das ist aber, glaube ich, nicht besonders zielführend. Damit machen wir das System nicht viel sicherer.
Barenberg: Gibt es denn Wege der Regulierung, die tatsächlich einen Erfolg bringen könnten, oder gehen Sie so weit zu sagen, was immer sich die Staats- und Regierungschefs in Pittsburgh auf die Agenda schreiben, was immer am Ende auch umgesetzt wird, Regulierung wird auch nachher umgangen werden und es wird praktisch ohne Folgen bleiben?
Grote: Nein, so weit gehe ich nicht. Nein, nein! Ich glaube, wir brauchen in der Tat eine bessere Regulierung und einige von den Vorschlägen, die gerade diskutiert werden, sind auch sehr sinnvoll. Das, was wir bis jetzt hatten, das was zur Krise geführt hat, war zum Beispiel, dass den Banken erlaubt wurde (auch von den Aufsichten übrigens), dass sie bestimmte Geschäfte gar nicht mehr in ihrer Bilanz vorhalten müssen. Demzufolge waren diese Geschäfte viel weniger reguliert als das, was die Banken in ihrem normalen Geschäft machen. Und wenn man jetzt sagt, nein, ihr müsst aber alles, was ihr macht, auf euere Bilanz nehmen, dann ist das sicher ein sehr sinnvoller Schritt. Wichtig ist, dass man versucht, alle möglichen Risiken jetzt auch tatsächlich abzubilden und die Banken zwingt, wenn sie ein höheres Risiko eingehen, auch mehr Eigenkapital vorzuhalten, den Risikopuffer, den die Banken haben, entsprechend anzupassen. Das war bis jetzt nicht der Fall und das sind dummerweise sehr komplizierte Regelungen, die wir da haben, die sich auch nicht so einfach transportieren lassen und mit denen man auch vermutlich nicht gut Wahlkampf machen kann.
Barenberg: Ist denn vorstellbar, dass sich alle 20 Länder und Staaten einigen werden auf zum Beispiel das, was Sie gerade angesprochen haben, also höhere Eigenkapitalpuffer der großen Geldinstitute?
Grote: Ja, das ist durchaus vorstellbar. Wir haben so was ja schon; das sind diese berühmten Baseler Übereinkünfte, weil dort die Bank für internationalen Zahlungsausgleich sitzt. Die koordiniert diese Bestrebungen. Und wir haben vielleicht nicht ganz die gleichen, aber doch sehr ähnliche Anforderungen zumindest in den großen Industriestaaten. Immer wenn man das verändern will, dann dauert das sehr, sehr lange, aber es wird schon allgemein gesehen, dass man in eine bestimmte Richtung gehen soll. Da bin ich einigermaßen zuversichtlich, dass wir das insgesamt hinbekommen.
Barenberg: Als Bremser steht ja immer wieder Großbritannien am Pranger, zum Beispiel die britische Regierung. Mit welchen Argumenten wehrt sich denn die britische Regierung gegen allzu scharfe Regulierung, gegen allzu scharfe Regeln, beispielsweise mit Blick auf den Finanzplatz London? Ist das nur Eigeninteresse, ist das nur Egoismus, oder ist das auch eine grundsätzliche Position, der man positive Aspekte abgewinnen kann?
Grote: Das ganze ist nie ganz einseitig. Die Londoner sind natürlich weltweit führend, zusammen mit New York, was Finanzinnovationen angeht. Das heißt, wenn sie ein neues Finanzierungsinstrument entwickeln, was vielleicht flexibler ist, was für Unternehmen besser ist, das passiert in der Regel entweder in New York, oder in London. Wenn man jetzt zu sehr reguliert und alles Neue abschneidet, dann beschränkt man sich auch in der Fähigkeit, weiter innovativ tätig zu sein. Da haben in der Tat die Londoner mehr zu verlieren als andere Finanzplätze. Insofern schreien die auch am lautesten.
Barenberg: Heißt das denn auch, egal welche Regulierung am Ende dabei heraus kommt, am Ende wird es innovative Finanzprodukte im Angebot geben und der Verbraucher muss sich dann wieder entscheiden, welches Risiko er bereit ist einzugehen, oder gar noch schlimmer: Er hat gar keine Ahnung, welches Risiko sich hinter diesem Finanzprodukt verbergen wird?
Grote: Ja. Ich glaube, wir müssen unterscheiden zwischen einmal Finanzprodukten, die für große Unternehmen und große Investoren gedacht sind, und Finanzprodukten für die Kleinen, also für Leute, die sich eben nicht tagtäglich mit Geldanlage beschäftigen. Ich denke, dass wir für den zweiten Bereich durchaus sehr strenge Regularien brauchen und auch haben können, ohne dass da großartig Innovationen abgeschnitten werden. Ich sehe auch nicht, dass sich die Briten dagegen sträuben würden.
Barenberg: Es gibt im Moment schon wieder eine Vielzahl von solchen Finanzprodukten im Handel. Es ist die Rede davon, dass der Markt der Zertifikate und so weiter, dass das alles wieder ins Rollen gekommen ist. Sehen Sie am Ende eine Situation, wo es nicht mehr diese riskanten Wetten zum Beispiel gibt, die dann Anlegern verkauft werden?
Grote: Nein. Ich will das auch gar nicht insgesamt verbieten. Ich denke nur, dass man sehr aufpassen muss, wenn man sehr unbedarften Leuten, die keine große Erfahrung mit so etwas haben, so etwas aufschwätzt, wie es zum Teil vorgekommen ist, aber nur in einem kleinen Teil der Fälle. Wenn sich Anleger mehr Risiko zutrauen, wieso sollen sie es nicht auch eingehen. Da irgendwie ein komplettes Verbot oder etwas herbeizuführen, das halte ich für gar nicht zielführend. Man muss eben nur – das ist natürlich die große Lehre, die hoffentlich alle gezogen haben – auch wissen, welche Risiken man sich da einkauft. Dann sollte es eigentlich funktionieren.
Barenberg: Noch mal zum Schluss zurück nach Pittsburgh, Herr Grote. Wird es am Ende eine Situation geben, die verhindern kann, dass so ein Einbruch wieder passiert?
Grote: Ich fürchte nein. Wir können Einbrüche nicht ganz verhindern. Man versucht ja schon Jahrhunderte lang den Finanzmarkt und die Banken zu regulieren. Es kommt immer wieder zu Einbrüchen. Ich glaube nicht, dass wir einen ähnlich gearteten wieder treffen werden. Da sind genügend Schutzmaßnahmen getroffen worden oder sind in der Vorbereitung. Wenn es von einer ganz anderen Seite kommt, ganz weg werden wir das Risiko nicht bekommen.
Barenberg: Die Einschätzungen von Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. Danke für dieses Gespräch.
Grote: Ich habe zu danken.
Michael Grote: Guten Tag, Herr Barenberg!
Barenberg: Herr Grote, "jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden", hat gerade Außenminister Steinmeier gesagt. Ein klares Signal sei nötig. Es wird allgemein gefordert, den Bekenntnissen jetzt endlich Beschlüsse folgen zu lassen. Auf der einen Seite ist von Forderungen die Rede, von Gemeinsamkeiten, und auf der anderen Seite von Widerständen. Lassen Sie uns doch für einen Augenblick den Spieß einmal umdrehen. Was wäre eigentlich, wenn keine Einigung zu Stande käme, und damit verbunden die Frage, warum soll es eigentlich eine neue weltweite Finanzordnung geben?
Grote: Das ist in der Tat eine sehr gute Frage. Eigentlich waren wir ja alle mal davon ausgegangen, dass die neuen und stärkeren Regulierungen vor allen Dingen dazu dienen sollen, dass eine weitere Krise, so wie wir sie jetzt gesehen haben, eben nicht wieder eintritt. Es scheint sich mir, im Moment ein bisschen davon wegzubewegen. Das was wir haben ist ja vor allen Dingen eine große Debatte über die Manager-Gehälter, aber wenn Sie sich anschauen, welche Banken in Deutschland als erstes umgefallen sind, das waren gerade die, die am wenigsten bezahlt haben. Ich glaube, da ist auch viel Populismus dabei und viel unbedingter Gestaltungswillen von Politikern im Moment. Dass man darüber nachdenken muss, wie man das ganze System insgesamt sicherer machen kann, ich glaube, das ist sicher notwendig. Dafür brauchen wir aber noch Zeit, um zu verstehen, was eigentlich genau passiert ist. Ganz ohne Regulierung wird es allerdings nicht gehen.
Barenberg: Noch mal einen Schritt zurück, Herr Grote. Ich habe Sie gerade so verstanden: Die Politiker wollen nicht regulieren oder sie wissen nicht, wie sie regulieren können?
Grote: Im Gegenteil! Ich glaube, diese ganzen Vorschläge, die wir sehen, deuten für mich eher darauf hin, dass die Politiker sehr viel regulieren wollen, weil das eben auch zeigt, dass sie was machen. Wir reden momentan über die Vorschläge, dass wir die Manager-Gehälter irgendwie deckeln wollen, aber es ist überhaupt nicht klar, welcher Zusammenhang zwischen hohen Gehältern und dem besonderen Risiko des Finanzsystems besteht.
Barenberg: Ein Nebenkriegsschauplatz sozusagen?
Grote: Total! Es könnte in der Tat sein, aber wir haben wirklich dringendere Probleme. Problem ist nur, glaube ich, dass in der Darstellung nach außen das nicht so sexy ist. Die ganze Stimmung ist ja momentan so: es muss irgendjemand daran Schuld sein und dann sind es eben die, die oben standen, und die hatten gerade viel Geld und die müssen deswegen jetzt reguliert werden. Das ist aber, glaube ich, nicht besonders zielführend. Damit machen wir das System nicht viel sicherer.
Barenberg: Gibt es denn Wege der Regulierung, die tatsächlich einen Erfolg bringen könnten, oder gehen Sie so weit zu sagen, was immer sich die Staats- und Regierungschefs in Pittsburgh auf die Agenda schreiben, was immer am Ende auch umgesetzt wird, Regulierung wird auch nachher umgangen werden und es wird praktisch ohne Folgen bleiben?
Grote: Nein, so weit gehe ich nicht. Nein, nein! Ich glaube, wir brauchen in der Tat eine bessere Regulierung und einige von den Vorschlägen, die gerade diskutiert werden, sind auch sehr sinnvoll. Das, was wir bis jetzt hatten, das was zur Krise geführt hat, war zum Beispiel, dass den Banken erlaubt wurde (auch von den Aufsichten übrigens), dass sie bestimmte Geschäfte gar nicht mehr in ihrer Bilanz vorhalten müssen. Demzufolge waren diese Geschäfte viel weniger reguliert als das, was die Banken in ihrem normalen Geschäft machen. Und wenn man jetzt sagt, nein, ihr müsst aber alles, was ihr macht, auf euere Bilanz nehmen, dann ist das sicher ein sehr sinnvoller Schritt. Wichtig ist, dass man versucht, alle möglichen Risiken jetzt auch tatsächlich abzubilden und die Banken zwingt, wenn sie ein höheres Risiko eingehen, auch mehr Eigenkapital vorzuhalten, den Risikopuffer, den die Banken haben, entsprechend anzupassen. Das war bis jetzt nicht der Fall und das sind dummerweise sehr komplizierte Regelungen, die wir da haben, die sich auch nicht so einfach transportieren lassen und mit denen man auch vermutlich nicht gut Wahlkampf machen kann.
Barenberg: Ist denn vorstellbar, dass sich alle 20 Länder und Staaten einigen werden auf zum Beispiel das, was Sie gerade angesprochen haben, also höhere Eigenkapitalpuffer der großen Geldinstitute?
Grote: Ja, das ist durchaus vorstellbar. Wir haben so was ja schon; das sind diese berühmten Baseler Übereinkünfte, weil dort die Bank für internationalen Zahlungsausgleich sitzt. Die koordiniert diese Bestrebungen. Und wir haben vielleicht nicht ganz die gleichen, aber doch sehr ähnliche Anforderungen zumindest in den großen Industriestaaten. Immer wenn man das verändern will, dann dauert das sehr, sehr lange, aber es wird schon allgemein gesehen, dass man in eine bestimmte Richtung gehen soll. Da bin ich einigermaßen zuversichtlich, dass wir das insgesamt hinbekommen.
Barenberg: Als Bremser steht ja immer wieder Großbritannien am Pranger, zum Beispiel die britische Regierung. Mit welchen Argumenten wehrt sich denn die britische Regierung gegen allzu scharfe Regulierung, gegen allzu scharfe Regeln, beispielsweise mit Blick auf den Finanzplatz London? Ist das nur Eigeninteresse, ist das nur Egoismus, oder ist das auch eine grundsätzliche Position, der man positive Aspekte abgewinnen kann?
Grote: Das ganze ist nie ganz einseitig. Die Londoner sind natürlich weltweit führend, zusammen mit New York, was Finanzinnovationen angeht. Das heißt, wenn sie ein neues Finanzierungsinstrument entwickeln, was vielleicht flexibler ist, was für Unternehmen besser ist, das passiert in der Regel entweder in New York, oder in London. Wenn man jetzt zu sehr reguliert und alles Neue abschneidet, dann beschränkt man sich auch in der Fähigkeit, weiter innovativ tätig zu sein. Da haben in der Tat die Londoner mehr zu verlieren als andere Finanzplätze. Insofern schreien die auch am lautesten.
Barenberg: Heißt das denn auch, egal welche Regulierung am Ende dabei heraus kommt, am Ende wird es innovative Finanzprodukte im Angebot geben und der Verbraucher muss sich dann wieder entscheiden, welches Risiko er bereit ist einzugehen, oder gar noch schlimmer: Er hat gar keine Ahnung, welches Risiko sich hinter diesem Finanzprodukt verbergen wird?
Grote: Ja. Ich glaube, wir müssen unterscheiden zwischen einmal Finanzprodukten, die für große Unternehmen und große Investoren gedacht sind, und Finanzprodukten für die Kleinen, also für Leute, die sich eben nicht tagtäglich mit Geldanlage beschäftigen. Ich denke, dass wir für den zweiten Bereich durchaus sehr strenge Regularien brauchen und auch haben können, ohne dass da großartig Innovationen abgeschnitten werden. Ich sehe auch nicht, dass sich die Briten dagegen sträuben würden.
Barenberg: Es gibt im Moment schon wieder eine Vielzahl von solchen Finanzprodukten im Handel. Es ist die Rede davon, dass der Markt der Zertifikate und so weiter, dass das alles wieder ins Rollen gekommen ist. Sehen Sie am Ende eine Situation, wo es nicht mehr diese riskanten Wetten zum Beispiel gibt, die dann Anlegern verkauft werden?
Grote: Nein. Ich will das auch gar nicht insgesamt verbieten. Ich denke nur, dass man sehr aufpassen muss, wenn man sehr unbedarften Leuten, die keine große Erfahrung mit so etwas haben, so etwas aufschwätzt, wie es zum Teil vorgekommen ist, aber nur in einem kleinen Teil der Fälle. Wenn sich Anleger mehr Risiko zutrauen, wieso sollen sie es nicht auch eingehen. Da irgendwie ein komplettes Verbot oder etwas herbeizuführen, das halte ich für gar nicht zielführend. Man muss eben nur – das ist natürlich die große Lehre, die hoffentlich alle gezogen haben – auch wissen, welche Risiken man sich da einkauft. Dann sollte es eigentlich funktionieren.
Barenberg: Noch mal zum Schluss zurück nach Pittsburgh, Herr Grote. Wird es am Ende eine Situation geben, die verhindern kann, dass so ein Einbruch wieder passiert?
Grote: Ich fürchte nein. Wir können Einbrüche nicht ganz verhindern. Man versucht ja schon Jahrhunderte lang den Finanzmarkt und die Banken zu regulieren. Es kommt immer wieder zu Einbrüchen. Ich glaube nicht, dass wir einen ähnlich gearteten wieder treffen werden. Da sind genügend Schutzmaßnahmen getroffen worden oder sind in der Vorbereitung. Wenn es von einer ganz anderen Seite kommt, ganz weg werden wir das Risiko nicht bekommen.
Barenberg: Die Einschätzungen von Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. Danke für dieses Gespräch.
Grote: Ich habe zu danken.