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Ganze Pferdeviertel als Rindfleisch verkauft

Im Pferdepfleischskandal kommen immer mehr Betrügereien ans Licht. Nicht nur in verarbeiteten Produkten fand sich Pferdefleisch. Ganze Pferdeviertel wurden als Rind auf den Markt gebracht.

Von Stefan Maas |
    In Deutschland könnten weit mehr als die bislang bekannten 124 Betriebe Pferdefleisch aus den Niederlanden erhalten haben. Auch deutsche Zwischenhändler seien von dem niederländischen Unternehmen beliefert worden, das mittlerweile gesperrt sei, teilte Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner heute mit. Es sei möglich, dass in den kommenden Tagen mehr Betriebe überprüft werden müssten als bisher bekannt.

    Zwischen dem 01. Februar und dem 10. April haben die europäischen Lebensmittelbehörden insgesamt 58 Fälle gemeldet, in denen nicht gekennzeichnetes Pferdefleisch in Lebensmittel gelangt war. Am 05. April etwa wurde über das europäische Schnellwarnsystem die Meldung verbreitet, als "ganze gefrorene Rindervorderviertel" aus Polen gekennzeichnetes Fleisch sei in Wirklichkeit Pferd. Die Meldungen betreffen Produkte aus nahezu allen europäischen Ländern, sie betreffen Fertiggerichte wie Lasagne, Ravioli und Pastasoßen, aber auch reine Fleischprodukte. In einigen Fällen wurden nur geringe Mengen Pferde-DNS gefunden - das heißt, Pferdefleisch wurde nur beigemischt - in anderen Fällen war die als Rind deklarierte Ware komplett Pferdefleisch.

    Der Sprecher der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch forderte, dass die öffentlich zugänglichen Mitteilungen des europäischen Schnellwarnsystems auch die Namen der betroffenen Produkte enthalten sollten. Bislang wird das Problem nur generell beschrieben. Unterdessen hat Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner die Forderung von SPD-Chef Sigmar Gabriel zurückgewiesen, eine eigene europäische Lebensmittelpolizei aufzubauen. Schon jetzt gebe es ein strenges Lebensmittelrecht und Kontrollvorgaben, an die sich die Mitgliedländer - halten müssten. Da sei es wenig konstruktiv, wenn sich die Verantwortlichen hinter immer neuen EU-Behörden verstecken könnten, hieß es aus dem Bundesverbraucherministerium.