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Gartenabfälle
Brennverbot in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Gärtner müssen mit dem Volumen der braunen Tonne auskommen oder in eine der kostenlosen Kleinannahmestellen fahren, wenn Sie ihr Grünzeug entsorgen wollen. Verbrennen dürfen sie es jedenfalls nicht mehr. Viele Laubenpieper sind deshalb enttäuscht. Doch es geht um saubere Luft und Feinstaub-Emission.

Von Vera Wolfskämpf | 13.08.2015
    Frau transportiert Gartenabfälle mit einer Schubkarre
    Verbrannt werden darf Gartenabfall in Sachsen-Anhalt nur noch in kleinen, festen Feuerschalen. (imago/Redeleit-L.)
    Die ehemalige Mülldeponie der Kreisstadt Burg liegt an einer viel befahrenen Bundesstraße. Hier in der Kleinannahmestelle stehen Container für Kunststoff, Metall und auch Garten-Abfälle. Henry Liebe, Sprecher des Landkreises, beugt sich darüber und zeigt auf Äste, Grasschnitt und faulige Äpfel.
    "Also hier, Grünschnitt, kostenlos in der Kleinannahmestelle abzugeben – wie aktuell an mehreren Plätzen im Landkreis."
    Ab September gibt es nur noch vier Orte, wo Gärtner ihre Grünabfälle abgeben können. Bisher gab es in fast jeder kleineren Stadt einen Sammelplatz – insgesamt mehr als 100 im Jerichower Land. Doch diese Plätze seien missbraucht worden, beklagt der Landkreis. Henry Liebe erklärt:
    "Dass hier Grünschnitt und ähnliches abgelagert wird von Nicht-Gebührenzahlern, also von Damen und Herren, die aus anderen Landkreisen kommen, auch verstärkt von Gewerbetreibenden. Aber es finden sich auf den Plätzen dann auch Dinge wie echter Müll, Hausmüll, Bauschutt und dergleichen mehr."
    Dadurch sind die Entsorgungskosten im Kreis deutlich gestiegen. Sie liegen insgesamt ein Drittel über dem Landesdurchschnitt, einen Teil trügen die Grünschnitt-Sammelplätze dazu bei. Deshalb werden diese zum Ende des Monats geschlossen. Auch in Möckern: Rund 20 Minuten bis nach Burg müssten Gartenbesitzer künftig fahren, um ihre Abfälle dort abzugeben.
    Betroffene Gartenbesitzer:
    "Das Brennen wurde verboten, das für uns Kleingärtner ja am günstigsten war. Denn wir konnten alles verbrennen, was nicht zu kompostieren war. Und jetzt den Grünschnitt-Platz auch noch schließen? Dann frage ich mich, wohin mit dem Zeug, sollen wir die Umwelt verschmutzen, alles in den Busch schmeißen?"
    "Ich find's nicht schön, aber ich selber habe ihn wenig genutzt. Ich habe einen Komposthaufen."
    Ausnahme: Feuer in Feuerstellen
    Ein anderer Gartenbesitzer steht vor seinen Obstbaum, den er jährlich beschneidet. Und die Äste? Er zeigt auf eine kleine Feuerschale:
    "Das ist hier so eine Schale – und da wird's eben klein gemacht und darin verbrannt."
    Als Ausnahme ist das zumindest in dieser Gemeinde erlaubt. Der Bürgermeister von Möckern, Frank von Holly, findet das ganz natürlich:
    "Wer auf dem Land groß geworden ist, der weiß, Brennen gehört zum Kreislauf. Auch bestimmte Schädlinge müssen verbrannt werden. Wir haben also in der Gefahrenabwehrordnung geregelt, das Feuer bis zwei Meter Durchmesser zulässig sind, allerdings in festen Feuerstellen oder Feuerschalen."
    Die vom Kreis genannten Alternativen seien nicht praktikabel: die braune Tonne zu klein, der Transport in die nächstgrößere Stadt umständlich.
    Feinstaubwerte stiegen vor Brennverbot
    Der Landkreis beruft sich auf das grundsätzliche Brennverbot. Andere Verwaltungen lassen Ausnahmen zu, zum Beispiel für einige Wochen im Frühjahr und Herbst. Das sieht aber auch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt skeptisch. Die Mitarbeiter prüfen ständig die Luftqualität: Dafür gibt es 23 Messstationen im ganzen Land, erklärt Präsident Klaus Rehda.
    "Wir stellen eben fest, dass gerade an diesen Brenntagen eine erhöhte Luftverschmutzung zu registrieren ist. Insbesondere Feinstaub ist da ein Problem, der tritt bei der Verbrennung sehr stark auf. Es geht sogar so weit, dass wir an bestimmten Tagen Grenzwert-Überschreitungen registrieren."
    Als im Jerichower Land noch verbrannt werden durfte, gab es hier mal den Feinstaubrekord: Der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde um das Vierfache überschritten. Solche Werte hat es seit dem Brennverbot dort nicht mehr gegeben.