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Gebühren - für Privathochschulen ein alter Hut

Mehr als 50 private Hochschulen in Deutschland nehmen schon lange Gebühren für das Studium. Die Private Fachhochschule Göttingen etwa kostet 600 Euro im Monat, ein Studium von acht Semestern Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschaftsinformatik erfordert so knapp 30.000 Euro allein an Gebühren. Dafür wirbt die Private Fachhochschule mit einer Jobgarantie: Wer ein halbes Jahr nach dem Diplom noch keine Arbeit hat, der bekommt ein Viertel der Gebühren zurückerstattet. Nur einmal in zehn Jahren musste sie.

Von Elke Drewes | 04.02.2005
    Die Mensa heißt Cafe Plaza und ist so gemütlich wie eine Kneipe. Die Private Fachhochschule liegt im ersten Stock eines Göttinger Hochhauses. In den Hörsälen sitzen maximal 60 Studierende, auf sechs Männer kommen vier Frauen.

    Die meisten haben ihr Diplom in BWL oder Wirtschaftsinformatik vor ihrem 25. Geburtstag in der Tasche. Eine Ausnahme ist Eleonora Groß. Die 25-Jährige studiert im fünften Semester BWL. Vorher war sie an einer staatlichen Uni.

    Ich war vorher in Duisburg immatrikuliert, habe dort Vorlesungen besucht. Das war sehr anonym mit 500 bis 800 Leuten im Vorlesungssaal zu sitzen, da habe ich einfach gemerkt, dass mir das nichts bringt und habe mich umgeschaut an Privatuniversitäten und so bin ich auf die Private Fachhochschule gekommen.

    An der staatlichen Hochschule ist es meist so, dass man erst nach dem Studium überlegt, wohin. Bei uns ist es so, dass wir spätestens nach dem Vordiplom wissen, in welchen Bereich wir gehen und das ist unser großer Vorteil, den wir haben.

    Die Studiengebühren zahlen ihre Eltern, die sind beide selbstständige Wirtschaftsprüfer. Und das will auch die Tochter werden.

    Tobias Schäfers Eltern sind Lehrer. Um beide finanziell zu entlasten, hat sich der 22-Jährige um zwei Stipendien bemüht.

    Ich habe ein Stipendium beim Cusanuswerk, Begabtenförderung, und parallel dazu eins von der Deutschen Telekom. Die zahlt ungefähr 400 Euro und das Cusanuswerk Bafög-Satz. Meine Eltern zahlen immer noch einen Teil. Ich habe Sie überzeugt, dass es eine Investition in meine Zukunft ist, ich denke auch, dass die Jobgarantie ein Ausschlag dafür war.

    Wer ein halbes Jahr nach Studienabschluss noch keine Arbeit hat, der bekommt die Gebühren für das letzte Studienjahr erstattet. Das garantiert der Präsident der Privaten Fachhochschule Bernt Sierke.

    Das ist kein großes Risiko, weil wir während des Studiums sehr schnell darauf achten, dass die Studierenden die Verzahnung mit Wirtschaftsunternehmen erleben. Unsere Studierenden bekommen schon nach dem ersten Semester Kontakt mit Kuratoren als Unternehmen, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Unsere Studierenden sind 60 Wochen im Praktikum und haben beste Voraussetzung schon vor Studienabschluss, einen Arbeitsplatz zu bekommen.

    Die Professoren kommen in der Regel aus großen Unternehmen wie TUI und Telekom, aber auch aus mittelständischen Firmen wie dem Prothesenhersteller Otto Bock. Die Hochschule bildet Diplom-Kaufleute aus und Wirtschaftsinformatiker für Managementpositionen. Wer in die Forschung will oder nicht weiß was er will, der ist hier falsch.

    Die Studierenden lernen nicht nur BLW in der Theorie. Sie entwerfen nach konkreten Absprachen mit Unternehmen zum Beispiel Marketingstrategien- für Software Unternehmen und Handelsketten. Hinzu kommen zahlreiche Praktika im In- und Ausland. Tobias Schäfer lernt gerade Japanisch, weil er für ein Telekommunikationsunternehmen in Tokio arbeiten will.

    Es sind Erfahrungen, die man sonst erst im Job sammelt. Wir haben dann anderthalb Jahre Berufserfahrung schon beim Abschluss unseres Diploms. Hinzukommt das eigene Netzwerk, weil man schon in unterschiedliche Unternehmen reinguckt.

    Im acht Semester wird die Diplomarbeit in einem Unternehmen geschrieben und da werden die Kontakte geknüpft und die Festanstellung folgt.

    Bis vor wenigen Jahren war es noch so, dass die FH-Absolventen direkt aus dem Praktikum übernommen wurden. Inzwischen muss ein Teil von ihnen auch Bewerbungen schreiben. Trotzdem: Bisher haben alle einen Arbeitsplatz gefunden. Auch die einzige Absolventin, der die Fachhochschule bisher die Gebühr fürs letzte Studienjahr zurückerstatten musste. Sie hat sich weiter beworben und inzwischen auch eine feste Arbeit.