30. Jahrestag
Gedenken an Genozid von Srebrenica im Bundestag - AfD zweifelt Einstufung als Völkermord an

30 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica haben in der Stadt tausende Menschen der Opfer gedacht. Während der Zeremonie wurden die sterblichen Überreste weiterer Opfer in der Gedenkstätte in Potocari in Bosnien-Herzegowina beigesetzt.

    Eine muslimische Frau trauert am Grab ihres Verwandten in der Srebrenica-Gedenkstätte in Potocari, Bosnien.
    30 Jahre Srebrenica – Die Gedenkstätte in Potočari erinnert an das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Armin Durgut)
    In Brüssel erklärte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, man müsse an die Wahrheit erinnern, damit künftige Generationen genau wüssten, was in Srebrenica passiert sei.
    Auch im Bundestag in Berlin wurde mit einer Schweigeminute und mehreren Reden an den Völkermord erinnert. Parlamentspräsidentin Klöckner sagte, der Völkermord sei das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Er sei auch ein Scheitern der Vereinten Nationen, die Schutzsuchenden keinen Schutz hätten bieten könnten. Klöckner betonte, nach dem Massenmord hätten vor allem die überlebenden Frauen die Aufklärung der Verbrechen vorangetrieben und für die Anerkennung als Völkermord gekämpft.

    AfD zweifelt an Völkermord-Einstufung

    Europa-Staatsminister Krichbaum betonte, Europa sei vielleicht die einzige Antwort, die man geben könne - damit Hass und Nationalismus überwunden würden.
    Für Empörung sorgten die Reden von AfD-Abgeordneten. So bezweifelte AfD-Politiker Wolf die Einstufung als Völkermord. Er sagte, "die Serben erschossen dort Männer, verschonten grundsätzlich Frauen und Kinder". Die Erinnerungskultur, die man dem ohnehin fragilen Staat Bosnien-Herzegowina von außen aufzwinge, trage nicht zur Besänftigung der Spannungen im Staat bei.
    Sein Parteikollege Sichert nutzte seine Rede vor allem für innenpolitische Themen.

    "Erinnerung verblasst"

    Am 11. Juli 1995 hatten bosnisch-serbische Milizen den Ort Srebrenica eingenommen. In den folgenden Tagen wurden mehr als 8.000 muslimische Männer und Jungen getötet und die restliche Bevölkerung vertrieben. Die Opfer waren zuvor in eine Schutzzone der UNO geflohen. Der damalige Armeechef Mladic und Präsident Karadzic wurden vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
    Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ahmetovic, sagte im Deutschlandfunk, weltweit verblasse die Erinnerung an den Völkermord. Deutliches Anzeichen dafür sei die Sprache. Es sei immer wieder von einem Massaker die Rede. Es habe sich aber um einen Genozid gehandelt. Eine ethnische Gruppe sollte ausgelöscht werden, erklärte der Parlamentarier, der selbst bosnische Wurzeln hat. Auch vor diesem Hintergrund sei das heutige Gedenken wichtig.
    Die UNO-Vollversammlung hatte die Einführung des internationalen Gedenktags vor einem Jahr beschlossen - gegen den Widerstand Serbiens.

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    Diese Nachricht wurde am 11.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.