Bettina Klein: Nach dem schweren Busunglück im Schweizer Kanton Wallis mit 28 Todesopfern ist die Frage nach der Unglücksursache weiter unbeantwortet. Experten wollen das völlig zerstörte Buswrack untersuchen, um nähere Erkenntnisse zum Unfallhergang zu erhalten.
Ich freue mich sehr, dass wir jetzt mit Oskar Freysinger sprechen können. Er ist der Nationalrat aus dem Kanton Wallis. Guten Morgen in die Schweiz.
Oskar Freysinger: Guten Morgen!
Klein: Herr Freysinger, Trauer herrscht natürlich vor allem in Belgien, in dem Land, aus dem die allermeisten Opfer, die allermeisten Kinder kamen. Wie reagiert aber im Moment die Schweiz auf die Tragödie in Ihrem Kanton?
Freysinger: Hier herrscht eine ganz große Betroffenheit. So etwas ist in meinem Kanton seit Menschengedenken nicht passiert. Wir haben zwar eine gewisse Gewohnheit mit Unfällen in den Hochgebirgen, durch Lawinen und so, aber ein Unfall auf der Straße dieses Ausmaßes, das haben wir wirklich sehr lange nicht mehr gesehen, insbesondere als es auf einem Streckenabschnitt passiert ist, das ist eigentlich eine gerade Autobahnlinie. Ich meine, das ist schwer vorstellbar, dass der Unfall dort passiert. Der Fahrer ist ja, bevor er durch diesen Tunnel fuhr, die sehr schwierige und kurvenreiche Straße aus dem Gebirge heruntergefahren. Dass der Unfall dort passiert, hätte jeder begriffen, denn dort ist die Straße viel gefährlicher. Aber auf dieser geraden Strecke, das ist unvorstellbar. Aber wenn es passiert, dann passiert es einfach.
Klein: Herr Freysinger, die Ursache ist noch nicht geklärt, Sie haben es auch gerade durchklingen lassen, aber die Frage nach der Sicherheit in einem Tunnel, von denen es ja etliche bei Schweizer Autobahnen gibt, stellt sich natürlich für viele Menschen, die davon hören. Ist diese Frage nach der Sicherheit für Sie im Augenblick ein Thema?
Freysinger: Es ist schwer, so etwas vorauszusehen. Ich meine, diese Autobahn existiert jetzt schon sicher 10, 15 Jahre, da ist noch nie was passiert. Was kann man da besser machen? Na ja, mal schauen, ob bei diesen Ausweichstellen die Mauern anders gebaut werden müssten.
Klein: Gibt es denn für Sie im Augenblick so eine Art Analyse der Sicherheitsstandards? Werden die überprüft, um festzustellen, dass da wirklich nichts verbesserungsbedürftig ist?
Freysinger: Das Problem ist, der Fehler ist ja wahrscheinlich beim Fahren passiert. Der Bus scheint, keine Probleme gehabt zu haben. Die Müdigkeit des Fahrers kann es auch nicht sein, er ist ja erst eine halbe Stunde vor dem Unfall abgefahren. Man vermutet irgendwie eine Unachtsamkeit, oder irgendwie ein Herzproblem, oder eine Übelkeit des Fahrers, anders ist das nicht zu erklären. Gegen so etwas ist man natürlich schwer gewappnet.
Klein: Aber noch mal die Frage: Werden die Sicherheitsstandards in den Tunneln im Augenblick diskutiert in der Schweiz?
Freysinger: Momentan ist das hier nicht die Frage, weil man ja nicht gut weiß, ob man da etwas anders machen könnte. Das kann man ja nicht verhindern, wenn einer plötzlich ohnmächtig wird am Steuer. Da kann die beste Straße nicht helfen. Ich meine, das ist menschliches Versagen und dagegen ist man schwer gefeit.
Klein: Es hätte noch viel schlimmer kommen können, sagen natürlich auch Experten. Brände, Rauchentwicklung haben noch mal zusätzlich verheerende Auswirkungen in einem Tunnel. Ist das eigentlich ein Zufall, wenn es wie jetzt nicht dazu kommt?
Freysinger: Nein. Dieser Tunnel ist sehr gut durchlüftet, es ist ein moderner Tunnel. Alles hat nach dem Unfall perfekt funktioniert. Die Rettungsmannschaften waren unglaublich schnell vor Ort, aber da haben wir ja wie schon gesagt eine gewisse Gewohnheit. Wir müssen auch in schwierigsten Verhältnissen in den Hochalpen agieren und deshalb sind die Leute sehr gut trainiert, sie haben ihre Übung. Wir haben auch die nötige Infrastruktur und das hat perfekt funktioniert. Die Lüftung im Tunnel funktioniert perfekt, von daher kann man nichts sagen. Aber jetzt ist es zu spät. Ich meine, die 22 Kinder waren tot und die sechs Erwachsenen. Aber wenigstens hat es dann geklappt, hat man die Überlebenden sehr schnell betreuen können. Auch die Verbindung mit den Belgiern und die Betreuung der Eltern, das alles ist eigentlich reibungslos vor sich gegangen. Aber was hilft es? Der Schaden war da.
Klein: Dennoch birgt ein Tunnel, von denen es ja wie gesagt viele in der Schweiz natürlich gibt, ein größeres Risiko als ein Straßenbaum, gegen den man fahren kann. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Restrisiko, das eben niemand ausschließen kann und das jeder in Kauf nimmt, der sich entschließt, einen Tunnel zu durchqueren?
Freysinger: Ich meine, wenn Sie die Straßen anschauen, dann haben Sie zum Beispiel etwas weiter im Osten dieser Autobahnstrecke große Pappeln am Straßenrand, dann müsste man all diese Pappeln absägen. Ich meine, es ist so schwierig, alles vorauszusehen, so etwas ist noch nie passiert. Ich meine, jetzt müsste man sich die Frage stellen, ob man da was tun kann. Einfach ist das nicht, denn diese Ausbuchtungen in den Tunneln, das sind ja eben solche Sicherheitsvorkehrungen, die im Fall eines schweren Unfalls erlauben, aus den Tunneln herauszugehen über eine Sicherheitstür, oder die es einem Fahrer erlauben, sich da reinzustellen, damit er irgendwie weitere Unfälle verhindern kann. Solche Vorkehrungen braucht es natürlich in einem Tunnel, da kann man schwer etwas anderes machen.
Klein: Na ja, und die Untersuchungsergebnisse müssen natürlich abgewartet werden. Abschließend, Herr Freysinger, welche Art der Hilfe und Unterstützung wird den Angehörigen der Opfer zuteil werden aus der Schweiz?
Freysinger: Das weiß ich jetzt nicht genau, was da passiert. Jedenfalls die Betreuung, das alles war schon mal von vornherein klar, solange das den Schweizer Boden betrifft, die Betreuung der Verletzten, die jetzt da ins Spital eingeliefert wurden. Einige schweben ja noch zwischen Tod und Leben. Das wird alles von der Schweiz gehandhabt. Dann aber das Ganze, was jetzt die Trauer betrifft und die psychologischen Folgen, Langzeitfolgen auch auf die Überlebenden und die Nahestehenden, das wird dann wahrscheinlich in Belgien passieren müssen. Das ist klar.
Klein: Oskar Freysinger war das, Nationalrat aus dem Kanton Wallis, wo das schwere Busunglück sich ereignet hat. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Freysinger.
Freysinger: Danke Ihnen! Einen schönen Tag.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ich freue mich sehr, dass wir jetzt mit Oskar Freysinger sprechen können. Er ist der Nationalrat aus dem Kanton Wallis. Guten Morgen in die Schweiz.
Oskar Freysinger: Guten Morgen!
Klein: Herr Freysinger, Trauer herrscht natürlich vor allem in Belgien, in dem Land, aus dem die allermeisten Opfer, die allermeisten Kinder kamen. Wie reagiert aber im Moment die Schweiz auf die Tragödie in Ihrem Kanton?
Freysinger: Hier herrscht eine ganz große Betroffenheit. So etwas ist in meinem Kanton seit Menschengedenken nicht passiert. Wir haben zwar eine gewisse Gewohnheit mit Unfällen in den Hochgebirgen, durch Lawinen und so, aber ein Unfall auf der Straße dieses Ausmaßes, das haben wir wirklich sehr lange nicht mehr gesehen, insbesondere als es auf einem Streckenabschnitt passiert ist, das ist eigentlich eine gerade Autobahnlinie. Ich meine, das ist schwer vorstellbar, dass der Unfall dort passiert. Der Fahrer ist ja, bevor er durch diesen Tunnel fuhr, die sehr schwierige und kurvenreiche Straße aus dem Gebirge heruntergefahren. Dass der Unfall dort passiert, hätte jeder begriffen, denn dort ist die Straße viel gefährlicher. Aber auf dieser geraden Strecke, das ist unvorstellbar. Aber wenn es passiert, dann passiert es einfach.
Klein: Herr Freysinger, die Ursache ist noch nicht geklärt, Sie haben es auch gerade durchklingen lassen, aber die Frage nach der Sicherheit in einem Tunnel, von denen es ja etliche bei Schweizer Autobahnen gibt, stellt sich natürlich für viele Menschen, die davon hören. Ist diese Frage nach der Sicherheit für Sie im Augenblick ein Thema?
Freysinger: Es ist schwer, so etwas vorauszusehen. Ich meine, diese Autobahn existiert jetzt schon sicher 10, 15 Jahre, da ist noch nie was passiert. Was kann man da besser machen? Na ja, mal schauen, ob bei diesen Ausweichstellen die Mauern anders gebaut werden müssten.
Klein: Gibt es denn für Sie im Augenblick so eine Art Analyse der Sicherheitsstandards? Werden die überprüft, um festzustellen, dass da wirklich nichts verbesserungsbedürftig ist?
Freysinger: Das Problem ist, der Fehler ist ja wahrscheinlich beim Fahren passiert. Der Bus scheint, keine Probleme gehabt zu haben. Die Müdigkeit des Fahrers kann es auch nicht sein, er ist ja erst eine halbe Stunde vor dem Unfall abgefahren. Man vermutet irgendwie eine Unachtsamkeit, oder irgendwie ein Herzproblem, oder eine Übelkeit des Fahrers, anders ist das nicht zu erklären. Gegen so etwas ist man natürlich schwer gewappnet.
Klein: Aber noch mal die Frage: Werden die Sicherheitsstandards in den Tunneln im Augenblick diskutiert in der Schweiz?
Freysinger: Momentan ist das hier nicht die Frage, weil man ja nicht gut weiß, ob man da etwas anders machen könnte. Das kann man ja nicht verhindern, wenn einer plötzlich ohnmächtig wird am Steuer. Da kann die beste Straße nicht helfen. Ich meine, das ist menschliches Versagen und dagegen ist man schwer gefeit.
Klein: Es hätte noch viel schlimmer kommen können, sagen natürlich auch Experten. Brände, Rauchentwicklung haben noch mal zusätzlich verheerende Auswirkungen in einem Tunnel. Ist das eigentlich ein Zufall, wenn es wie jetzt nicht dazu kommt?
Freysinger: Nein. Dieser Tunnel ist sehr gut durchlüftet, es ist ein moderner Tunnel. Alles hat nach dem Unfall perfekt funktioniert. Die Rettungsmannschaften waren unglaublich schnell vor Ort, aber da haben wir ja wie schon gesagt eine gewisse Gewohnheit. Wir müssen auch in schwierigsten Verhältnissen in den Hochalpen agieren und deshalb sind die Leute sehr gut trainiert, sie haben ihre Übung. Wir haben auch die nötige Infrastruktur und das hat perfekt funktioniert. Die Lüftung im Tunnel funktioniert perfekt, von daher kann man nichts sagen. Aber jetzt ist es zu spät. Ich meine, die 22 Kinder waren tot und die sechs Erwachsenen. Aber wenigstens hat es dann geklappt, hat man die Überlebenden sehr schnell betreuen können. Auch die Verbindung mit den Belgiern und die Betreuung der Eltern, das alles ist eigentlich reibungslos vor sich gegangen. Aber was hilft es? Der Schaden war da.
Klein: Dennoch birgt ein Tunnel, von denen es ja wie gesagt viele in der Schweiz natürlich gibt, ein größeres Risiko als ein Straßenbaum, gegen den man fahren kann. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Restrisiko, das eben niemand ausschließen kann und das jeder in Kauf nimmt, der sich entschließt, einen Tunnel zu durchqueren?
Freysinger: Ich meine, wenn Sie die Straßen anschauen, dann haben Sie zum Beispiel etwas weiter im Osten dieser Autobahnstrecke große Pappeln am Straßenrand, dann müsste man all diese Pappeln absägen. Ich meine, es ist so schwierig, alles vorauszusehen, so etwas ist noch nie passiert. Ich meine, jetzt müsste man sich die Frage stellen, ob man da was tun kann. Einfach ist das nicht, denn diese Ausbuchtungen in den Tunneln, das sind ja eben solche Sicherheitsvorkehrungen, die im Fall eines schweren Unfalls erlauben, aus den Tunneln herauszugehen über eine Sicherheitstür, oder die es einem Fahrer erlauben, sich da reinzustellen, damit er irgendwie weitere Unfälle verhindern kann. Solche Vorkehrungen braucht es natürlich in einem Tunnel, da kann man schwer etwas anderes machen.
Klein: Na ja, und die Untersuchungsergebnisse müssen natürlich abgewartet werden. Abschließend, Herr Freysinger, welche Art der Hilfe und Unterstützung wird den Angehörigen der Opfer zuteil werden aus der Schweiz?
Freysinger: Das weiß ich jetzt nicht genau, was da passiert. Jedenfalls die Betreuung, das alles war schon mal von vornherein klar, solange das den Schweizer Boden betrifft, die Betreuung der Verletzten, die jetzt da ins Spital eingeliefert wurden. Einige schweben ja noch zwischen Tod und Leben. Das wird alles von der Schweiz gehandhabt. Dann aber das Ganze, was jetzt die Trauer betrifft und die psychologischen Folgen, Langzeitfolgen auch auf die Überlebenden und die Nahestehenden, das wird dann wahrscheinlich in Belgien passieren müssen. Das ist klar.
Klein: Oskar Freysinger war das, Nationalrat aus dem Kanton Wallis, wo das schwere Busunglück sich ereignet hat. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Freysinger.
Freysinger: Danke Ihnen! Einen schönen Tag.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.