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Geheimdienste
USA fürchten neuen Enthüller

Nach den Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gibt es bei den US-Geheimdiensten möglicherweise eine weitere undichte Stelle. Regierungskreisen zufolge erwägen Geheimdienstvertreter, das Justizministerium um ein Ermittlungsverfahren zu bitten.

06.08.2014
    Ein Mann telefoniert am 04.01.2013 in Berlin.
    Bei den US-Geheimdiensten gibt es möglicherweise eine weitere undichte Stelle. (dpa picture alliance / Jan-Philipp Strobel)
    Es bestehe der Verdacht, dass ein geheimes Dokument zur Terrorismusabwehr an die Webseite "The Intercept" weitergeleitet worden sei, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Seite arbeitet eng mit dem US-Journalisten und Snowden-Helfer Glenn Greenwald zusammen. Konkret geht es demnach um Datenbanken mit Namen bekannter oder mutmaßlicher Terroristen.
    Das Dokument soll aus dem August des vergangenen Jahres stammen. Damals war Snowden bereits untergetaucht. Die neuen Enthüllungen zeigen laut ARD-Korrespondentin Dagmar Pepping, nach welch vagen und teilweise willkürlichen Kriterien Menschen auf der Liste von Terrorverdächtigen landen.
    Mehrheit der Personen soll keiner Terrorgruppe angehört haben
    Von den mindestens 680.000 gelisteten Personen sollen 280.000 gar nicht einer als Terrororganisation eingestuften Gruppierung wie Al-Kaida, Hisbollah oder den Taliban angehören. Medienberichte, wonach allein in den vergangenen fünf Jahren 1,5 Millionen Menschen auf die Terrorliste gesetzt worden seien, sind "The Intercept" zufolge aber falsch.
    Eigenen Angaben zufolge erhielt die Enthüllungswebseite die Listen von einer nicht näher identifizierten "Geheimdienstquelle". Dagegen hatte "The Intercept" in der Vergangenheit immer kenntlich gemacht, wenn ein Bericht auf Dokumenten des Enthüllers Edward Snowden basierte. Greenwald hatte bereits in der Vergangenheit angedeutet, dass es neben Snowden weitere Whistleblower geben könnte.
    "The Intercept" ist eng mit den Snowden-Enthüllungen verknüpft. Ins Leben gerufen wurde sie von dem Journalisten Glenn Greenwald und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras. Ihnen übergab der ehemalige US-Geheimdienstler Edward Snowden zuerst seine vertraulichen Dokumente.

    Seitdem treiben beide die Enthüllungen maßgeblich voran. Zum Gründungsteam der Webseite gehört auch der US-Journalist Jeremy Scahill, der das Buch "Dirty Wars" über das Vorgehen der US-Regierung im Kampf gegen den Terror geschrieben hat.

    "The Intercept" wird von dem Mitgründer der Online-Handelsplattform Ebay, Pierre Omidyar, finanziert. Omidyar stellte zur Gründung eine Viertelmillion Dollar zur Verfügung. Das brachte dem Projekt Kritik von Seiten der Enthüllungsplattform Wikileaks ein - denn der Zahlungsdienstleister PayPal, der zu Omidyars Ebay gehört, blockiert seit Jahren Zahlungen von Unterstützern an Wikileaks.
    (tj/sima)