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Geisel der Flut

Das kleine Bangladesh östlich von Indien hat mit massiven Flutproblemen zu kämpfen: Jedes Jahr ergießen sich die Wassermassen aus den Flüssen Ganges und Brahmaputra über die 150 Millionen Einwohner. Doch westliche Ingenieure wollen mit moderner Uferschutztechnik dem Land zu Hilfe kommen.

Von Thomas Kruchem |
    Noch wehrt sich das Grau der Nacht gegen die Morgenröte; irritiert gähnen aus dem Schlaf geschreckte Hunde; doch die Straßen sind voller Menschen. Jessore, ein Städtchen im Südwesten von Bangladesh, feiert Neujahr, bengalisches Neujahr; und alle machen mit beim Umzug.

    Girlandengeschmückte Ochsen ziehen zweirädrige Karren, besetzt mit Männern in Phantasiekostümen, musizierend auf Trommeln und meterlangen Blasinstrumenten. Kleine Jungen tragen auf Stangen papierene Schmetterlinge, Mädchen Hüte in den Farben ihres Kulturvereins: grün-rot, blau-gelb, gelb-rosa; wie die Saris der Frauen.

    Ein neues, ein weiteres schweres Jahr wohl für die meisten der fast 150 Millionen Bangladeshis, bitterarme Bewohner eines Landes, das gerade doppelt so groß ist wie Bayern und großenteils keine zwei Meter über dem Meeresspiegel liegt. In Bangladesh am Golf von Bengalen werden sich der globale Klimawandel und der Anstieg des Meeresspiegels wohl besonders verheerend auswirken – sagen Experten voraus:

    "Bangladesh liegt am unteren Ende von zwei der größten Flüsse der Erde. Und das ist der Ganges und der Brahmaputra. Und der Ganges, der entwässert den südwestlichen Teil des Himalayas, und der Brahmaputra den nordöstlichen Teil. Und die beiden treffen sich in Bangladesh und haben schon seit zehntausenden von Jahren praktisch Bangladesh gebildet, weil: Das ganze Sediment und die ganzen Steine und der Sand, was vom Himalaya erodiert – das wird an der Küste abgelagert und ist progressiv weiter in die See rein marschiert. Und der größte Teil Bangladeshs besteht wirklich aus einer großen flachen Ebene, die von tausenden von Flüssen und Flüsschen durchzogen ist, die entwässern und bewässern. Und während des Hochwassers, während der Monsunzeit, geht das ganze Land unter Wasser, weil die großen Flüsse Wasser hier herein transportieren auf dem Weg zur See; und zum anderen regnet es während des Monsuns sehr stark auf diese Fläche. Hier gibt es das Gebiet mit den höchsten jemals gemessenen Niederschlägen auf dieser Welt."

    Bis zu 20 Meter Regen bringe der Monsun von Mai bis August, erklärt Wasserbauingenieur Knut Oberhagemann, der für eine kanadische Firma in Bangladesh arbeitet. Mitteleuropa registriert einen Meter Niederschlag pro Jahr. – Bangladesh, Land des Wassers, Land der Flüsse – das eine Milliarde Tonnen Himalaya-Sedimente jährlich zum fruchtbarsten Land der Welt machen.

    Ein kleiner Slum nahe der Altstadt von Dhaka. Hier lebt die Witwe Sushna Begum mit ihren Kindern in einem Verschlag aus Brettern und Wellblech: ein Bett auf hohen Pfosten; Tisch, Plastikstühle, drei Hühner in einem Korb; Blechteller auf Drahtregalen. Sushnas schmales Gesicht ist geschmückt mit einem goldenen Nasenstecker; ihr rot-grüner Sari bedeckt raue, faltige Haut.

    "Mein Jüngstes, Anoara, starb während des letzten Monsuns",

    sagt die Mutter von sieben Kindern und deutet auf einen wenige Zentimeter breiten Pfad aus Bambusstangen, die auf in den Boden gerammten Pfosten liegen. Der Pfad über 30 Meter bläulich schimmernden Morast ist während des Monsuns der Weg der Familie zur Toilette.

    "Die Schmutzbrühe stand damals einen halben Meter hoch in unserer Hütte. Ich wusch gerade Wäsche unter der Brücke dort, als Anoara wohl auf der Bambusstange herumturnte und ins Wasser fiel. Als ich heim kam, war sie schon ertrunken."

    Tod im Wasser. Besonders viele Bangladeshis sterben, wenn ein tropischer Wirbelsturm das Land trifft. Mit bis zu 280 Kilometern pro Stunde drücken diese Zyklone Meerwasser in die trichterförmige Bucht von Bengalen. Sturm und Flut schlagen an der Küste kaum vorstellbare Schneisen der Verwüstung, tragen Salzwasser bis weit ins Landesinnere. 1970 tötete ein Zyklon binnen Stunden 300.000 Bangladeshis, 1991 140.000.

    Große Monsunfluten verursachen heute, weil die Bangladeshis mehr besitzen als früher, immer höhere materielle Schäden – vor allem in den rapide wachsenden Städten. Abwässer vermischen sich mit in unterirdischen Tanks gespeichertem Trinkwasser; Textilfabriken saufen ab; Straßen zerbröseln, Gebäude kollabieren. 1988 waren vier Fünftel der Hauptstadt Dhaka überschwemmt; damals und im Flutjahr `98 summierten sich die Monsunschäden auf je zwei Milliarden Dollar; 2004 wurden 900.000 Wohnhäuser und 1.300 Schulen zerstört. Und auch in diesem Jahr zerstörte die Flut weite Landstriche.

    Für Sushna Begums neunjährige Tochter Soraya fiel wochenlang die Schule aus.Tausend Kinder und – abends - Erwachsene lernen an der Grundschule des katholischen Notre Dame College in Dhaka – unterrichtet in baufälligen Pavillons von 32 Lehrern, unter ihnen Bela Cruz:

    "Das Dach unseres Schulgebäudes ist alt. Es leckt überall. Außerdem liegt der Fußboden sehr niedrig. Nach einer Stunde Regen ist er überflutet. ‚Kinder, haltet euer Papier und eure Bleistifte fest’, rufe ich dann, aber den meisten fällt alles ins Wasser. Letztes Jahr war es besonders schlimm. Die Kinder schrieben gerade eine Arbeit, als es zu schütten begann und gar nicht mehr aufhörte. Es regnete und regnete, und wir waren in diesem Gebäude gefangen. Um einigermaßen trocken zu bleiben, drängten wir uns im Lehrerzimmer zusammen, dem einzigen Raum, der etwas höher liegt. Aber die Tische und Stühle! Schauen Sie mal, wie die aussehen. Drei, vier Monate jedes Jahr stehen die Möbel im Wasser und gehen davon natürlich kaputt. Wir haben einfach keinen trockenen Platz für sie."

    "Das Wasser trifft fast immer die Ärmsten", unterstreicht Ingenieur Knut Oberhagemann, "vor allem auf dem Land, wo sie vielfach am Ufer der Flüsse oder auf Flussinseln siedeln müssen, weil es woanders keinen Platz für sie gibt. Ein überaus riskantes Leben, ausgesetzt archaischen Kräften. Der im Schnitt zwölf Kilometer breite Brahmaputra zum Beispiel jagt zu Flutzeiten hunderttausend Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch sein Bett, zehnmal soviel wie der Rhein. Die Flüsse sind hier nicht stabilisiert wie das, was man aus Deutschland kennt. Die Flüsse sind hier sehr, sehr mobil, weil es eben ein Delta ist mit ganz feinen Sedimenten. Und da kann es dann bis zu einem Kilometer Ufererosion im Jahr geben. Das heißt also, das Ufer bewegt sich dann ins Landesinnere bis zu einem Kilometer und nimmt dann natürlich alles weg, was da auf dem Weg ist."

    Ufererosion, sagen die Bengalen, sei schlimmer als Feuer: Du verlierst, von einem Tag auf den anderen, nicht nur Dein Haus, sondern auch das Grundstück, auf dem es steht. Bisweilen rutschen ganze Dörfer mit Schulen und Moscheen in den Fluss; und mit jedem verlorenen Quadratkilometer verlieren tausend Menschen ihren Lebensraum; 30.000, im Schnitt, pro Jahr. Nur die Bewohner der Chars, der Flussinseln, haben sich im Laufe der Zeit eingestellt auf diese Situation. Knut Oberhagemann:

    "Die haben also Mechanismen im Familienverbund gebildet, dass sie zum Beispiel über ihre Familie mit verschiedenen Chars verbunden sind, indem sie dann verheiratet werden dorthin oder ihre Kinder verheiraten und Brüder und Schwestern da haben. Und wenn dann ihre instabile Insel eines Tages verschwindet, vom Fluss erodiert wird, dann können sie innerhalb des Familienverbundes auf eine andere Insel ziehen, die im Moment stabil ist. Und das ist ein labiles Gleichgewicht, das über Generationen funktioniert und an das die Leute gewöhnt sind – während die Leute an den Ufern, wenn das Land weg ist, die verlieren alles, weil die diese Mechanismen nicht haben."

    Als Fluten wie die von 1988 gewaltige Schäden anrichteten, beschloss die Regierung, gemeinsam mit Institutionen wie der Weltbank, den Totalangriff auf das Wasser. Im Rahmen eines so genannten "Flood Action Plan" konzipierten hunderte Ingenieure regionale Entwicklungspläne; Pläne für Uferschutz, Deichbau und Flussumleitungen. Die Ziele waren ehrgeizig: Man wollte, zum Beispiel, die großen Flüsse komplett eindeichen und so auch während des Monsuns in ihren Betten halten.

    Recht bald jedoch wurde die Arbeit am "Flood Action Plan" auch zu einem desillusionierenden Prozess der Erkenntnis. Grenzen der Machbarkeit wurden sichtbar; und die Planer erkannten, wie wichtig es ist, die lokale Bevölkerung mit einzubeziehen. So stellte man nach dem Bau von Deichen vielerorts fest, dass sie den Bootsverkehr behinderten – und die Wanderung von Fischen, im Land mit der weltweit größten Süßwasserfischerei. Deichtore und Durchlässe mussten nachträglich eingebaut werden.

    Erkennen musste man auch, dass sich in eingedeichten Flussbetten Sediment ansammelt und dadurch die Fluthöhe steigt. Viele Deiche werden nun überflutet oder brechen – mit der Folge, dass Reisfelder hinter den Deichen mit Sand überspült und auf Jahre unbrauchbar werden.

    Mittlerweile ist ein Drittel Bangladeshs durch Deiche und Entwässerungskanäle geschützt vor, zumindest, normalen Fluten. Immer mehr Straßen verlaufen auf Dämmen; durch Aufspülung von Flusssand werden neue Siedlungen erhöht angelegt; auch an der Meeresküste ist eine auf normale Fluten ausgelegte Deichlinie fast fertig. Vor Zyklonen schützen dort stabile Mehrzweckgebäude auf Stelzen.

    Den vielleicht Ärmsten Bangladeshs hilft derweil das Projekt, in dem Ingenieur Knut Oberhagemann arbeitet: der Uferschutz. Mit Hilfe modernster Methoden werden besonders gefährdete Uferzonen der großen Flüsse nicht eingedeicht, sondern unter Wasser so befestigt, dass sie nicht mehr erodieren.

    "Es werden Satellitenbilder von dem Fluss aufgenommen, dass man aufgrund der Niedrigwasser-Charakteristik dann weiß oder vorhersagt, wo Erosionen wahrscheinlich sind und wie viel Land dort erodieren kann. Und dann, basierend auf diesen Aussagen, hat man immer noch Zeit, Uferschutz zu bauen oder zumindest Notmaßnahmen vorzunehmen, dass die Erosion nicht unmittelbar dann, wenn es irgendwelche größeren Siedlungen gibt, dass die Ufererosion dann nicht die ganze Stadt da auffrisst."

    Uferschutz, so Oberhagemann, sei bislang extrem teuer gewesen in Bangladesh. 30 Millionen Dollar kostete der Kilometer – weil man, mangels Felsvorkommen, Betonblöcke an den Flussufern versenkte. Die kanadische Firma Oberhagemanns verwendet stattdessen 125 Kilo schwere Sandsäcke aus extrem haltbarer Folie. Der Kilometer Uferschutz kostet so weniger als drei Millionen Dollar; die Methode ist überaus umweltfreundlich und schafft eine Menge Jobs.

    "Das ist alles Handarbeit. Die Sandsäcke werden in einer Fabrik hier genäht. Da sitzen dann Leute und nähen die zusammen. Die werden auf der einen Seite offen gelassen, dann werden die auf die Baustelle gefahren; und dann sind da andere Leute, die holen den Sand aus dem Fluss. Das gibt hier so kleine lokale Pumpen, mit denen man den Sand da gewinnen kann. Dann wird der ans Ufer gefahren, auch manuell dann aus den Booten ausgeladen, in die Sandsäcke wieder manuell reingefüllt. Dann werden die zusammen genäht, auch eine Handarbeit – was allerdings mit einer Nähmaschine gemacht wird, damit man eine vernünftige Naht hat. Und die fertigen Sandsäcke werden dann wieder auf ein Schiff transportiert und dann auf den Fluss gefahren und in einer sehr definierten und geordneten Art am Flussufer wieder ganz regelmäßig auf die Böschung unter Wasser geschüttet – um da dann mehrere Lagen von Schutz zu bilden."

    Oberhagemanns Firma hat, beauftragt von der Regierung, in drei Jahren zehn Kilometer des Brahmaputra befestigt – ein Pionierprojekt. Langfristig, empfiehlt der deutsche Ingenieur, sollte Bangladesh seine großen Flüsse komplett befestigen – wozu die Amerikaner am Mississippi hundert Jahre benötigten.

    In wesentlich kürzeren Zeiträumen denkt Knut Oberhagemanns Kollege Sid Tupper, der für die kanadische Entwicklungshilfe arbeitet. Seit 1972, berichtet Tupper, gibt es ein staatliches Flutwarnungszentrum in Bangladesh. Es erhebt die Wasserstände der großen Flüsse und sendet Vorhersagen an Behörden und Hilfsorganisationen. Doch nicht nur die, sondern auch der kleine Bauer in der Provinz wolle informiert werden. Der Bauer wolle wissen, wie sich der Wasserstand des Flusses in seiner Nähe entwickelt – damit er richtig entscheiden kann, ob er, zum Beispiel, seine Jute sofort erntet oder noch wartet; ob er sofort Brennmaterial bevorratet oder später.

    Den Bauern zunächst einer kleinen Region liefert Tuppers Team die gewünschte Information, indem es lokale Flutvoraussagen erstellt. Diese schickt das Team per SMS an Freiwillige in den Dörfern – die dann, je nach Wasserstandsentwicklung, verschiedenfarbige Flaggen hissen:

    "Diese Flaggen sind über drei-, vierhundert Meter zu erkennen. Und sie werden stets nahe einer Schule oder Moschee platziert. So können Schulkinder ihren Eltern berichten, wie sich der Wasserstand entwickelt – und Moscheebesucher ihren Nachbarn."

    Das Projekt laufe gut, äußert Tupper. Demnächst werde es auf weitere Regionen ausgedehnt, wo die Ingenieure dann den Bürgermeistern der Dörfer nur noch eine Informationsbroschüre in die Hand drücken müssten:

    "Dann kaufen die Leute selbst das Material und stellen aus Bambusstangen, Tuch und Seil die Flaggen selbst her. Anschließend braucht nur noch jemand sein Handy empfangsbereit zu halten – was heute kein Problem mehr ist: 95 Prozent Bangladeshs sind mit Sendemasten abgedeckt, in jedem Dorf gibt es Dutzende Handys; und der SMS-Empfang ist kostenlos. Außerdem erfüllt es Bangladeshis, wie wir gemerkt haben, mit Stolz, ihren Nachbarn exklusive Information übermitteln zu können. – Wir haben hier, so scheint es, ein recht tragfähiges Modell für die Verbreitung von Wasserstandsmeldungen entwickelt."

    Gemächlich überquert das Fischerboot den breiten Flusslauf, nähert sich einer Wand tiefgrünen Dschungels, taucht ein ins kaum fünf Meter weite Halbdunkel eines vom Grün überwölbten Wasserarms.

    Stille. Leise plätschert Wasser gegen bemoostes Holz; Vögel rufen; der Bootsführer hält nervös Ausschau nach Tigern, die auf ihr Mittagessen warten. Die Sundarbans – mit 6.000 Quadratkilometern das größte Mangrovensumpfgebiet der Erde, gelegen im Ganges-Delta; ein Stück Welt-Naturerbe, das sich Indien und Bangladesh teilen. Die Sundarbans sind berühmt für ihre Tierwelt. In den Kronen hoch aufragender Sundari-Bäume singen Vögel, die nur hier vorkommen; geduldige Besucher können fliegende Fische wie den Schlammspringer beobachten, Irrawaddy-Delphine, Wasserschlangen, Krokodile – und, bisweilen, den bengalischen Königstiger.

    In jüngster Zeit jedoch ist das Paradies der Sundarbans, ist ganz Bangladesh bedroht – durch die Wasserpolitik des großen Nachbarn Indien. Indien hat im Ganges, der wichtigsten Süßwasserquelle Südwest-Bangladeshs, zahlreiche Staudämme errichtet. Das meiste Gangeswasser fließt zur Trockenzeit heute auf indische Felder; die Wassermenge, die Bangladesh erreicht, hat sich in 20 Jahren auf ein Fünftel verringert. Im sonst von Fluten heimgesuchten Bangladesh herrscht deshalb zur Trockenzeit Wassermangel – mit dramatischen Folgen.

    Die Böden in vielen küstennahen Regionen werden durch eindringendes Meerwasser zunehmend versalzen und unfruchtbar. Und in den Sundarbans lässt der rapide wachsende Salzgehalt der Böden Zehntausende der nur hier vorkommenden Sundari-Bäume absterben; immer mehr Tiger erliegen einer Leberzirrhose.

    In 30 Jahren werden in Bangladesh 280 Millionen Menschen leben. Wie soll das bitterarme, ständig von Katastrophen bedrohte Land die ernähren? – Die Auswanderung zahlloser Bangladeshis mit dramatischen Folgen auch für die Nachbarländer ist – so Experten – schon heute unabwendbar; eine Massenauswanderung, die nicht zuletzt der Klimawandel beschleunigen dürfte. Der werde Bangladesh besonders hart treffen – meint Professor Mojib Latif, Klimatologe an der Universität Kiel:

    "Das fängt zunächst einmal damit an, dass die Sommerniederschläge massiv zunehmen werden. Der indische Sommermonsun wird sich verstärken; und das führt eben dazu, dass es immer häufiger dann auch zu Überschwemmungen, zu sintflutartigen Überschwemmungen kommen wird. Das ist sozusagen das Wasser von oben. Dann muss man damit rechnen, dass der Meeresspiegel steigt. Er ist in den letzten hundert Jahren schon um 20 Zentimeter angestiegen; das kann bis 2050 nochmals 20, 30 Zentimeter sein, 2.100 möglicherweise schon ein Meter. Das, für sich genommen, ist schon ein Problem. Aber natürlich, wenn noch Flutwellen dazu kommen, ist das noch ein viel größeres Problem."

    "Wir haben keine Treibhausgase zur Erderwärmung beigesteuert",

    sagt, hilflos den Kopf schüttelnd, Kamal Uddin, Klimatologe im Umweltministerium von Bangladesh.

    "Wir können uns zwar anpassen. Dafür zahlen aber müssen Sie. Sie in den Industrieländern haben konsumiert; Sie haben für immer mehr Komfort und Produktion immer mehr Treibhausgase emittiert. Jetzt zahlen Sie bitte die Rechnung. Wir als unschuldig Geschädigte würden uns sehr darüber freuen – wozu wir vorläufig leider keinen Grund haben. Sicher, in den letzten 15 Jahren sind bei allerlei Verhandlungen einige Konzepte entwickelt worden. Bis heute aber haben die ärmsten Länder nicht einmal ‚peanuts’ erhalten – für ihre Anpassung an den Klimawandel."