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Geldanlage
Wie bedarfsgerecht beraten Banken?

Viele Menschen denken nur ungern über Geldanlage nach, und der Markt ist ebenso unübersichtlich wie umkämpft. Banken und Sparkassen machen damit ein großes Geschäft. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen verfügen viele Menschen über Anlageprodukte, die ihrem Bedarf nicht entsprechen.

Von Anja Nehls |
    Das größte Problem ist, dass Finanzberater in der Regel keine Berater sind, sondern Verkäufer, klagt die Verbraucherzentrale. Denn an verkauften Anlagen, Versicherungen, Wertpapieren usw. verdient der Berater per Provision - und wenn er nicht persönlich verdient, so verdient wenigstens die Bank bei der er oder sie angestellt ist - und sei sie noch so seriös. Dementsprechend ist das Vertrauen in eine seriöse Beratungsleistung bei Banken und Sparkassen bei den Kunden schwer gestört:
    "Bei der Bank nicht, da habe ich Abstand von genommen."
    "Ich glaube schon, dass mittlerweile durch die rechtlichen Bestimmungen das seriöser geworden ist."
    "Wenn man in letzter Zeit das so hört, da kommt mehr Misstrauen auf, was die Banken da rummuscheln."
    "...bin eigentlich ganz gut beraten worden..."
    "Ich vertraue keinem mehr, ich sage, wann muss ich zuzahlen, dass ich mein Geld bei Ihnen deponiere?"
    "Ich denke, dass die sich bemühen, aber, dass die auch gewissen Zwängen ausgesetzt sind und das dann an den Kunden weitergeben. Erfolgsdruck."
    Und der Erfolgsdruck führt dazu, dass viele Kunden schlichtweg falsch beraten werden. 9 von 10 könnten sich durch bessere Beratung verbessern. Die Verbraucherzentrale hat 300 Fälle untersucht und dabei war die die Hälfte aller älteren Geldanlagen, die die Kunden hatten, nicht bedarfsgerecht, sagt Nils Nauhauser der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden Württemberg.
    "Es gibt oft Produkte, die passen nicht zum Anleger, etwa weil die noch Kredite abzuzahlen haben, weil sie schlecht rentierlich sind und es dann bessere Angebote auf dem Markt gibt."
    Die werden den Kunden aber nicht angeboten. Bei den Geldanlagen, die neu und aktuell verkauft werden, fielen fast 90 Prozent bei der Verbraucherzentrale durch. Hauptsächlich, weil sie zu teuer sind, also für den Kunden zu hohe Kosten verursachen, im Verhältnis zu dem, was sie hinterher einbringen können:
    "Zu teuer heißt beispielsweise, dass die Abschlusskosten sehr hoch sind, die laufendenjährlichen Kosten. Nehmen Sie das konkrete Beispiel: Bei einer Lebens- oder Rentenversicherung ist es so, dass ein Prozentpunkt der jährlichen Rendite ungefähr an den Versicherungsmantel geht. Wenn dann auch noch Fonds in der Rentenversicherung stecken, dann sind es oft schon zwei Prozentpunkte im Jahr. Das ist sehr viel Geld und das schmälert so eine Altersvorsorge gut um die Hälfte im Vergleich zu der Auswahl kostengünstiger Produkte."
    "Wer schlecht aufbaut, wird im Alter keine Zahlungskraft haben"
    Das Problem ist, dass viele Menschen vom Finanzgeschäft keine Ahnung haben, dass aber eine private Altersvorsorge heutzutage dringend empfohlen wird. In der Stichprobe der Verbraucherzentrale wussten nur 14 Prozent der Kunden wie Renten- oder Lebensversicherung funktionieren, aber alle hatten eine. Wenn sie denn eine schlechte haben, ist das auch ein volkswirtschaftliches Problem, meint Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband:
    "Wer heute schlecht aufbaut, Vermögen aufbaut, Altersvorsorge aufbaut, der wird im Alter keine ausreichende Zahlungskraft haben."
    Und deshalb fordert die Verbraucherzentrale dringend eine Finanzberatung, die unabhängig ist von Provisionen:
    "Denn der Berater, der Verkäufer genau genommen, kann ja gar nicht empfehlen, tilgen sie mal schneller ihre Schulden, das ist für Sie das Beste oder er kann auch nicht empfehlen, gehen Sie zu folgender Direktbank, da kriegen Sie die höchsten Zinsen, nehmen Sie günstige Fonds statt teure Fonds, das geht alles nicht. Insofern ist natürlich die Lösung darin, dass ein Berater vom Kunden vergütet wird und nicht vom Hersteller der Produkte geschmiert wird, wenn man es dann böse ausdrücken möchte."
    Mitte des Jahres tritt ein Honorarberatergesetz in Deutschland in Kraft, in dem diese Forderung bereits teilweise, aber nicht ausreichend umgesetzt wird, meint Dorothea Mohn, denn es gilt nur für Wertpapiere, aber nicht z.B. für Versicherungen und Bausparverträge.
    Wenig gebracht hat nach Einschätzung der Verbraucherzentrale die vor ein paar Jahren eingeführte Dokumentationspflicht für Beratungsgespräche, weil die Bögen so angelegt seien, dass die Bank fast nie haftbar zu machen ist.
    In Großbritannien und den Niederlanden gilt übrigens ein Provisionsverbot bei der Anlageberatung seit Anfang des Jahres.
    In Deutschland ist der Begriff Finanzberater nicht geschützt. Unabhängige Finanzberater haben sich aber in verschiedenen Verbänden zusammengeschlossen und sich teilweise selbst eine Art Ehrenkodex gegeben. Außerdem gibt es z.B. die Quirin Bank, die berät ausschließlich gegen Honorar. Online-Banken wie zum Beispiel Comdirect bieten auch eine Wertpapierberatung gegen Honorar an.