Heckmann: Die Energiepolitik also steht im Zentrum der Beratungen auf dem EU-Gipfel in Brüssel. Am Telefon ist jetzt Friedemann Müller, er ist Leiter der Forschungsgruppe Globale Fragen der Stiftung Wissenschaft und Politik. Guten Tag nach Berlin.
Müller: Guten Tag, Herr Heckmann.
Heckmann: Herr Müller, wie sehr ist die Energieversorgung in Europa in Gefahr, wenn nicht umgesteuert wird?
Müller: In der Tat gibt es hier schwierige Prozesse in den Gang zu bringen. Anders als manche glauben, sind die nicht dadurch zu lösen, dass man zum Beispiel mehr Kernkraft oder mehr Erneuerbare einsetzt. Diese beiden zusammen machen unter 20 Prozent unserer Energieversorgung auf Dauer aus. Die Schwierigkeit ist, dass Öl und Gas die beiden Energieträger, die wir vor allem importieren und zwar zunehmend von außerhalb Europas, dass diese Versorgung nicht sicher ist, bei Gas deshalb nicht, weil die Infrastruktur nur sehr begrenzt vorhanden ist, bei Öl deshalb, weil Märkte wie China, Indien auf einen sich immer knapper gerierenden Angebotsmarkt konzentrieren.
Heckmann: Was sind die Folgen daraus, die daraus zu ziehen sind? Sind die Forderungen von Kommissionspräsident Barroso sinnvoll, etwa dass die einzelnen EU-Länder gemeinsame Energielieferverträge abschließen sollen, beziehungsweise dass eine europäische Energieagentur eingerichtet werden soll?
Müller: Also die Lieferverträge sind vielleicht nicht so ganz das Gelbe vom Ei, weil die ja eigentlich eher wettbewerbsfeindlich sind. Das sind so langfristige Projekte, die man eher runterfahren will. Was bei Erdgas besonders wichtig wäre, ist eine Infrastruktur, die es uns möglich macht, aus mehr als nur den zwei Quellen - nämlich Russland und Algerien - Erdgas zu beziehen. Jeder redet davon, dass jetzt Flüssiggas im Kommen ist, aber weder gibt es Kapazitäten in ausreichender Menge, um Flüssiggas anzulanden, noch gibt es die Kalkulation, die sagt, dass Flüssiggas überhaupt rentabel ist und zu Preisen angeboten wird, die für uns interessant sind. Wir müssen auch die Pipeline-Infrastruktur überlegen, zum Beispiel ob nicht aus dem südkaspischen Raum, in dem es sehr viel Erdgas gibt, eine Pipeline durch die Türkei nach Europa gelegt werden soll. Das können private Investoren tun. Das würden sie auch tun, wenn die politische Begleitung geboten würde. Wir müssen uns überlegen, dass wir wirklich mehr Häfen brauchen, die Flüssiggas entgegen nehmen. Also hier gibt es viel zu tun, weil Russland auf Dauer unseren Bedarf nicht decken wird und es nicht gut ist, dass 65 Prozent des Erdgases von außerhalb Europas nach Europa allein aus Russland, allein von einer einzigen, von einem einzigen Unternehmen, nämlich Gasprom geliefert wird.
Heckmann: Und da bringt auch die neue, die geplante Gaspipeline durch die Ostsee ja keine Entlastung in diesem Punkt. Aber kommen wir noch einmal zurück auf die europäische Energieagentur, die soll ja dann in den einzelnen Ländern auch für Wettbewerb sorgen. Aber die einzelnen Mitgliedsländer sind skeptisch.
Müller: Also natürlich gibt es Skepsis bei denjenigen, die am Wettbewerb nicht interessiert sind. Das sind große Firmen, die historisch gesehen eher Monopolpositionen einnahmen, die vielleicht auch kapitalmäßig verbunden sind mit einem großen Lieferanten. Das kann aber nicht das Interesse der Politik sein, alle Wünsche dieser Firmen zu befriedigen, auch wenn es wichtig ist, dass wir leistungsfähige Firmen im Energiebereich haben. Aber die vornehmliche Sorge der Politik ist, Wettbewerb zu garantieren, denn Wettbewerb wäre die beste Art von Versorgungssicherheit. Wenn wir zu einem anderen Anbieter gehen können, weil der erste nicht richtig liefert, dann brauchen wir nicht noch mehr Versorgungssicherheit. Und wir haben viel zu wenig Wettbewerb in diesem Sektor. Und deshalb würde ich auch die europäische Energieagentur begrüßen.
Heckmann: Friedemann Müller war das, Energieexperte von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Müller: Ja danke, Herr Heckmann.
Müller: Guten Tag, Herr Heckmann.
Heckmann: Herr Müller, wie sehr ist die Energieversorgung in Europa in Gefahr, wenn nicht umgesteuert wird?
Müller: In der Tat gibt es hier schwierige Prozesse in den Gang zu bringen. Anders als manche glauben, sind die nicht dadurch zu lösen, dass man zum Beispiel mehr Kernkraft oder mehr Erneuerbare einsetzt. Diese beiden zusammen machen unter 20 Prozent unserer Energieversorgung auf Dauer aus. Die Schwierigkeit ist, dass Öl und Gas die beiden Energieträger, die wir vor allem importieren und zwar zunehmend von außerhalb Europas, dass diese Versorgung nicht sicher ist, bei Gas deshalb nicht, weil die Infrastruktur nur sehr begrenzt vorhanden ist, bei Öl deshalb, weil Märkte wie China, Indien auf einen sich immer knapper gerierenden Angebotsmarkt konzentrieren.
Heckmann: Was sind die Folgen daraus, die daraus zu ziehen sind? Sind die Forderungen von Kommissionspräsident Barroso sinnvoll, etwa dass die einzelnen EU-Länder gemeinsame Energielieferverträge abschließen sollen, beziehungsweise dass eine europäische Energieagentur eingerichtet werden soll?
Müller: Also die Lieferverträge sind vielleicht nicht so ganz das Gelbe vom Ei, weil die ja eigentlich eher wettbewerbsfeindlich sind. Das sind so langfristige Projekte, die man eher runterfahren will. Was bei Erdgas besonders wichtig wäre, ist eine Infrastruktur, die es uns möglich macht, aus mehr als nur den zwei Quellen - nämlich Russland und Algerien - Erdgas zu beziehen. Jeder redet davon, dass jetzt Flüssiggas im Kommen ist, aber weder gibt es Kapazitäten in ausreichender Menge, um Flüssiggas anzulanden, noch gibt es die Kalkulation, die sagt, dass Flüssiggas überhaupt rentabel ist und zu Preisen angeboten wird, die für uns interessant sind. Wir müssen auch die Pipeline-Infrastruktur überlegen, zum Beispiel ob nicht aus dem südkaspischen Raum, in dem es sehr viel Erdgas gibt, eine Pipeline durch die Türkei nach Europa gelegt werden soll. Das können private Investoren tun. Das würden sie auch tun, wenn die politische Begleitung geboten würde. Wir müssen uns überlegen, dass wir wirklich mehr Häfen brauchen, die Flüssiggas entgegen nehmen. Also hier gibt es viel zu tun, weil Russland auf Dauer unseren Bedarf nicht decken wird und es nicht gut ist, dass 65 Prozent des Erdgases von außerhalb Europas nach Europa allein aus Russland, allein von einer einzigen, von einem einzigen Unternehmen, nämlich Gasprom geliefert wird.
Heckmann: Und da bringt auch die neue, die geplante Gaspipeline durch die Ostsee ja keine Entlastung in diesem Punkt. Aber kommen wir noch einmal zurück auf die europäische Energieagentur, die soll ja dann in den einzelnen Ländern auch für Wettbewerb sorgen. Aber die einzelnen Mitgliedsländer sind skeptisch.
Müller: Also natürlich gibt es Skepsis bei denjenigen, die am Wettbewerb nicht interessiert sind. Das sind große Firmen, die historisch gesehen eher Monopolpositionen einnahmen, die vielleicht auch kapitalmäßig verbunden sind mit einem großen Lieferanten. Das kann aber nicht das Interesse der Politik sein, alle Wünsche dieser Firmen zu befriedigen, auch wenn es wichtig ist, dass wir leistungsfähige Firmen im Energiebereich haben. Aber die vornehmliche Sorge der Politik ist, Wettbewerb zu garantieren, denn Wettbewerb wäre die beste Art von Versorgungssicherheit. Wenn wir zu einem anderen Anbieter gehen können, weil der erste nicht richtig liefert, dann brauchen wir nicht noch mehr Versorgungssicherheit. Und wir haben viel zu wenig Wettbewerb in diesem Sektor. Und deshalb würde ich auch die europäische Energieagentur begrüßen.
Heckmann: Friedemann Müller war das, Energieexperte von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Müller: Ja danke, Herr Heckmann.