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Genmanipulation
Integrierter Insektenschutz des Bt-Mais schwächelt

Europa generell und Deutschland insbesondere ist skeptisch was gentechnisch veränderte Pflanzen betrifft. In den USA hingegen setzen viele Farmer auf Bt-Mais, der ein biologisches Insektengift produziert, vor allem gegen den Maiswurzelbohrer. Die entwickeln aber mittlerweile Resistenzen.

Von Volkart Wildermuth | 18.03.2014
    Iowa ist Maisland. Im Herbst sind die Felder gelb, so weit das Auge reicht. Der Mais wird verfüttert oder zu Biosprit verarbeitet. Für die Farmer ein gutes Geschäft. Das allerdings kann ihnen ein kleiner Käfer vermasseln, der westliche Maiswurzelbohrer. Wie schon der Name verrät, nagen sich seine Larven durch die Maiswurzeln.
    "Ist der Befall stark genug, können die Pflanzen weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen. Die Stängel kippen einfach auf dem Acker um und lassen sich dann nicht mehr ernten."
    Dieses Bild sieht der Insektenforscher Aaron Gassmann von der Iowa State Universität aber nur noch selten. In Iowa hat sich seit seiner Zulassung 2003 der Bt Mais durchgesetzt. Bt steht für Bazillus thuringiensis, ein Bodenbakterium, das einzelne Insektenarten infiziert und deshalb auch im Biolandbau zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird.
    Bt-Mai ist gentechnisch so verändert, dass er eines oder auch zwei der vielen Gifte des Bakteriums bildet und so ungenießbar wird für den westlichen Maiswurzelbohrer. Das Saatgut ist zwar teuer, aber dafür sparen die Farmer chemische Insektizide und können Jahr für Jahr lukrative Maismonokulturen anbauen.
    Eine Entwicklung die Aaron Gassmann durchaus begrüßt. Als Insektenforscher ist ihm wichtig, dass der gentechnisch veränderte Mais Nutzinsekten weniger schädigt, als chemische Insektizide. Allerdings ist Bt-Mais keine Wunderwaffe gegen den Maiswurzelbohrer. 2009 haben einige Farmer Aaron Gassmann angerufen und von Problemen berichtet.
    "2009 haben wir uns drei Felder angesehen und deutliche Fraßschäden und Ernteverluste registriert. 2010 wurden uns dann schon sieben Felder gemeldet. Bis dahin war nur eine Bt-Mais-Variante betroffen. 2011 sind wir dann aber schon zu 15 Feldern gefahren auf denen sogar zwei unterschiedliche Sorten Bt-Mais angefressen waren. Im Lauf der Zeit breitete sich das Problem also aus. Insgesamt ist aber nach wie vor nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Maisfelder in Iowa geschädigt."
    In Laborversuchen konnte Aaron Gassmann bestätigen, dass die westlichen Maiswurzelbohrer auf diesen wenigen Feldern resistent gegen das Gift aus dem Bt-Mais geworden waren. Mehr noch, die Resistenz gegen eines der Toxine machte auch gleich ein zweites, verwandtes Bt-Gift unwirksam. Inzwischen gibt es allerdings eine dritte, deutlich unterschiedliche Bt-Mais-Variante, die immer noch vor den gefräßigen Larven geschützt ist.
    Mit der Herausbildung von Resistenzen ist bei jeder Form der Schädlingsbekämpfung zu rechnen. Es kommt darauf an, rechtzeitig gegenzusteuern. Beim Bt-Mais ist zum Beispiel vorgeschrieben, auf den Feldern immer eine Ecke mit normalem Mais zu bepflanzen, auf der es keinen Selektionsdruck zur Ausbildung von Resistenzen gibt. Diese Strategie funktioniert bei anderen Schädlingen, aber offenbar nicht beim westlichen Maiswurzelbohrer. Damit steht der Bt-Maisanbau in Iowa aber keineswegs vor dem Aus, meint Aaron Gassmann.
    "Jetzt, wo sich die ersten Resistenzen entwickeln, sollten die Farmer mehrere Ansätze kombinieren. Als Erstes können sie einen neuen Bt-Mais anbauen, der gleich zwei Giftstoffe gegen den Maiswurzelbohrer kombiniert. Auf Dauer sollten sie aber eine integrierte Schädlingsbekämpfung nutzen und sich nicht allein auf den Bt-Mais verlassen. Sie können chemische Insektizide verwenden und auf den Feldern Fruchtwechsel betreiben. Mit einer Vielfalt der Strategien lässt sich die Resistenzentwicklung in den Griff bekommen."
    In diesem Methodenmix wird der Bt-Mais aber nach wie vor einen wichtigen Platz haben, davon ist Aaron Gassmann überzeugt. Dass sich das Resistenzproblem in den Griff bekommen lässt, haben nicht zuletzt die betroffenen Farmer bewiesen. Sie pflanzten im Jahr nach dem Befall einfach eine andere Feldfrucht an, etwa die ebenfalls gewinnbringenden Sojabohne. Die resistenten Maiswurzelbohrer verhungern dann, weil sie sich ausschließlich vom Mais ernähren. Ein Jahr später gedieh der Bt-Mais dann wieder prächtig. Es gab zwar Maiswurzelbohrer aus benachbarten Feldern, aber deren Larven waren dem Bt-Gift ja nicht gewachsen.