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Geringere Einnahmen von der Bundesbank?

Mitte wird jedes Jahr der Bundesbankgewinn veröffentlicht – für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble oft eine üppige Einnahmequelle. Mit 1,5 Milliarden Euro hatte das Bundesfinanzministerium über den Daumen gerechnet. Das aber könnte, nach ersten Anzeichen, eine Fehlkalkulation gewesen sein.

Von Birgit Scholtes |
    Die Deutsche Bundesbank könnte auch in diesem Jahr wieder deutlich weniger nach Berlin überweisen, als dies der Bundesfinanzminister erwartet. Unbestätigten Informationen zufolge dürfte die Überweisung in etwa auf der Höhe des Vorjahres liegen. Details wird die Bundesbank morgen (12.03.2013) bekannt geben. Für 2011 hatte sie 643 Millionen Euro nach Berlin überwiesen. Im Bundeshaushalt ist offenbar eine Summe von 1,5 Milliarden Euro eingeplant. Dabei dürfte der Gewinn eigentlich recht üppig ausgefallen sein. Gut neun Milliarden Euro seien drin, hatte vor einigen Wochen Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank errechnet, und das seien vor allem krisenbedingte Erlöse:

    "Das SMP-Programm, also die Anleihen, die die Bundesbank angekauft hat aus der Peripherie, bringen sehr große Zinserträge, aber vor allem auch die Target2-Forderungen, die im letzten Jahr massiv gestiegen sind, werden den Zinsertrag sehr stark erhöhen. Allein aus dieser Position rechne ich mit fast sechs Milliarden Gewinn. Davon gehen natürlich noch Aufwendungen und Risikovorsorge ab, aber insgesamt, glaube ich, könnten da schon zwei bis vier Milliarden rauskommen."

    Die Target-Salden sind die Verrechnungssalden zwischen der EZB und den Notenbanken des Eurosystems. In den letzten Jahren sind da hohe Forderungen der Bundesbank gegen die Notenbanken der Peripherieländer im Eurosystem entstanden. Die aber werden mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB von derzeit 0,75 Prozent verzinst.

    Die Risikovorsorge der Bundesbank könnte aber wieder recht üppig ausfallen. Denn die Bundesbank hatte vor drei Jahren angekündigt, dass sie ihre Wagnisrückstellungen in drei Schritten erhöhen will, der letzte Schritt wäre damit für 2012 fällig. Die Bundesbank agiere eben vorsichtig, meint Michael Schubert, Volkswirt der Commerzbank:

    "Manche Geschäfte, die sie gemacht hat, sind auch sehr risikoreich. Sie hat ja Anleihen aus Peripherieländern gekauft im Euroraum. Und da kann es auch den ein oder anderen Ausfall geben. Außerdem hat sie Kredite vergeben an Banken. Und die werden wiederum mit Sicherheiten hinterlegt. Und wenn jetzt die Banken pleitegehen, sollten beispielsweise und die Sicherheiten auch nichts hermachen, dann macht sie auch Verluste."

    Und solche Verluste seien wahrscheinlicher als vor der Krise, meint der Volkswirt. Denn die Europäische Zentralbank und damit auch die Bundesbank geht inzwischen höhere Risiken ein, weil sie die Schwelle für die zu hinterlegenden Sicherheiten bei ihren Krediten stark gesenkt hat. Damit ist also die Ausfallwahrscheinlichkeit gestiegen. Das höhere Risiko bedeutet aber auch eine höhere Rendite – wenn alles gut geht. Michael Schubert:

    "Wenn die Krise zu Ende ist – unter dieser Voraussetzung – dann fallen die Gewinne wieder deutlich höher aus."

    Die Notenbanken verdienen nicht nur an den Zinsen auf die Anleihen, sie haben die Papiere der Peripherieländer auch zu einem geringeren Kurs gekauft, als sie ausgegeben wurden. Zurückgezahlt wird jedoch der Nominalkurs. Auch da sind gute Gewinne möglich. Und nicht zuletzt verdient die Bundesbank auch an Zinsgewinnen aus Währungsreserven.