German Football League
Wie die GFL vom Football-Hype profitiert

Die German Football League, quasi die Bundesliga im American Football, startet in ihre neue Saison. Damit alles reibungslos über die Bühne gehen konnte, hat es jede Menge Spieler und freiwillige Helfer gebraucht. Der Trend zeigt klar nach oben.

Von Constantin Eckner |
Spielszene aus dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in der German Football League zwischen Potsdam Royals und den Schäbisch Hall Unicorns.
Im German Bowl, dem Endspiel der GFL, setzten sich im vergangenen Jahr die Potsdam Royals gegen die Schwäbsich Hall Unicorns durch. (IMAGO / Funke Foto Services)
Die Kartennachfrage für die deutschen Spiele der NFL war im vergangenen Jahr enorm. Auch in diesem Jahr wird der American-Football-Zirkus aus den Vereinigten Staaten ein Spiel in Deutschland austragen – angetrieben vom generellen Hype, den die NFL hierzulande entfacht hat. Die heißen Football-Monate sind zugleich die meteorologisch kalten, denn in der Regel geht die NFL-Saison von September bis Februar.
In den Sommermonaten gibt es dafür in Europa nationale Wettbewerbe wie die German Football League. Die GFL startet an diesem Wochenende in ihre neue Spielzeit – und hofft von der Football-Euphorie zu profitieren.

Liga will alte und junge Generation erreichen

"Wenn man heutzutage über American Football spricht, verwechseln es immer weniger Menschen mit Rugby. Und das ist schon mal ein riesiger Vorteil", sagt Torben Dill, Geschäftsführer des Ligaverbunds GFL. "Durch Mainstreamfernsehen ist das in der jetzigen Generation auf jeden Fall ein Hype. Wir dürfen aber nicht vergessen, wo wir eigentlich herkommen. In den Neunzigerjahren hat man schon mal durchgehend große Events im American Football in Deutschland gehabt. Das heißt, wir haben eigentlich auch hier eine Zielgruppe, die wir eventuell mit der nationalen Liga in der Zwischenzeit verloren haben. Das heißt, wir haben sowohl eine ältere Generation als auch eine junge Generation, die wir mit American Football erreichen können."
Immer mehr Menschen wollen, ob als Aktive, Helfer oder Zuschauende dabei sein. Gerade der Trend bei den Zuschauerzahlen zeigt nach oben. Das hat auch Jens Torsten Müller, der Präsident des amtierenden Meisters Potsdam Royals, in den vergangenen Jahren erleben dürfen. Allerdings hält American Football besondere Herausforderungen bereit. "Es ist halt ein Riesenkader. Das ist der große Unterschied zu allen anderen Sportarten. Und den musst du bewegen. Beim letzten German Bowl sind wir also nur, was das Team angeht, mit 96 Spielern, Betreuern, Staff angereist. Und ich glaube, das ist noch mal was ganz anderes in der NFL. Da sind es dann doppelt so viele."

Vereine müssen weltweit scouten

Die Defensiv- und Offensivabteilungen sind voneinander getrennt. Aufgrund der Vielzahl an Positionen sind die Kader aufgebläht. Um sie zu füllen, müssen Vereine wie die Royals nahezu weltweit scouten. Potsdams Meister-Quarterback Jaylon Henderson etwa kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, hat aber vor seinem Wechsel nach Deutschland in Japan gespielt. "Ich glaube, dafür braucht man auch ein besonderes Talent. Und das hat bei uns unser Offensive Coordinator David Saul, der wirklich in den Nächten mit den besten Footballspielern in der Welt, die nicht in der NFL spielen, im Kontakt ist, sich verlinkt und immer wieder dran ist und einfach auch guckt, wer spielt wo, wer ist interessant, wer passt vom Charakter her, auch von der menschlichen Seite zu uns", sagt Müller.

Von Drohnenpiloten bis zu Cheerleadern wird alles gebraucht

Durch die großen Kader müssen die Vereine recht hohen finanziellen Aufwand betreiben, selbst wenn viele Spieler in der GFL kaum mehr als eine Aufwandsentschädigung bekommen. Zugleich kämpfen einige Standorte mit Widrigkeiten, beispielsweise der Verfügbarkeit von Stadien. Die Royals mussten das Karl-Liebknecht-Stadion von Babelsberg verlassen und in den Luftschiffhafen umziehen. Der bauliche Fortschritt hat aber lange Zeit zu wünschen übrig gelassen.
Torben Dill sagt: "Deutschland ist ein Fußball-Land. Danach kommt Handball, dann vielleicht Basketball und Eishockey. Und das ist auch sehr standortabhängig. Wer einen Eishockey-Standort hat, da ist Eishockey dann immer eine sehr große Sache. Da ist American Football noch nicht. Ich sage bewusst 'noch nicht', weil wir von den Zuschauerströmen her sicherlich irgendwann dahin kommen und möglichst in kurzer Zeit dahin kommen, dass wir uns diese Lobby von den Zuschauerzahlen her erarbeiten."

European League of Football zieht noch mehr Fans an

Ein Vorteil der GFL liegt sicherlich darin, dass die Spiele mehrheitlich im Sommer stattfinden, außerhalb der Hochzeiten anderer Sportarten – außer, es gibt eine Fußball-Heim-EM. Allerdings absolviert auch die privat-organisierte European League of Football ihre Spiele im Sommer – und zieht mehr Fans an. Durchschnittlich mehr als 4.000 Menschen haben 2023 die ELF-Spiele besucht. Die German Football League kam auf 1.700. In der ELF erhalten die Spieler zudem meist mehr Geld, entsprechend wechseln immer wieder Spieler der GFL zur europäischen Konkurrenz.
Die GFL ist zugleich auf freiwillige Helfer angewiesen, um den Spielbetrieb durchzuführen. Denn im American Football benötigt es nicht nur viele Spieler für die Kader, sondern auch jede Menge Freiwillige für die Versorgung und das Rahmenprogramm für die im Football üblichen Pausen. 30 bis 40 Personen brauche man an einem Spieltag, sagt Jens Torsten Müller.
Selbst beim Training helfen die Fans. "Wenn wir auf die ganz normale Trainingsbetreuung gucken, da haben sich wirklich Fans gefunden, die sagen, wir kümmern uns um das Team. Das sind immer drei, vier, fünf Personen beim Training. Also jedes Training wird mit einer Drohne aufgenommen, also brauchst du mindestens zwei Drohnenpiloten, falls mal einer im Urlaub ist oder so."
Da ist es gewiss von Vorteil, dass die Football-Euphorie nicht zuletzt aufgrund der NFL ein neues Hoch erreicht hat.