Mittwoch, 08. Mai 2024

Brandenburg legt vor
Gesetzesnovelle soll für weniger prekäre Arbeitsbedingungen und mehr Karrierewege an Hochschulen sorgen - breites Lob von Uni-Beschäftigten

Brandenburg will die Arbeitsbedingungen von Dozenten und studentischen Beschäftigten an Unis verbessern. Das Kabinett habe einer Novelle des Hochschulgesetzes zugestimmt, teilte die Staatskanzlei mit.

01.12.2023
    Das Hauptportal der Europa-Universität Viadrina spiegelt sich in einer Glasfassade.
    Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). (picture alliance / dpa-Zentralbild / Patrick Pleul)
    Demnach soll es eine Mindestbeschäftigungsdauer für studentische Beschäftigte und Konzepte für eine dauerhafte Besetzung von Stellen durch Dozenten geben. Für den akademischen Mittelbau soll es zudem mit einer Juniordozentur, einer Dozentur und einem Wissenschaftsmanager neue Karrierewege geben. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Schüle, SPD, erklärte, das sei in dieser Form bundesweit einmalig und eröffne attraktive Karrierewege jenseits der Professur.
    Die Entscheidungen stießen bei Betroffenen auf positive Resonanz. So kam unter anderem Lob von einer der führenden Aktivistinnen für Reformen, Amrei Bahr. Die Juniorprofessorin der Uni Stuttgart, die sich seit Langem für Änderungen am Wissenschaftszeitvertragsgesetz (kurz: WissZeitVG) engagiert, teilte erfreut mit, nach der Aktion "#IchBinHanna" sei im deutschen Wissenschaftssystem nichts wie es vorher gewesen sei. Ähnlich äußerten sich andere Uni-Beschäftigte. Die Präsidentin der TU Berlin, Geraldine Rauch, dankte für "den mutigen Schritt". Zugleich beklagte sie, dass selbiger Schritt in Berlin vertagt worden sei und im Bund ausgesessen werde.
    Hintergrund sind seit Jahrzehnten beklagte prekäre Beschäftigungsverhältnisse, mangelnde Perspektiven und unbezahlte Überstunden für Nachwuchskräfte im deutschen Wissenschaftssystem. Unter den Hashtags #IchbinHanna, #IchbinReyhan oder #ProfsfürHanna wird das in den Sozialen Medien thematisiert.
    Aktuell sind die Forderungen auch Teil der laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Bundesländer. Gewerkschaften fordern neben mehr Geld auch Tarifverträge für studentische Hilfskräfte. In den vergangenen Tagen und Wochen gab es bereits mehrere Warnstreiks. Weitere sind geplant. Zudem drängen Vertreter von Wissenschaft und Verbänden auf Änderungen des WissZeitVG, um zum Beispiel bessere Bedingungen für Beschäftigte unmittelbar nach einer abgeschlossenen Doktorarbeit zu erreichen. Nötig seien dauerhafte Stellen für sogenannte Post-Docs, heißt es zum Beispiel. Die Dichotomie, auf eine Professur kommen oder aus dem Wissenschaftssystem fliegen, sei nicht mehr aktuell. Die jüngsten Reformbemühungen von Bundeswissenschaftsministerin Stark-Watzinger, FDP, waren auf breiten Widerstand gestoßen und als unzureichend kritisiert worden.
    Diese Nachricht wurde am 30.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.