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Gewerkschaftschef Frank Werneke
Der Neue an der Spitze von Verdi

Der 52-jährige Frank Werneke ist neuer Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende gilt als eher ruhiger und kontrollierter Typ. Das kann sich aber schnell ändern, wenn er etwa auf Streikkundgebungen spricht.

Von Beate Dietze | 24.09.2019
Frank Werneke folgt als Verdi-Chef auf Frank Bsirske
Frank Werneke führt künftig die Gewerkschaft Verdi (dpa / picture alliance / Sebastian Willnow)
Dunkles Sakko, offener Hemdkragen, Jeans und Dreitage-Bart: Frank Werneke gibt sich locker. Dennoch wirkt der 52-Jährige sachlich und kontrolliert – mehr wie ein Beamter im höheren Dienst als ein Gewerkschaftsboss. Wernecke muss lachen - dabei blitzen seine Augen hinter der Brille
"Das ist der Fluch des gleichen Vornamens. Aber wir sind natürlich unterschiedliche Menschen auch aus unterschiedlichen Generationen, haben auch unterschiedliche Wege im Leben genommen. Aber diese Charakterisierung von Frank als 'Rampensau' und mir als 'Buchhaltertypen' stimmt auch nicht."
Kein Polterer
Auch wenn man ihm Poltereien oder Ruppigkeiten nicht zutraut, mit denen der bisherige Verd-Chef Frank Bsirske immer wieder von sich reden machte - können kann er das, meint er ruhig:
"Es ist jetzt ganz interessant: In den letzten Wochen und Monaten - wenn ich dann mal auf Demonstrationen geredet habe, dann schon, dann gab es auch Journalistinnen und Journalisten, die darüber berichtet haben. Die haben dann gesagt. Was ist das denn für einer? Der ist ja voll aggressiv drauf! Also genau das Gegenteil von dem, was vorher geschildert wurde. Von daher lassen sich dann vielleicht alle Delegierten überraschen wie's wird."
Eine politisch herausfordernde Aufgabe ist das, begründet Werneke seine Kandidatur - dennoch hat er nicht spontan Ja gesagt, räumt er ein. Hat er doch als Verdi-Vize Bsirske über viele Jahre aus nächster Nähe erlebt.
"Es ist eine Funktion, wo man schon sehr stark in der Öffentlichkeit ist. Das ist manchmal schön, aber auch nicht immer. Also, wenn Arbeitskämpfe sind im Öffentlichen Dienst, dann hab ich auch schon mal erlebt, dass es dann auch Angriffe gibt oder verbale Ausrutscher. Darauf muss man sich gefasst machen."
Der aus der Nähe von Bielefeld stammende Ostwestfale hat die Gewerkschaftsarbeit von der Pike auf gelernt, kümmerte sich zuletzt um die Finanzen, die Mitgliederentwicklung - und hat dort einen guten Job gemacht. Viele der Delegierten wissen ihn zu schätzen.
"Er strahlt Autorität aus, hat ein Auftreten, das sicher ist - aber gleichzeitig auch ein bisschen - Angst ist nicht das richtige Wort, aber Respekt einflößt. Und ich glaube: Das zusammen mit seinem total gut aufgestellten Fachwissen - das in Kombination ist, glaube ich, einfach das, was wir jetzt brauchen." "Und ich denke, bei dem Ganzen ist er trotzdem nicht unnahbar. Also, er ist trotzdem immer noch ein Mensch, mit dem man vernünftig reden kann. Ich bin da guter Dinge"
Rente und Digitalisierung im Fokus
Was sich Frank Werneke vorgenommen hat? Die Tarifbindung will er stärken - und das Thema Rente ist ihm wichtig, ebenso die Digitalisierung. Schon als Verdi-Vize war der 52-Jährige mit SPD-Parteibuch hart eingespannt - fast jedes Wochenende ging für die Gewerkschaft drauf. Und das wird künftig nicht viel anders werden.
"Aber für alle Menschen hat der Tag 24 Stunden und man braucht auch mal einen freien Sonntag und dann gilt es halt, Prioritäten zu setzen. Es ist schon wichtig, da zu sein und Termine anzunehmen, aber man muss vielleicht auch nicht jeden Termin annehmen."
Sein Hobby - das Tauchen - wird also auch künftig dem Urlaub vorbehalten sein. Genauso wie das Bücherlesen. Das Genre spielt dabei keine Rolle - einzig für Krimis kann sich der 52-Jährige nicht erwärmen.