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Gewinner des Alternativen Nobelpreises
Eine Art juristische Intensivstation

Vor fast 20 Jahren hat Colin Gonsalves seine ehrenamtliche Arbeit gestartet: Mit zwei seiner Jura-Studienkollegen gründete er das Netzwerk "Recht auf Menschenrechte" (Human Rights Law Network) in Neu-Delhi. Jetzt wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Von Silke Diettrich |
    Colin Gonsalves, einer der Träger des Right Livelihood Award 2017
    Colin Gonsalves, einer der Träger des Right Livelihood Award 2017 (dpa/The Right Livelihood Award/Aayush Goel)
    Auch auf Youtube dokumentiert das Netzwerk einen Teil seiner Arbeit. In einer der Reportagen geht es um Frauen, der Titel: Die Ungewollten:
    "Seit Jahrhunderten hat die indische Gesellschaft niemals die Geburt einer Tochter willkommen geheißen", heißt es zu Beginn des Filmes. Die Anwälte und sozialen Aktivisten, die dem Netzwerk "Recht auf Menschenrechte" angehören, setzen sich seit Jahren auch für Frauen in Indien ein. Die würden hier oft noch unter unmenschlichen Bedingungen leben, sagt einer der drei Gründer des Netzwerkes, Colin Gonsalves:
    "Eine Frau, die Opfer einer Gewalttat wurde, hat keine Chance auf Gerechtigkeit. Und wenn du arm bist, zu der Kaste der sogenannten Unberührbaren gehörst oder eine Frau aus den Stammesgebieten bist, ist es eine fast unmögliche Aufgabe, überhaupt als Frau Gerechtigkeit zu bekommen."
    Chancen auf Gerechtigkeit eröffnen
    Traumatisierte Menschen würden rund um die Uhr bei Ihnen vorbeikommen oder anrufen. Nicht nur Frauen, es sind vor allem Menschen aus den unteren Schichten in Indien, die sonst nie Zugang zu den rechtlichten Institutionen finden würden. Das Netzwerk sei quasi eine Art juristische Intensivstation, sagt Colin Gonsalves.
    Vor fast 20 Jahren hat Colin Gonsalves seine ehrenamtliche Arbeit gestartet: Mit zwei seiner Jura-Studienkollegen hat er das Netzwerk gegründet. Schon zuvor hatte er sich für Slumbewohner eingesetzt, damit sie nicht aus ihren Hütten vertrieben werden.
    "Wir drei waren alle in sozialen Bewegungen aktiv und dann haben wir eine absolute Nische besetzt. Mit hoch professionellen Dienstleistungen, die Rechte der aller Ärmsten in unserem Land zu verteidigen."
    Ehrenamtliche Arbeit auch in den entlegendsten Dörfern
    In seinem Team arbeiten die Anwälte und Aktivisten ehrenamtlich. Sie sitzen nicht nur am Schreibtisch oder im Gericht. Sie gehen zu Menschen in die entlegensten Dörfer, klären sie über ihre Rechte auf, starten Kampagnen. In sämtlichen Bereichen: Arbeit, Umwelt, Gleichberechtigung, Gesundheit. In seinem Team würden Idealisten arbeiten, rund um die Uhr, jeden Tag:
    "Wir wollen revolutionäre Veränderungen herbeiführen in der Gesellschaft, nicht mit Pistolen oder Bomben, sondern mit etwas viel mehr Mächtigerem: Mit der indischen Verfassung!"
    In die hat Colin Gonsalves großes Vertrauen sowie in den Obersten Gerichtshof in Indien. Dennoch macht er sich große Sorgen um die Zukunft seines Landes. Die Inder würden intoleranter, vor allem die Mehrheit der Hindus gegenüber Muslimen. Viele Menschen aus der Mittelschicht würden nach Profit gieren und sich nicht um die Armen und Abgehängten scheren. Viel mehr noch: Militanten sei das Engagement seines Netzwerkes ein Dorn im Auge, seine Mitarbeiter würden sogar Todesdrohungen erhalten. Aber das würde niemanden in seinem Netzwerk Recht auf Menschenrechte davon abhalten, weiter zu machen, um für Gleichberechtigung in der indischen Gesellschaft zu kämpfen:
    "Die Armen, Unterdrückten und die Frauen müssen eine Revolution starten, raus kommen, einen Aufstand proben, nur dann wird sich hier etwas verändern."