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Gewinner und Verlierer rund um Griechenland

Längst ist es nicht so, dass alle nur verlieren bei einem Schuldenschnitt für Griechenland. Einige wollen von der Unsicherheit weiter profitieren. Und einige Banken haben sich sogar versichert - profitieren aber nur, wenn es keine freiwillige Einigung gibt. Die Interessenlage der Gläubiger ist vielschichtig.

Von Michael Braun |
    Es geht um mittlerweile 350 Milliarden Euro. So hoch ist die griechische Staatsschuld. Und rund 200 Milliarden Euro davon haben private Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister den Griechen gegeben, als sie Staatsanleihen des Athener Finanzministeriums gekauft haben. Dass Griechenland nicht zurückzahlen kann, ist klar. Doch einen Verzicht kann nicht jeder gleich gut wegstecken, meint Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Deka-Bank:

    "Die Abschreibungen auf griechische Anleihen selber sind nicht das Problem, was das Bankensystem insgesamt gefährdet. Es mögen einzelne Häuser sein, die dann eventuell bei höheren Beteiligungen noch mal wieder neu rechnen müssen. Aber es geht darum, wie eben Griechenland behandelt wird in Hinblick darauf, was mit anderen Staatsbeteiligungen geschieht."

    Hier verläuft der erste Interessenkonflikt: Es gibt unter den 450 Banken, für die der Internationale Bankenverband mit Griechenland die Umschuldung aushandelt, sicher einige, die so schwach kapitalisiert sind, dass sie sich Abschreibungen auf Wertpapierbestände nicht leisten können. Das gilt vor allem dann, wenn die Vereinbarungen mit Griechenland auf den gesamten Anleihemarkt ausstrahlen sollten, also Abschreibungen auf Anleihen aus Italien und Frankreich nach sich ziehen sollten. Andere haben eine so starke Bilanz, dass sie Abschreibungen wegpacken könnten, sich womöglich sogar damit brüsteten, um Anlegern und Kunden ihre Sicherheit zu demonstrieren.

    Dann gibt es Gläubiger Griechenlands, die ihre Forderungen über Kreditausfallversicherungen abgesichert haben. Die greifen nur, wenn eine Staatsinsolvenz festgestellt wird. Sie greifen nicht bei einem freiwilligen Forderungsverzicht. Diese Investoren dürften also nicht an einer freiwilligen Umschuldung interessiert sein. Das gilt erst recht für solche, die ihre Forderungen zu mehr als 100 Prozent abgesichert haben. Die würden eine Pleite nämlich nicht nur verlustfrei überleben. Sie würden an einer Pleite Griechenlands sogar verdienen. Ein freiwilliger Forderungsverzicht wäre für sie der GAU.

    Hinzu kommt, dass der Internationale Bankenverband nicht alle Gläubiger repräsentiert, vor allem die Hedgefonds nicht, bei denen dem Vernehmen nach aber ein Großteil der Hellenenbonds liegen soll. Hier gibt es welche, die einen Schuldenschnitt gerne hinauszögern würden, die etwa, die die im März fälligen griechischen Anleihen besitzen. Käme der Schuldenschnitt nach dem Fälligkeitstermin, müssten die fälligen Anleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden – ein gutes Geschäft für den, der nur 50 Prozent oder noch weniger gezahlt hatte. Andere dürften interessiert sein, die Unsicherheit noch weiter zu verlängern. Dann dürften die Kurse noch weiter sinken. Über Leerverkäufe ließe sich daran verdienen.

    Und dann gibt es die, die eigentlich nur das zurück haben wollen, was sie gegeben haben, die Talanx Versicherung etwa. Sie hat mitgeteilt, freiwillig auf gar nichts verzichten zu wollen.

    Die meisten anderen Gläubiger des regulierten Sektors, die Banken und Versicherungen also, sagen zumindest, sie stünden zu ihrer Zusicherung, auf 50 Prozent zu verzichten.

    Dass der Schuldner Griechenland noch andere Interessen hat, dem Vernehmen einen Forderungsverzicht von 75 Prozent durchsetzen will, erleichtert die Verhandlungen nicht.