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Gezeitenreibung und Mond-Distanz
Warum die Erde ihren Mond verliert

Die Anziehungskräfte von Sonne und Mond sorgen für Ebbe und Flut an den Küsten. Und auch die Landmassen bewegen sich im Rhythmus der Gezeiten ein wenig auf und ab. Weniger bekannt ist, dass auch der Mond solchen Gezeitenkräften ausgesetzt ist.

Von Hermann-Michael Hahn | 22.02.2019
    Mit Hilfe des Lunar Laser Ranging lässt sich die Entfernung des Mondes sehr genau vermessen und ihre Veränderung verfolgen
    Mit Hilfe des Lunar Laser Ranging lässt sich die Entfernung des Mondes sehr genau vermessen und ihre Veränderung verfolgen (NASA)
    Und weil die Schwerkraft der Erde viel stärker als die des Mondes ist, ist die Wirkung in der Gegenrichtung auch viel stärker. Sie hat dazu geführt, dass der Mond der Erde immer dieselbe Seite zuwendet.
    Umgekehrt bremsen die Gezeitenkräfte des Mondes und der Sonne auch die Rotation der Erde ganz langsam ab. Vor 400 Millionen Jahren dauerte eine Drehung der Erde nur rund 22 Stunden.
    Diese Abbremsung der Erdrotation führt ihrerseits dazu, dass der Mond sich langsam von der Erde entfernt – derzeit um etwa drei bis vier Zentimeter pro Jahr. Grund dafür ist ein physikalisches Gesetz, das die Erhaltung des Drehimpulses vorschreibt und dessen Wirkung bei jeder Pirouettendrehung zu beobachten ist:
    Wenn die zuvor fest an den Körper gepressten Arme ausgestreckt werden, verlangsamt sich die Drehung deutlich.
    Der berühmte Pirouetten-Effekt führt dazu, das eine sich langsamer drehende Erde automatisch zu einer Vergrößerung des Abstandes Erde-Mond führt
    Der berühmte Pirouetten-Effekt führt dazu, das eine sich langsamer drehende Erde automatisch zu einer Vergrößerung des Abstandes Erde-Mond führt (Ulrich Finck/leifiphysik)
    Stabil sind die Bahnen der Monde
    In gleicher Weise muss der Mond allmählich von der Erde abrücken, wenn sich die Erddrehung aufgrund der Gezeitenreibung verlangsamt.
    Bei den meisten anderen Planeten sind die Massenunterschiede zwischen Mond und Planet dagegen so groß, dass es zu keiner nennenswerten Gezeitenreibung kommt. Entsprechend stabil sind die Bahnen der Monde.
    Doch der Erdmond bremst die Erde, driftet dadurch allmählich davon und wird am Himmel immer kleiner und kleiner.