Archiv


Giftalarm

In den USA gilt unkonventionelles Erdgas als die vielversprechende und saubere Energiealternative und es macht bereits jetzt etwa ein Viertel der Gasproduktion aus. Doch es wächst Widerstand gegen die Bohrungen.

Von Miriam Braun |
    Brennendes Leitungswasser – zu sehen im Trailer zum Dokumentarfilm "Gasland". Das Wasser soll hochgiftig sein, verseucht mit Chemikalien, die bei Bohrungen nach sogenanntem unkonventionellem Erdgas verwendet werden. Josh Fox hat den Film gemacht und ist durch 24 US-Staaten gefahren und hat betroffene Menschen besucht:

    "Ihr Wasser wird Schwarz, es schmeckt salzig oder hat Gasblasen, die man anzünden kann. Wenn die Bohrlöcher nah sind, bemerkt man den Gestank 24 Stunden am Tag. Die Menschen bemerken Rauch und Gerüche. Sie bekommen Kopfschmerzen, ihnen wird übel – sie haben Atemprobleme."

    Unkonventionelles Erdgas liegt in tiefen Gesteinsschichten. Um es zu fördern, werden pro Bohrloch Millionen Liter Wasser und Sand mit hohem Druck in die Erde gepresst, um das Gestein aufzubrechen. Hydraulisches Frakturieren nennt sich das Prozedere, kurz "Fracking”. Das Problem: Dem Wasser werden an die 600 Chemikalien beigemischt – die laut Fox erst in die Erde und dann ins Grundwasser sickern.

    "Wenn die Chemikalien einmal unten sind, sind sie unten. Dann ist es vorbei – sie sind eingeschlossen in der Erde und man kommt nicht rein, um sie zu entfernen."
    Der Film von Josh Fox ist parteiisch, ein Plädoyer. Doch im Auftrag der Umweltbehörden von Texas und New York sind Studien entstanden, die bestätigen, dass die Chemikalien gesundheitsschädlich sind. Sie zeigen auch, dass das unkonventionelle Erdgas beim Verbrennen zwar weniger CO2- Ausstoß produziert als etwa Kohle – doch die Aufbewahrung in Kondensatoren und Tanks soll diesen Effekt wieder zunichte machen. Hinzu kommen die Millionen Liter Wasser, die jede Bohrung verbraucht.
    Die amerikanische Umweltbehörde EPA stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung - In einer Stellungnahme heißt es:

    "Erdgas spielt eine Schlüsselrolle bei den sauberen Energien der Zukunft in unserem Land – und der Prozess des Hydraulischen Frakturieren ist eine Möglichkeit es zu fördern. Aber es stellt sich die ernste Frage, ob die Technologie das Trinkwasser, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt beeinflusst – weitergehende Forschungen werden zugesichert."

    Die EPA mit hat mit einer neuen landesweiten Untersuchung begonnen und auch der Staat New York ist dabei, geplante Bohrungen erstmal bis Mai 2011 auszusetzen. Es geht um einen Teil des größten Gasvorkommen in den USA. Daneben liegt jedoch ein riesiges Trinkwasserreservoir, das die Stadt New York und seine zehn Millionen Einwohner versorgt.

    Für die Gas-Konzerne geht es derweil um Milliarden: Allein der Wert der Reserven in dieser Region, soll bei zwei Billionen Dollar liegen. Der Konzern Exxon ist führend auf dem Markt. In einer Stellungnahme von Cynthia Bergman White von Exxon USA zum Thema Fracking heißt es:

    "Das Bohren nach unkonventionellem Erdgas ist sicher und effizient. Industrie und Behörden arbeiten eng zusammen. Ein Schaden für die Grundwasserversorgung ist bislang nicht dokumentiert."

    Auch die Aktionäre der Energieriesen sind unruhig – wie der staatliche New Yorker Rentenfonds, der unter anderem Großaktionär von Exxon ist und gemeinsam mit anderen Aktionären eine Petition an die Gaskonzerne verabschiedet hat. Sprecher Robert Whalen:

    "Wir wollen, dass sie versichern, die besten Fördermethoden zu nutzen – die vielleicht auch über die Vorschriften hinaus gehen. Wir sagen nicht, dass die Gasförderung unbedingt schlecht ist – wir denken, dass Regionen stark davon profitieren können. Aber es muss richtig gemacht werden."

    Ob das Fracking ohne Schäden für die Regionen wirtschaftlich betrieben werden kann, bleibt offen. In New York scheint die potenzielle Gefahr erstmal gebannt zu sein.