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Glänzende Geschäfte

Pro Aurum in München stehen glänzende Zeiten bevor. Das erst sieben Jahre alte Unternehmen handelt mit Gold. Und gerade in Krisenzeiten wird allgemein viel in das Edelmetall investiert.

Von Thomas Wagner | 04.06.2010
    "Herzlich willkommen bei Pro Aurum München. Wünschen Sie Informationen zum Goldbarrenkauf, drücken Sie die eins. Interessieren Sie sich für Goldmünzen, drücken sie die zwei. Benötigen Sie das Gespräch mit einem Anlageberater…."

    Wer die Nummer der Pro Aurum GmbH und CO KG wählt, kommt in einem modernen Industriegebiet in München-Riem heraus.

    Seit rund einem dreiviertel Jahr steht hier ein Gebäude, das europaweit seinesgleichen sucht – eine Art Fort Knox in Oberbayern:

    "Das Gebäude hat eine Anmutung wie ein Goldbarren. Es hat eine golden anmutende Fassade."

    Und darauf ist Mirko Schmidt mächtig stolz. Beiger Business-Anzug, Krawatte - der Mittvierziger war 2003 einer der Mitbegründer der Pro Aurum GmbH und Co. KG. Der Geschäftszweck: An- und Verkauf von Edelmetallen, sei es als Münzen oder als Barren.

    "Grüß Gott. Ich würde gerne meine bestellte Ware abholen."

    "Ja, kurzen Augenblick, dann bekomme ich von ihnen 8100 Euro, danke schön. Kleinen Moment ich lass das durch die Geldmaschine ... passt genau."

    Der Schalter im Untergeschoss des Gebäudes könnte sich genau so in einer Bank befinden – mit einem Unterschied: Hier erhält der Kunde für sein Bargeld klingende Münze – in diesem Fall: "Fünf Mal die Goldene Wiener Philharmonika zu einer Unze und einmal 100 Gramm Goldbarren. Bitte schön!"

    "Ja, vielen Dank."

    Gerade in den letzten Wochen war an dem Schalter viel mehr los als in all den Jahren zuvor:

    "Wir haben die erste große Welle erlebt nach der Lehman-Pleite. Und vor drei Wochen, als es um die Pleite ging des Staates Griechenland, haben wir einen sehr, sehr starken Zuspruch erhalten. Und viele haben dann ein Investment gesucht im Bereich der Sachanlage, allen voran Gold und Silber. Also das Umsatzvolumen hat sich seit der Griechenlandkrise in etwa vervierfacht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum."

    Doch nicht nur der jüngste Run aufs Edelmetall hat den Goldpreis in astronomische Höhen schnellen lassen. Geschäftsführer Mirko Schmidt sieht hier einen langfristigen Trend:

    "In den letzten Monaten hat er um etwa zehn Prozent zugelegt. Und seit unserer letzten Unternehmensgründung im Jahr 2003 war das Kilogramm Gold noch knapp unter 10.000 Euro pro Kilogramm. Zwischenzeitlich haben wir Preisnotizen, die bei 33.000 Euro je Kilogramm liegen."

    Unterwegs mit Mirko Schmidt ins Allerheiligste des Unternehmens: Eine schmale Treppe führt über einen diffus beleuchteten Gang nach unten, in den Hochsicherheitsbereich. Eine riesige, stählerne Tresortür öffnet sich, eineinhalb Tonnen schwer. Innendrin zahlreiche Schließfächer. Mit einer Chipkarte und einem zusätzlichen Schlüssel öffnet Mirko Schmidt eine weitere Tür. Und die gibt den Blick frei auf ein glänzendes Etwas, angestrahlt von dezentem Scheinwerferlicht.

    "Ein Teil dieses Schatzes gehört zu einem Fonds, den Pro Aurum selbst aufgelegt hat. Wer hier investiert, darf einen Teils eines Anlagenkapitals in diesem Tresorraum wähnen. Viele möchten ihren Schatz aber lieber zu Hause aufbewahren."

    Zwei Mitarbeiter lagern im so genannten "Vor-Tresorraum" Goldbarren in einer Kiste ein. Die wird wenig später von seiner Spezialspedition abgeholt und zum Käufer transportiert, der sein Gold über das Online-Portal des Unternehmens bestellt hat. An der Decke dezent angebrachte Überwachungskameras.

    "Das war das physische Aufeinandertreffen von zwei Kilo Goldbarren. Zu Beginn meiner Karriere war diesem Vorgang eine gewisse Erotik innewohnend, die natürlich im Laufe der Zeit durch die jahrelange Erfahrung verloren gegangen ist. Es ist alltäglich geworden. Man muss sich von der Vorstellung lösen, welche gewaltigen Werte dahinter stehen. Sonst hat man ja den Blick nicht frei für die Arbeit."

    Alleine die beiden Goldbarren, die soeben in der Kiste verstaut wurden, sind um die 64.000 Euro wert. Karl Simon ist Chef im Vor-Tresorraum, der größer ist, als dies auf den ersten Blick mit den vielen herumstehenden Kisten, Kartons und Goldbarren-Stapel den Anschein hat.

    "Der Raum, beziehungsweise der Lagerraum unterhalb, fasst theoretisch zehn Prozent aller in der Menschheitsgeschichte geförderten physischen Goldmengen. Wenn man hier einen plastischen Vergleich bemühen möchte, dann sind das 163.000 Kisten schmackhaften, bayerischen Bieres."

    Dies in Gold aufgewogen, ergibt riesige Werte. Wie viel davon tatsächlich in den Räumen steht, hält das Unternehmen aber geheim. Über Umsatzzahlen behält die Geschäftsleitung ebenfalls Stillschweigen; darüber redet man in der Goldbranche nicht. "Guten Tag, 500-Gramm-Barren. Die haben wir da, kein Problem.

    Ein Arbeitsplatz wie der eines Börsenbrokers: Drei Bildschirme hängen an der Wand, zeigen aktuelle Kurse und Diagramme. Hier kaufen und verkaufen Mitarbeiter am Telefon oder online Gold zu aktuellen Tageskursen. Je mehr es kriselt in Europa, desto häufiger klingelt es. Das ist in dieser Form nicht unbedingt gut für die Branche,

    "denn diese extremen Ausschläge haben ein Rekordhoch beim Goldpreis auch ausgelöst, und es kam zu sehr langen Lieferzeiten, weil die Hersteller der Münzen und Barren auf diese weltweit gestiegene Nachfrage eigentlich nicht eingestellt waren. Und somit mussten wir sehr viele Kunden vertrösten, dass sie ihr Material erst in zwei oder drei Wochen erhalten",

    erläutert Geschäftsführer Mirko Schmidt.

    Zugute kommt ihm der Trend, dass sich die meisten Banken aus dem direkten Handel mit physischem Gold zurückgezogen haben. Grund: Die Gewinnsparren pro Münze und pro Barren sind niedrig; die Masse macht das Geschäft, auf das ein Händler wie Pro Aurum spezialisiert sein muss: Die Lagerräume müssen vorhanden sein, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, das geschulte Personal. Am Standort München-Riem beschäftigt Pro Aurum 48 Mitarbeiter. In den Filialen Bad Homburg, Berlin, Wien, Zürich und Lugano kommen nochmals 34 hinzu. Ohne konkret ein Ergebnis zu beziffern, spricht Geschäftsführer Mirko Schmidt von schwarzen Zahlen im Unternehmen. Kein Wunder, dass er nach dem späten Feierabend schon mal gerne bei Walt Disney nachliest. Die Person des Dagobert Duck hat es ihm besonders angetan:

    "Wir haben uns mal spaßeshalber überlegt, ob wir ein Bad in Goldgranulat oder Goldmünzen anbieten. Aber das bleibt noch Zukunftsvision."