Dienstag, 07. Mai 2024

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Glauben
"Religionen stellen Argumente für Gewalt zur Verfügung"

Die Frage, ob die Gewalt in monotheistischen Religionen größer sei, werde viel diskutiert, sagte Hartmut Leppin im DLF. Es könne sein, dass der Wahrheitsanspruch zu einer Radikalisierung beitrage, aber auch der seelsorgerische Moment, der Wunsch, den anderen zum wahren Glauben zu führen. Man könne jedoch auch das Gegenteil in den Schriften lesen.

Hartmut Leppin im Gespräch Britta Fecke | 05.04.2015
    Die Statue des Heiligen Bonifatius hält am Donnerstag (25.03.2010) in Fulda
    Die Statue des Heiligen Bonifatius in Fulda (dpa / picture alliance / Uwe Zucchi)
    Es sei kein Zufall, dass in einer Zeit, in der sich die islamische Welt vom Westen gedemütigt fühle, derartige Entwicklungen zustande kämen. Und dass das Christentum in einer Zeit, in der es verunsichert war, wie etwa im Mittelalter, seinerseits gewalttätig wurde. Die Religionen stellten Argumente zur Verfügung, die Gewalt rechtfertigten. Und zwar vor anderen und auch vor den Gewalttätern selbst.
    Man werde aber in allen Schriften auch genau das Gegenteil finden: Sowohl die Rechtfertigung als auch die Ablehnung von Gewalt könne gelesen werden. Man könne aus dem Koran Zitate sehr schnell herauspicken, die für eine Gewaltaffinität sprechen, aus der Bibel genauso. Aber man müsse sie in Zusammenhängen sehen. Dadurch werde vieles differenzierter. Bei der Rechtfertigung von Gewalt würde aus Koran und Bibel die Gewalt, die in den Schriften vorkomme, aus dem Zusammenhang herausgelöst.
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