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Gleiche Leistung führt nicht zwangsläufig zu gleicher Empfehlung

In formaler Hinsicht würden Kinder mit Migrationshintergrund bei gleichen Leistungen in der Schule mindestens so oft für das Gymnasium empfohlen wie Kinder deutscher Herkunft, sagt die Soziologin Cornelia Gresch. Allerdings bekämen Kinder aus bildungsnäheren Familien eher die Gymnasialempfehlung.

Cornelia Gresch im Gespräch mit Manfred Götzke | 01.06.2012
    Manfred Götzke: Unser Schulsystem ist so ungerecht wie kaum ein anderes in Europa. Das kritisieren auch wir hier bei Campus und Karriere seit Jahren. Das zeigt sich zum Beispiel: bei Kindern mit Migrationshintergrund. Sie bekommen viel seltener eine Empfehlung fürs Gymnasium als Kinder deutscher Herkunft und landen entsprechend häufiger auf Real- und Hauptschule. Und diese Ungerechtigkeit hat sogar zwei Dimensionen: Einerseits schneiden ausländische Kinder bei Leistungstests schlechter ab – was sich durch einen Mangel an individueller Sprach- und sonstiger Förderung erklären lässt. Aber selbst wenn die Kinder genauso gut abschneiden wie ihre deutschen Mitschüler, landen sie seltener auf dem Gymnasium. Aber liegt das wirklich am Migrationshintergrund der Kinder? Die Soziologin Cornelia Gresch hat das in Ihrer Doktorarbeit mal ganz genau angeschaut und erstaunlicherweise festgestellt nein, wegen des Migrationshintergrunds werden Kinder nicht benachteiligt.

    Frau Gresch, Können wir jetzt also aufatmen und uns freuen, dass unsere Gesellschaft doch nicht latent dazu neigt Ausländer zu diskriminieren?

    Cornelia Gresch: Also auf der einen Seite kann man sicherlich das bestätigen. Also wir können aufatmen, zumindest in formaler Hinsicht wird Schülern mit Migrationshintergrund nicht unrecht getan. Also wenn sie die gleichen Leistungen erbringen wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler, dann erhalten sie auch die gleichen Übergangsempfehlungen. Das kann man sicherlich so festhalten und das ist auch ein gutes Ergebnis, ein erfreuliches Ergebnis, dass hier formal erstmal keine Diskriminierungsprozesse nachgewiesen werden können.

    Das vollständige Gespräch mit Cornelia Gresch können Sie bis zum 1.11.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.