Archiv


Glühbirnenstreit im Europaparlament

Auf europäischer Ebene droht der Glühbirne das Aus. Bis 2012 soll sie durch Energiesparlampen ersetzt werden - so lautet der Beschluss der 27 Mitgliedsländer. Doch angesichts des bevorstehenden Wahlkampfs regt sich Widerstand. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese geht jedoch nicht davon aus, dass der Beschluss gekippt wird.

Peter Liese im Gespräch mit Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Am 07. Juni wird das Europaparlament neu gewählt und ein Aufregerthema könnte allen Ernstes die Glühbirne werden. Ihr droht das Aus bis 2012 – so lautet der Beschluss der EU -, um Energiesparlampen einzuführen.
    Die Begeisterung für die Glühbirne hält sich noch in engen Grenzen. Das bekommen auch immer mehr Europaparlamentarier zu spüren und heute im Umweltausschuss könnten einige der Abgeordneten dafür sorgen, dass man noch einmal über den Wechsel zu Energiesparlampen nachdenkt.
    Peter Liese ist CDU-Europaabgeordneter, Mitglied im Umweltausschuss des Europaparlaments. Guten Morgen, Herr Liese.

    Peter Liese: Guten Morgen!

    Meurer: Wie einsam fühlen Sie sich denn als Kämpfer in Ihrer Fraktion für die Energiesparlampen?

    Liese: Ich fühle mich überhaupt nicht einsam. Das, was ich vertrete, ist abgestimmt mit der Bundeskanzlerin Frau Merkel und dem Bundeswirtschaftsministerium. Die deutsche Bundesregierung und 26 andere Regierungen haben dieser Maßnahme zugestimmt und auch einige, die jetzt heftig dagegen sind, haben noch vor einem Jahr einer Resolution zugestimmt, wo wir der Europäischen Kommission den Auftrag gegeben haben, genau das zu tun, was sie jetzt getan hat.

    Meurer: Warum schwenken Fraktionskollegen von Ihnen auf eine andere Linie jetzt um, gegen die Energiesparleuchten?

    Liese: Das Thema wurde natürlich in der Öffentlichkeit nicht so heftig diskutiert und es passiert leider – da will ich mich auch nicht von freisprechen, aber man sollte sich dann wenigstens zurückhalten -, dass man Vorschlägen zustimmt, ohne sich überhaupt der Tragweite bewusst zu sein. Das ist sicherlich bei einigen Kollegen passiert, dass sie der Forderung im Plenum des Europäischen Parlamentes zugestimmt haben und jetzt erst merken, dass sie das vielleicht gar nicht wollten. Aber es ist natürlich selbstverständlich, wenn in der Bevölkerung eine Diskussion losgeht, dass wir darüber auch noch mal diskutieren, und ich halte eine Diskussion für dringend notwendig. Ich glaube aber nicht, dass am Ende der Diskussion stehen sollte, dass wir alles, was beschlossen wurde, zurücknehmen müssen.

    Meurer: Warum sind Sie dagegen, dass sich das Europaparlament noch einmal ausführlich damit auseinandersetzt?

    Liese: Ich glaube, dass die Bundesregierung und die 26 anderen Mitgliedsstaaten und auch wir, indem wir diese Maßnahme vor einem Jahr gefordert haben, das Richtige getan haben. Es sind sehr viele Probleme diskutiert und abgewogen worden und die meisten Probleme, die im Zusammenhang mit Energiesparlampen diskutiert werden, sind durch die moderne Technik heute schon gelöst. Wir dürfen nicht die Energiesparlampen von vor zehn Jahren zugrunde legen, sondern die, die heute auf dem Markt sind. Andere Probleme werden gelöst, indem wir zum Beispiel Qualitätsstandards mit verabschieden. Es geht also nicht nur um Energieeffizienzstandards, die sozusagen der Glühbirne das Aus bereiten, sondern es geht auch um Qualitätsstandards für Energiesparlampen.

    Meurer: Bei den Qualitätsstandards meinen Sie damit, dass einige ja sagen, von solchen Energiesparlampen gehen auch gesundheitliche Risiken aus.

    Liese: Ja. Ich glaube, das ist wirklich ausführlich untersucht worden, und ich glaube, dass das vielleicht für die alten Energiesparlampen gilt. Die hatten ein sehr flackerndes Licht, wodurch Epileptiker Probleme hatten. Das Problem ist schon vollständig gelöst. Dann gibt es bestimmte Personen, die sehr lichtempfindlich sind. Die sind auch für Tageslicht empfindlich. Das ist also kein Problem, was durch die Energiesparlampen hervorgerufen wird, aber man braucht eine zusätzliche Schutzhülle, die aber von der Industrie angeboten wird, um diese Personenkreise zu schützen – nicht weil die Energiesparlampe irgendwo eine besonders schädliche Form von Licht emittiert, sondern weil sie das Tageslicht imitiert und weil bestimmte Leute auch gegen das Tageslicht empfindlich sind.

    Meurer: Sie sind ja selbst Arzt. Von diesen modernen Leuchten gehen elektromagnetische Strahlen aus. Können die schädliche Wirkungen entfalten?

    Liese: Der Elektrosmog, der durch Energiesparlampen hervorgerufen wird, ist um den Faktor mehr als 100 niedriger als bei anderen Geräten, die in jedem Haushalt vorhanden sind, wie Fernseher oder Radiowecker. Deswegen kann man natürlich nicht ausschließen, dass es Personen gibt, die ganz besonders empfindlich sind. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das nicht, dass da irgendein Problem, irgendeine Gesundheitsschädigung entsteht, aber wir müssen das respektieren, wenn Leute sagen, ich will überhaupt kein Risiko eingehen. Deswegen und aus vielen anderen Gründen gibt es ja nicht nur die Energiesparlampen, sondern es gibt die energieeffizienten Halogenleuchtmittel, die jede Glühbirne ersetzen können, weil sie in jede gebräuchliche Leuchte reinpassen. Man kann sie von der Glühbirne optisch praktisch nicht unterscheiden und eventuelle Probleme, die einzelne Personen mit der Energiesparlampe haben, sind bei den Halogenleuchtmitteln auch nicht vorhanden.

    Meurer: Nun kann man ja sagen – Entschuldigung, wenn ich Sie unterbreche, Herr Liese -, das kann doch alles jeder selbst entscheiden. Ist da die EU wieder die große Behörde, die den Menschen vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben?

    Liese: Ich glaube, das Thema Energiesparen ist nicht nur Privatsache. Wir haben den Klimawandel und wir müssen etwas tun und die erneuerbaren Energien werden nicht so schnell einen so großen Anteil übernehmen können, dass wir auf Energiesparen ganz verzichten können. Es ist auch so, dass natürlich der Verbraucher profitiert, wenn er jetzt eine größere Auswahl an sparsamen Leuchtmitteln bekommt. In Großbritannien gibt es zum Beispiel diese Halogenleuchtmittel noch nicht und die werden jetzt sehr schnell eingeführt, weil natürlich die Industrie den Verbrauchern diese Alternative jetzt anbieten möchte.

    Meurer: Und worin besteht der Profit, im Stromsparen?

    Liese: Ja. Man spart sehr viel Strom. Ein Verbraucher kann durch den Ersatz einer Glühbirne durch eine Energiesparlampe im Jahr acht Euro sparen. Wenn man eine durchschnittliche Haltbarkeit – auch das ist jetzt vorgeschrieben, dass es besser überprüft wird – von fünf Jahren zu Grunde legt, dann rechnet sich das doch schon ganz schön hoch. Selbst bei den Halogenleuchtmitteln kann man noch 25 bis 45 Prozent Strom einsparen. Das ist nicht nur Klimaschutz, das ist auch wichtig in Zeiten immer weiter steigender Strompreise.

    Meurer: Mit welcher Entscheidung des Umweltausschusses des Europaparlaments rechnen Sie heute, dass alles länger dauern soll?

    Liese: Nein. Ich glaube, dass die Mehrheit des Umweltausschusses die Maßnahme bestätigen wird. Wir sind zwar für bessere Informationen und auch mehr Diskussionen, aber ich glaube, dass die berechtigten Probleme alle abgewogen wurden und dass man eine sehr gute Kompromisslösung gefunden hat.

    Meurer: Peter Liese (CDU), Europaabgeordneter, Mitglied im Umweltausschuss des Europaparlaments, heute Morgen bei uns im Deutschlandfunk. Herr Liese, besten Dank und auf Wiederhören.

    Liese: Danke schön!