Bettina Klein: In Brüssel kommen heute Vertreter aus EU-Ländern, von der EU-Kommission und vom Autobauer General Motors zusammen, um über mögliche Maßnahmen zu Gunsten der europäischen GM-Töchter zu sprechen. Im Mittelpunkt höchstwahrscheinlich die mögliche Rettung der GM-Tochter Opel. General Motors will für Opel bekanntlich Staatshilfen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Die Bundesregierung hingegen fordert, dass vor einer Entscheidung hierüber GM die Umstrukturierungspläne doch bitte etwas genauer darlegt. - Am Telefon sind wir nun verbunden mit Rudi Kennis. Er ist Vize-Vorsitzender des Euro-Betriebsrates von General Motors und Betriebsratsvorsitzender am Standort Antwerpen. Ich grüße Sie, Herr Kennis.
Rudi Kennis: Guten Morgen.
Klein: Was sind Ihre Erwartungen an den Krisengipfel heute konkret?
Kennis: Die Erwartungen sind, dass man ganz klar darstellen soll, dass es sich hier nicht um Protektionismus handelt, sondern dass wir als hundertprozentige Tochter von GM keinen Zugang haben für finanzielle Mittel und so weiter und dass wir dort mit allen Regierungen und dem Günter Verheugen, der die Initiative für dieses Meeting übernommen hat, dass wir ganz klar darstellen, dass es um Hilfe geht, nicht um Subventionen, nicht um irgendeinen Verstoß gegen das Gesetz zu Konkurrenzbedingungen.
Klein: Sie fordern Staatshilfe ohne Bedingungen, wie die Bundeskanzlerin das zum Beispiel verlangt hat?
Kennis: Ja. Ich bin mit der Bundeskanzlerin selbstverständlich einverstanden, weil es geht hier um Steuergeld, und Steuergeld heißt, da muss man aufpassen, was man damit macht. Ich kann die Angst ganz gut verstehen, dass das Geld nicht irgendwo in die USA geht und irgendwo in ein schwarzes Loch geht. Da müssen Garantien gegenüberstehen, dass das Geld genutzt wird, um in Europa Opel zu retten und um zum Beispiel kein Blutbad zu organisieren und Werke zu schließen.
Klein: Alle Seiten sagen jetzt, es müssen noch so viele Details geklärt werden, das wird Wochen dauern. Weshalb sind die Karten eigentlich noch immer nicht auf dem Tisch? Die Verhandlungen währen ja schon seit Wochen.
Kennis: Ja, das stimmt, aber gestern sind wir doch einen großen Schritt weitergekommen, weil wir gemeinsam jetzt einen Weg sehen. Gestern haben wir vereinbart, das zumindest gemeinsam zu verstehen: Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen, das sind die heutigen Strukturen von GM Europa, und das heißt, dass all seine bestehenden Werke drin sind. Das Management und unsere Vertreter, wir haben ein gemeinsames Ziel, keine Werke zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Weiter hinaus ist es so, dass am Ende dieser Verhandlungen eine für beide Seiten akzeptierte Unternehmensstruktur und ein Unternehmensplan vorliegen muss. Das ist der richtige Weg, auch was die Frau Merkel verlangt.
Klein: Sie sprachen es an, es gab gestern Beratungen zwischen dem europäischen Betriebsrat, also Ihnen, und dem Management und herausgekommen ist, wenn ich Sie richtig verstehe, eine Bestandsgarantie für sämtliche Opel-Standorte in Europa?
Kennis: So ist es, und das war für uns das Argument zu sagen, okay, auch von unserer Seite wird etwas erwartet: Nämlich 1,2 Milliarden Strukturkosten auf Arbeit und arbeitsrelatierte Kosten sollen eingespart werden. Aber wir haben gesagt, wir machen da mit, aber nicht, wenn ein Blutbad organisiert wird oder wenn Steuergeld gespendet wird zum Beispiel, um Werke im Ausland, etwa Antwerpen oder andere Standorte, zu schließen. Das kann auch nicht sein.
Klein: Sie haben gesagt, Sie machen mit, aber Lohnverzicht wurde gekoppelt an harte Bedingungen. Welche sind das?
Kennis: Ich weiß nicht, ob es zum Lohnverzicht kommt. Was wir sagen, ist, wir wollen die 1,2 Milliarden suchen. Das sind Arbeitskosten, aber auch arbeitsrelatierte Kosten. Das heißt nicht sofort, dass man Lohn abgeben soll oder so etwas. Da müssen wir kreativ damit umgehen, aber da muss gegenüberstehen, dass kein Werk geschlossen wird und keine betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, und natürlich unsere andere Forderung, dass Opel wieder eine globale Marke sein soll, und dass wir da verschiedene Optionen für Wachstum inne haben. Wir können nicht akzeptieren, dass zum Beispiel Steuergeld genutzt wird, um ein Blutbad zu organisieren oder zum Beispiel für ein kleineres zukünftiges Opel. Wir müssen wieder die Chance nutzen auf dem Markt. Wir haben tolle Produkte in der Pipeline, und wir müssen so eine neue Struktur eingehen.
Klein: Herr Kennis, Sie sprechen von einer Standortgarantie. Halten Sie das für ein Zwischenergebnis, das dann eben doch eine Art Verhandlungsmasse noch in den künftigen Wochen und Monaten werden wird?
Kennis: Es werden noch ein paar Schwierigkeiten auftauchen. Da bin ich sicher. Aber das wichtige heute ist, dass wir einen gemeinsamen Weg jetzt gefunden haben, dass das Management sich versteht damit und auch die Arbeitnehmervertretung, weil am Ende des Tages müssen die drei Komponenten zusammenkommen. Das sind die 3,3 Milliarden, das sind die 3 Milliarden, die GM selber einbringt mit Patenten und Intellectual Property, wie gesagt, und die 1,2 Milliarden von den Arbeitnehmern. Diese drei Komponenten sind zusammen, oder es gibt kein Opel mehr. So einfach ist die Sache.
Klein: Die Frage nationale Lösung oder europäische Lösung ist damit auch vom Tisch, weil es beides im Zusammenhang gelöst werden kann, glauben Sie?
Kennis: So ist es. Wir fordern eine europäische Lösung, und das ist etwas anderes wie zum Beispiel Herr Sarkozy in Frankreich machen wollte. Also es geht hier nicht um eine nationale Lösung, es geht um eine europäische Lösung. Darum denke ich, dass es heute Nachmittag bei Günter Verheugen keine Probleme geben wird.
[Anm. d. Red.: Diese Interviewmitschrift wurde sprachlich leicht überarbeitet.]
Rudi Kennis: Guten Morgen.
Klein: Was sind Ihre Erwartungen an den Krisengipfel heute konkret?
Kennis: Die Erwartungen sind, dass man ganz klar darstellen soll, dass es sich hier nicht um Protektionismus handelt, sondern dass wir als hundertprozentige Tochter von GM keinen Zugang haben für finanzielle Mittel und so weiter und dass wir dort mit allen Regierungen und dem Günter Verheugen, der die Initiative für dieses Meeting übernommen hat, dass wir ganz klar darstellen, dass es um Hilfe geht, nicht um Subventionen, nicht um irgendeinen Verstoß gegen das Gesetz zu Konkurrenzbedingungen.
Klein: Sie fordern Staatshilfe ohne Bedingungen, wie die Bundeskanzlerin das zum Beispiel verlangt hat?
Kennis: Ja. Ich bin mit der Bundeskanzlerin selbstverständlich einverstanden, weil es geht hier um Steuergeld, und Steuergeld heißt, da muss man aufpassen, was man damit macht. Ich kann die Angst ganz gut verstehen, dass das Geld nicht irgendwo in die USA geht und irgendwo in ein schwarzes Loch geht. Da müssen Garantien gegenüberstehen, dass das Geld genutzt wird, um in Europa Opel zu retten und um zum Beispiel kein Blutbad zu organisieren und Werke zu schließen.
Klein: Alle Seiten sagen jetzt, es müssen noch so viele Details geklärt werden, das wird Wochen dauern. Weshalb sind die Karten eigentlich noch immer nicht auf dem Tisch? Die Verhandlungen währen ja schon seit Wochen.
Kennis: Ja, das stimmt, aber gestern sind wir doch einen großen Schritt weitergekommen, weil wir gemeinsam jetzt einen Weg sehen. Gestern haben wir vereinbart, das zumindest gemeinsam zu verstehen: Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen, das sind die heutigen Strukturen von GM Europa, und das heißt, dass all seine bestehenden Werke drin sind. Das Management und unsere Vertreter, wir haben ein gemeinsames Ziel, keine Werke zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Weiter hinaus ist es so, dass am Ende dieser Verhandlungen eine für beide Seiten akzeptierte Unternehmensstruktur und ein Unternehmensplan vorliegen muss. Das ist der richtige Weg, auch was die Frau Merkel verlangt.
Klein: Sie sprachen es an, es gab gestern Beratungen zwischen dem europäischen Betriebsrat, also Ihnen, und dem Management und herausgekommen ist, wenn ich Sie richtig verstehe, eine Bestandsgarantie für sämtliche Opel-Standorte in Europa?
Kennis: So ist es, und das war für uns das Argument zu sagen, okay, auch von unserer Seite wird etwas erwartet: Nämlich 1,2 Milliarden Strukturkosten auf Arbeit und arbeitsrelatierte Kosten sollen eingespart werden. Aber wir haben gesagt, wir machen da mit, aber nicht, wenn ein Blutbad organisiert wird oder wenn Steuergeld gespendet wird zum Beispiel, um Werke im Ausland, etwa Antwerpen oder andere Standorte, zu schließen. Das kann auch nicht sein.
Klein: Sie haben gesagt, Sie machen mit, aber Lohnverzicht wurde gekoppelt an harte Bedingungen. Welche sind das?
Kennis: Ich weiß nicht, ob es zum Lohnverzicht kommt. Was wir sagen, ist, wir wollen die 1,2 Milliarden suchen. Das sind Arbeitskosten, aber auch arbeitsrelatierte Kosten. Das heißt nicht sofort, dass man Lohn abgeben soll oder so etwas. Da müssen wir kreativ damit umgehen, aber da muss gegenüberstehen, dass kein Werk geschlossen wird und keine betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, und natürlich unsere andere Forderung, dass Opel wieder eine globale Marke sein soll, und dass wir da verschiedene Optionen für Wachstum inne haben. Wir können nicht akzeptieren, dass zum Beispiel Steuergeld genutzt wird, um ein Blutbad zu organisieren oder zum Beispiel für ein kleineres zukünftiges Opel. Wir müssen wieder die Chance nutzen auf dem Markt. Wir haben tolle Produkte in der Pipeline, und wir müssen so eine neue Struktur eingehen.
Klein: Herr Kennis, Sie sprechen von einer Standortgarantie. Halten Sie das für ein Zwischenergebnis, das dann eben doch eine Art Verhandlungsmasse noch in den künftigen Wochen und Monaten werden wird?
Kennis: Es werden noch ein paar Schwierigkeiten auftauchen. Da bin ich sicher. Aber das wichtige heute ist, dass wir einen gemeinsamen Weg jetzt gefunden haben, dass das Management sich versteht damit und auch die Arbeitnehmervertretung, weil am Ende des Tages müssen die drei Komponenten zusammenkommen. Das sind die 3,3 Milliarden, das sind die 3 Milliarden, die GM selber einbringt mit Patenten und Intellectual Property, wie gesagt, und die 1,2 Milliarden von den Arbeitnehmern. Diese drei Komponenten sind zusammen, oder es gibt kein Opel mehr. So einfach ist die Sache.
Klein: Die Frage nationale Lösung oder europäische Lösung ist damit auch vom Tisch, weil es beides im Zusammenhang gelöst werden kann, glauben Sie?
Kennis: So ist es. Wir fordern eine europäische Lösung, und das ist etwas anderes wie zum Beispiel Herr Sarkozy in Frankreich machen wollte. Also es geht hier nicht um eine nationale Lösung, es geht um eine europäische Lösung. Darum denke ich, dass es heute Nachmittag bei Günter Verheugen keine Probleme geben wird.
[Anm. d. Red.: Diese Interviewmitschrift wurde sprachlich leicht überarbeitet.]