Es hatte schon eine Prise Süffisanz, dass am Donnerstag, als Phil Mickelson im Brookline Country Club zum ersten Abschlag der US Open schritt, der Song “Here comes the money” gespielt wurde.
Die Musik war eine Anspielung auf die 200 Millionen Dollar Antrittsgage, mit der Mickelson zur LIV-Tour gelockt wurde, der neuen, von Saudi Arabien finanzierten Golf-Serie, die einen tiefen Keil in die Sportart getrieben hat. Es geht um so genanntes “sports washing”, um Moral, Gier und ganz viel Geld. Und Mickelson gilt als das Gesicht des Ganzen.
Medialer Spießrutenlauf für Mickelson
Er und auch andere Stars, die der PGA-Tour den Rücken gekehrt haben und den saudischen Millionen gefolgt sind, wie Dustin Johnson und Bryson DeChambeau, spielen nach der LIV-Premiere vergangene Woche in London nun erstmals wieder in den USA. Zwar hat die PGA-Tour alle Überläufer gesperrt, da sie jedoch keines des vier Major-Turniere ausrichtet, dürfen Mickelson und Co. in Brookline, am Stadtrand von Boston, dabei sein.
Allerdings wurde es für den sechsmaligen Major-Champion Mickelson zu einem medialen Spießrutenlauf. Er schwitzte, er stammelte, suchte nach Worten.
Und da es ihm das sichtlich misslang, zu erklären, was denn nun so toll an dieser neuen Tour sei, finanziert von einem Land, das für seine Menschenrechts-Verletzungen bekannt ist, wurde er kleinlich - und verwies darauf, dass doch bitte schön jeder immer nur eine Frage stellen möge.
McIlroy als Gesicht der Anständigen
Ganz anders zeigte sich Rory McIlroy. Der Nordire gilt als das Gesicht der Anständigen. Derjenigen, die der PGA-Tour treu bleiben, sich nicht mit Geld locken lassen. Warum?
"Weil es einfach das Richtige ist. Diese Tour wurde von Spielern wie Jack Nicklaus und Arnold Palmer geschaffen, sie haben hart dafür gearbeitet. Und ich würde es hassen, wenn sich das alles im Nichts auflöse-"
"Wo du dein Bett aufschlägst, da schläfst du auch"
McIlroy hielt nicht zurück, sondern kritisierte die Abtrünnigen scharf: "Mein Vater sagte mir mal: wo du dein Bett aufschlägst, da schläfst du auch. Sie haben ihr Bett aufgeschlagen, damit müssen sie nun leben."
Mickelson zeigte Verständnis für die Worte - und entgegnete mit einer Art Charmeoffensive.
"Ich respektiere Rory, seine Karriere und seine Ideen. Und ich respektiere alle Spieler, die sich entschieden haben, auf der PGA-Tour zu bleiben. Sie haben ein Recht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen."
"Niemand will ehrlich zugeben, dass es ihnen vor allem um’s Geld geht"
Dan Rapaport überraschen derartige Aussagen nicht. Der Journalist berichtet für das Monatsmagazin “Golf Digest” und meinte gegenüber dem Deutschlandfunk.
"Die Spieler haben einen Vertrag mit LIV-Golf. Und sie haben Antworten vorgelegt bekommen. Deshalb hören wir so viel von Respekt. Respekt für das Spiel, Respekt für die Entscheidungen anderer. Oder wir hören etwas davon, dass sie Golf zu Wachstum verhelfen wollen. Niemand will ehrlich zugeben, dass es ihnen vor allem um’s Geld geht. Denn keiner will seinen Gehaltscheck auf’s Spiel setzen.”
Keine Proteste, Anfeindungen oder negative Zwischenrufe
Die Fans in Brookline nahmen Mickelson oder auch Dustin Johnson den Wechsel nicht übel. Es gab in den vergangenen Tagen weder Proteste, noch Anfeindungen oder negative Zwischenrufe.
Die neue Tour ist finanziell äußerst lukrativ. Sie bietet weitaus mehr Geld, für weniger Turniere. 4,7 Millionen Dollar bekam der Südafrikaner Charl Schwartzel für seinen Sieg bei der Premiere in London. Zum Vergleich: Scottie Scheffler aus den USA erhielt für den Gewinn des prestigeträchtigen Masters in Augusta im April 2,7 Millionen.
Golf aus Liebe und nicht des Geldes wegen
Die PGA-Tour könne, betont Dan Rapaport, finanziell einfach nicht mit dem saudischen Geld mithalten. Doch der Golf-Journalist sieht trotzdem eine Chance.
“Sie können diesen Streit gewinnen, wenn sie die besten jungen Spieler halten. Das wird entscheidend sein. Profis wie Scottie Scheffler, Colin Morikawa, Rory McIlroy, Jon Rahm, Jordan Spieth, Justin Thomas - dieser Kern muss gehalten werden.”
Der Spanier Jon Rahm, der als Titelverteidiger nach Brookline kam und erneut gute Chancen auf einen Sieg hat, betonte bereits, dass er mit Geld nicht zu locken sei. Selbst wenn er 400 Millionen Dollar verdienen würde, so der 27-Jährige, würde sich sein Leben dadurch kein Stück ändern. Ihm sei es ohnehin noch nie um’s Finanzielle gegangen. Er spiele Golf aus Liebe. Zudem interessiere ihn die Geschichte und die Tradition. Und genau das finde er auf der PGA-Tour.