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Golf und Macht
Donald Trump, der mogelnde Präsident

Der amerikanische Präsident spielt so viel Golf wie keiner seiner Amtsvorhänger. Jeder der Ausflüge kostet die Steuerzahler Millionen. Und seine Caddies helfen, die Spielergebnisse zu fälschen. Wie – das steht im neuen Buch "Commander in Cheat".

Von Jürgen Kalwa | 14.04.2019
US-Präsident Trump beim Golf (2011)
US-Präsident Trump beim Golf (2011) (imago images / ZUMA Press)
Golf gilt als elitär. Denn sie kostet nicht nur eine Menge Geld und Zeit. Sie hat traditionell vor ihren exklusivsten Klubs hohe Schranken errichtet, die dafür sorgen sollen, dass nicht jeder Hinz und Kunz Mitglied werden kann.
Nirgendwo dürften sie hoch sein wie an jenem Ort, an dem in jedem Frühjahr das Masters ausgetragen wird – dem Augusta National Golf Club. Als Tiger Woods hier zum ersten Mal 1997 gewann, hatte man nur schwarze Caddies und schwarzes Küchenpersonal. Frauen waren ebenfalls nicht als Mitglied zugelassen.
Donald Trump hat deshalb schon vor Jahren erkannt, dass man sich leichter tut, wenn man seinen eigenen Platz besitzt. Oder besser noch eine ganze Handvoll. So bastelte er sich ein regelrechtes Imperium zusammen. Mit Clubs, die alle seinen Namen tragen.
Als Besitzer ist man Boss von hunderten von Angestellten. Vor allem aber auch der Caddies, die als hilfreiche Weggefährten Spieler auf ihrer Runde begleiten.
"Commander in Cheat"
Der amerikanische Sportjournalist Rick Reilly, ein Golf-Experte und hervorragender Amateurspieler, hat in seinem vor wenigen Tagen erschienenen Buch "Commander in Cheat" beschrieben, wie man dieses Privileg nutzt, wenn man sich seine Leistungen auf dem Platz schönfälschen will. Er unterhielt sich mit den Caddies in einem der Trump-Clubs über die Frage, ob der Präsident womöglich schummelt, mogelt, betrügt.
"Der Präsident sagt: ‘Er pfuscht nicht.’ Sie haben gesagt: ‘Ja, er pfuscht nicht.’ Dann war da ein Moment der Stille. Und ich meinte: ‘Oh, ihr pfuscht für ihn.’ Und dann haben sie gelacht."
Bei der Unterhaltung wurde klar, wie sie Trump tatkräftig zur Seite stehen. Sie werfen seine Bälle heimlich aus Sandhindernissen, genannt Bunker, heraus, weil er es hasst, von dort weiter zu spielen. Und sie schmeißen Bälle aus dem hohen Gras zurück auf die kurz gemähten Fairways.
Das wäre nur halb so interessant, wenn Trump über all die Fehl- und die sich daraus ergebenden Strafschläge korrekt Buch führen würde. Also das täte, was die auf Ehrlichkeit und gentlemanhaftes Verhalten aufgebauten Regeln des Spiels verlangen.
"Der beste Golfer unter den Reichen"
So etwas fällt Narzissten mit raumfüllendem Ego und dem Schuldbewusstsein kleiner Kinder allerdings extrem schwer. Denn dann kann man nicht so angeben, wie neulich bei einer Zusammenkunft mit amerikanischen Wirtschaftskapitänen im Weißen Haus.
"I said I was the best golfer of all the rich people, to be exact."
Er sei der beste Golfer unter Amerikas Milliardären, ist Trumps Standard-Behauptung und wird in solchen Kreisen inzwischen offenbar nicht mehr hinterfragt. Vermutlich auch, weil er die Anschuldigung konsequent bestreitet.
"It’s absolutely false. I win at golf. I win at golf. That I can tell you."
"Er sollte weniger Zeit für Golf haben"
So was landet dann in der schier endlosen Aufzählung der Fakten-Checker der Washington Post, die seit der Amtsübernahme mehr als 8.000 Lügen und unwahre Aussagen bilanziert haben. Tendenz? Steigend.
Die Kontroverse bringt allerdings gelegentlich prominente Golfer wie Tiger Woods in Verlegenheit, sobald sie der Versuchung erliegen, eine Einladung zu einer Runde mit Trump anzunehmen. Woods wich einer konkrete Frage nach der Schönfärberei geschickt aus.
"Für jemand in seinem Alter schlägt er den Ball mit Wucht. Ich kann nachvollziehen, dass er ein niedriges Handicap hat. Aber er sollte theoretisch weniger Zeit für Golf haben."
Donald Trump und Tiger Woods (2014)
Donald Trump und Tiger Woods (2014) (imago/ZUMA Press)
Diese Vermutung sollte sich nicht bewahrheiten. Obwohl Trump sich noch während der Amtszeit von Obama ständig über dessen Ausflüge auf den Golfplatz beschwert hatte.
"Wenn ich gewählt werde, werde ich im Weißen Haus sein und kaum Zeit haben, Golf zu spielen."
3,5 Millionen Dollar pro Golfausflug
Aber Trump selbst geht nach dem Motto vor: Was stört mich mein Gerede von gestern? Nach Kalkulationen der Webseite trumpgolfcount.com, kam er seit Anfang 2017 bereits auf 70 Runden. Bevorzugt natürlich in einem seiner eigenen Golfclubs in New Jersey oder Florida. Solche Werbung für diese eigenen Betriebe ist kostenlos. Ganz anders als die Belastung für die amerikanischen Steuerzahler. Die Ausflüge mit "Airforce One" mitsamt Sicherheitskräften im Schlepptau kosten jedes Mal rund 3,5 Millionen Dollar.
Gegenwind aus dem wohlhabenden Teil der amerikanischen Golfgemeinde gibt es bislang keinen. Die meisten von ihnen sind Mitglieder der Republikanischen Partei und haben für ihn gestimmt. Obwohl er sich nicht an die Spielregeln hält.
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