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Gotthard-Basistunnel
Der längste Eisenbahntunnel der Welt ist eröffnet

Nach 17 Jahren Bauzeit hat der Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann den neuen Gotthard-Basistunnel für den Probebetrieb freigegeben. Zwei Züge mit jeweils 500 Bürgern fuhren vom Nord- beziehungsweise Südportal aus in den längsten Eisenbahntunnel der Welt. Die Zubringerstrecke auf deutscher Seite lässt allerdings auf sich warten.

01.06.2016
    Ein Zug fährt in den Tunnel ein, dahinter Rauchsäulen von Feuerwerkskörpern.
    Der erste Zug durchquert den frisch eröffneten Gotthard-Basistunnel in der Schweiz. (dpa/LAURENT GILLIERON)
    Der Gotthard-Basistunnel führt 57 Kilometer durch die Alpen und hat rund elf Milliarden Euro gekostet. Ein bedeutendes Projekt nicht nur für die Schweiz, sondern auch für die Nachbarländer. An der Eröffnung nehmen deshalb auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident François Hollande sowie der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi teil. Sie sollen im Laufe des Tages in einem speziellen Zug von Norden nach Süden reisen.
    Mit dem europäischen Großprojekt sollen weite Teile des Güterverkehrs zwischen dem Nordseehafen Rotterdam und Genua am Mittelmeer von der Straße auf die Schiene verlegt werden. Der fahrplanmäßige Betrieb durch den Gotthard-Basistunnel soll am 11. Dezember aufgenommen werden.
    Grafik: Der neue Gotthard-Basistunnel.
    Der neue Gotthard-Basistunnel. (picture-alliance/ dpa-Grafik)
    Dank der nur geringen Höhe und des ebenen Streckenverlaufs brauchen Züge in dem Tunnel weniger Lokomotiven und können so günstiger und schneller als im alten Gotthard-Tunnel fahren: Personenzüge mit bis zu 250 Stundenkilometern, Güterzüge mit bis zu 160 Stundenkilometern. Der Zeitgewinn zwischen Zürich und Mailand beträgt - nach Fertigstellung des kleineren, ergänzenden Ceneri-Tunnels ab 2020 - rund 45 Minuten. Statt bislang maximal 180 Güterzüge sollen künftig pro Tag 260 durch die neuen Röhren rollen.
    Deutschland plant, eine Zubringerstrecke zum Gotthard auszubauen. Das verzögert sich allerdings. Bahnchef Rudiger Grube betonte, der Ausbau der Zubringerstrecke Karlsruhe - Basel brauche die Unterstützung der Bürger. Es liege in der Natur der Abläufe, dass Zeitziele nicht eingehalten werden könnten. Es gibt 170.000 Einwendungen von Anwohnern, Gemeinden und Landkreisen.
    Anwohner im Mittelrheintal fürchten mehr Bahnlärm
    Anwohner im deutschen Mittelrheintal befürchten, dass mit der Eröffnung des Tunnels der Güterverkehr auch in Deutschland zunehmen wird. Gerd Kirchhoff von der Bundesvereinigung gegen Schienenlärm sagte Deutschlandfunk-Reporter Jörg Sauerwein: "Dieser Tunnel muss sich ja lohnen, das heißt, es wird mehr Verkehr geben, und dieser Verkehr kommt bei uns vorbei."
    Kein unwahrscheinliches Szenario: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte an, dass Deutschland alles daran setzen werde, den Güterverkehr in Richtung Gotthard zu steigern. In den Ausbau der Rheintalstrecke seien bisher zwei Milliarden Euro investiert worden, weitere 6,5 Milliarden Euro stünden bereit, sagte der CSU-Politiker im SRF.
    (hba/am)