
Es ist aber nur "ein bisschen" Rücktritt, denn sein Bundestagsmandat will er behalten. Der Kreisvorstand habe ihn gebeten, die Region weiterhin in Berlin zu vertreten. Über eine erneute Kandidatur für den Bundestag 2017 will er demnach erst Ende des kommenden Jahres entscheiden. Seinen Posten als Ausschussvorsitzender legt Bosbach nach eigenen Worten zum 22. September nieder. Wenn er aber sein Mandat niederlege, "wären wahrscheinlich viele enttäuscht, die mich nicht trotz, sondern wegen meiner Haltung in der Euro-Frage gewählt haben", sagte Bosbach.
Häufig mit Rücktritt kokettiert
Der CDU-Politiker hatte zuletzt wegen möglicher neuer Griechenland-Milliardenhilfen massive Kritik an seiner eigenen Partei geübt. Er hält das Haftungsrisiko für die Steuerzahler für zu hoch - denn dass Griechenland die Kredite pünktlich und vollständig zurückzahlt, glaubt er nicht. Bosbach hatte deshalb vor knapp einer Woche gegen den Antrag der Regierung gestimmt, Verhandlungen mit Athen über ein drittes Kreditprogramm aufzunehmen. Insgesamt stimmten 65 Unionsabgeordnete dagegen oder enthielten sich.
Bosbach sitzt seit 1994 im Bundestag, bis 2009 war er Vizechef der Unionsfraktion. Zeitweise wurde er sogar als Innenminister gehandelt. Allerdings gilt der 63-Jährige immer auch als Querdenker und Abweichler. Seit Jahren kokettierte er immer wieder mit einem Rücktritt und bemühte dabei stets das Bild einer "Kuh, die quer im Stall steht". Oft wurde Bosbach wegen seiner zahlreichen Auftritte in Talkshows belächelt. Zuletzt hatte der Vater von drei erwachsenen Töchtern zunehmend gesundheitliche Probleme. Er ist an Krebs erkrankt, hat Gicht und Probleme mit dem Herzen.
(nch/nin)